Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
Vom Netzwerk:
Unterkunft anzubieten, war vor allem eine M ö glichkeit, es vermeiden zu k ö nnen, sich bei ihr daf ü r bedanken zu m ü ssen. Ob sie ihm die fehlende Dankbarkeit ü bel nahm? Seit sie vom Postenhaus aufgebrochen waren, schwieg sie. Ab und an schien sie Nathans Fragen zu lauschen, ansonsten nagte sie an ihren Lippen herum wie an z ä hem Fleisch. Eine Hand hielt sie um ihre Taille gelegt, die andere hatte sie durch einen Schlitz in ihren Rock gesteckt und krampfte sie um etwas in der Tasche darunter; ihre Faust zeichnete sich kugelf ö rmig unter dem Stoff ab.
    » Wenn du sie beschreiben k ö nntest, w ü rde ich mich umh ö ren. « Nathan g ö nnte ihm wirklich keine Ruhe. » Vielleicht sind sie schon fr ü her einmal aufgefallen und jemand kennt sie. «
    » Nein! « Henry konnte sich gerade noch davon abhalten, loszuschreien.
    Zu seinem Leidwesen schloss der Constable zu ihm auf. Vielleicht um sich davon zu ü berzeugen, dass er noch bei Verstand war. » Aber die Leute h ö ren so Einiges, gerade die Stra ß enh ä ndler …«
    » Und wer zahlt dann die Gerichtskosten, wenn du sie findest? Das alles w ü rde nur noch viel mehr Ä rger verursachen. « Eine gute Ausrede. Sie klang besser als die Tatsache, dass Ross ihm dann nur neue, um ein Vielfaches w ü tendere H ä scher auf den Hals hetzen w ü rde.
    » Es sind Verbrecher. « Nun klang Nathan kindisch. Immerzu, auch jetzt, in dieser Minute, waren sie umgeben von Verbrechern. Die Stadt war voll davon.
    Henry schluckte die Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen, griff stattdessen nach Frances ’ Arm und zog das ü berraschte M ä dchen an seine Seite. Vielleicht w ü rde ein Themenwechsel Nathan davon abhalten, ihn weiterhin zu bedr ä ngen.
    » Bald kannst du dich ausruhen « , sagte er zu ihr. » Meine Gem ä cher sind nichts Besonderes, aber f ü r eine Nacht werden sie deinen Anspr ü chen sicherlich gen ü gen. «
    » Ich hab ’ keine Anspr ü che mehr « , murmelte sie.
    Er zog die Augenbrauen hoch. » Ach? « H ä tte er sich nicht selbst schon so leid getan, er h ä tte vielleicht einige tr ö stliche Worte finden k ö nnen. Noch am Morgen hatte die Kleine gewirkt wie das bl ü hende Leben. Ein h ü bsches, junges Ding, das voller Tatendrang in die Stadt gekommen war. Er hatte nur eine vage Vorstellung davon, was ihr in der Zwischenzeit zugesto ß en sein mochte, aber er wusste selbst zu gut, dass London einiges aufzubieten hatte, das das Leben eines Menschen binnen weniger Stunden vollst ä ndig ver ä ndern konnte.
    » Sicher kann Monsieur dir ein weiches Bett bieten. «
    Henry mochte den Ton nicht, in dem Nathan das sagte. » Und ob ich das kann « , stellte er fest. » Es ist ä u ß erst weich und ä u ß erst gro ß . «
    » Ich kann auch auf dem Boden schlafen « , sagte Frances schnell. »In meiner Unterkunft war das ohnehin so vorgesehen. «
    » Das kommt nicht in Frage. « Die Besch ü tzerrolle stand ihm wesentlich besser, als die des Pr ü gelknaben, fand Henry. » Ich lasse eine Dame nicht auf dem Boden n ä chtigen « , sagte er mit Seitenblick auf Nathan. Er hakte Frances unter und legte noch einen Schritt zu. Zum Gl ü ck war es nicht mehr weit.
    Nathan brummte irgendetwas vor sich hin, aber auch wenn er aus unverst ä ndlichen Gr ü nden ver ä rgert schien, lie ß er sich dankenswerterweise nicht absch ü tteln. Henry war froh, den Constable hinter sich zu wissen – zumal die Beleuchtung nun wieder sp ä rlicher werden w ü rde. Fr ü her oder sp ä ter gingen die Lichter der Stra ß enlaternen aus, und in dieser Gegend f ü hlten sich nur wenige Hausbesitzer dazu berufen, eine Kerze ins Fenster zu stellen, welche die halbe Nacht brannte, so wie es das Gesetz forderte. Meist waren es nur die Eigent ü mer einschl ä gig bekannter H ä user, die damit der Kundschaft den Weg weisen wollten.
    G ö nnerhaft t ä tschelte Henry Frances ’ Hand. » Es ist nicht mehr weit. «
    Als sie endlich in die Gasse einbogen, in der er wohnte, wollte ihn der Anblick des Coral Court nicht wirklich beruhigen. Es schien, als w ä re etwas von Ross hier zur ü ckgeblieben, als w ü rde der Schatten des Thief-Takers in jedem Winkel, in jeder Mauerfuge auf ihn lauern. Der Eindruck besserte sich nicht, als er Bewegungen wahrnahm; auf H ö he von Mutter Thompsons Haus huschten Schemen ü ber das Stra ß enpflaster. Er h ö rte ein Pferd schnauben, leise Stimmen hingen aufgeregt in der Luft ü ber der Gasse, und es schien so, als w ü rden sich hinter

Weitere Kostenlose Bücher