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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Henry Rose gemocht hatte, so war er doch mit ihr nicht enger bekannt gewesen, als mit irgendeinem der anderen M ä dchen. Was h ä tte Ross davon, eines von ihnen zu t ö ten? H ä tte es dem Thief-Taker Genugtuung verschafft? Oder wollte er Henry damit zeigen, zu was er im Stande war?
    » Die perversen Schweine haben ihnen die Kehlen durchgeschnitten! « Josephine l ö ste sich ein St ü ck weit von ihm und ahmte mit den Fingern zwei Schnitte ü ber ihrem Hals nach. » Umgekehrte Kreuze haben sie ihnen eingeritzt. Und es lag ein Zettel bei den Toten: Fürchtet den Hades, er ist schrecklicher als Gott ! Das ist doch Blasphemie! «
    Was sie sagte, arbeitete sich sehr langsam durch das Chaos hinter Henrys Stirn. » Die Toten ? « , fragte er.
    Josephine wischte sich mit ihren breiten H ä nden die Tr ä nen aus den Augen. » Rose hat sich doch seit einiger Zeit mit diesem jungen Mann getroffen. Wei ß t du nichts davon? «
    Sie gab ihm Gelegenheit, den Kopf zu sch ü tteln.
    » Wie hie ß er doch gleich? « Hilfe suchend wandte sie sich ihrer Vermieterin zu und lie ß ihn dabei endlich los.
    Mrs. Thompson seufzte. » Henry Drake war sein Name. Ein Jammer um ihn. «
    Henry glaubte, Frances ’ Aufschrei schon zu h ö ren, bevor sie ihn ausgesto ß en hatte. Das M ä dchen wirbelte auf ihren Abs ä tzen herum. Er griff nach ihrem Ä rmel, aber der Stoff glitt durch seine Finger. Ohne dass er sie h ä tte aufhalten k ö nnen, schnellte sie den Eingangsflur hinunter und war mit wenigen Schritten bei dem Wagen auf der Gasse.

    Matthews Hand zitterte schon seit Stunden ü ber dem Blatt Papier. Zun ä chst hatte er das teure, hell leuchtende Papier bewundernd angestarrt, dann bef ü hlt, und jetzt gaffte er nur noch tumb darauf hinunter. Die schwarze Tinte von allerfeinster Qualit ä t tropfte von seinem Federkiel auf den Boden, ohne einen Satz auf das Blatt gesetzt zu haben. Die Papierb ö gen vor ihm waren gro ß formatiger als sein B ü chlein, er w ü rde darauf nicht so Platz sparend klein schreiben m ü ssen.
    In den letzten Wochen hatte er notiert, was auch immer ihm in den Sinn gekommen war, einige Anekdoten ü ber den Sklaventreiber Coustance, seine Erlebnisse unter den Dieben. Wann immer ihn die Not ü berkommen hatte, seine Gedanken jemandem anzuvertrauen, hatte er sie in Frances ’ Buch notiert und sich – wenigstens ein bisschen – dabei gef ü hlt, als w ü rde sie neben ihm sitzen und zuh ö ren.
    Jetzt fehlten ihm die Worte.
    Mit einer Handbewegung fegte er den Papierstapel beiseite. Er zog das Buch aus dem Hosenbund und schlug es eine Seite hinter seinem letzten Eintrag auf.
    Meine liebste Freundin, Frances,
    Ihr Name, in seiner sch ö nsten Handschrift. Es war schwerer, als er gedacht hatte. Vielleicht weil er wusste, dass dies der schlimmste Brief war, den er ihr schreiben konnte, denn sie w ü rde die Zeilen vielleicht nie erhalten.
    Ich schäme mich, deinen Namen auf das Papier zu setzen, denn es geschieht nur aus reinem Eigennutz und dieser Ort nimmt ihm den Klang, er entweiht ihn. Aber es scheint, als wären diese Worte an dich das Einzige, das mich hier noch eine Weile bei Verstand halten kann.
    Ich vermisse dich so sehr, deine Wort fehlen mir. Was magst du gerade tun, Frances? Denkst du überhaupt noch an mich? Ich bin froh, dich behütet und sicher im Hause des Pastors zu wissen, auch wenn deine Maman in vielerlei Hinsicht nicht die Frau zu sein scheint, für die ich sie gehalten habe. Weißt du eigentlich davon?
    Ich möchte diese verdammte Tür eintreten, jeden umrennen, der sich mir entgegenstellt, und den Weg nachhause in einer Nacht durchlaufen, nur um dir zu sagen, dass ich kein Wortbrü chiger bin, kein Schwächling, der bei der kleinsten Belastung zusammenbricht und davonläuft. Ich bin nicht davongelaufen! Dass ich keine Möglichkeit habe, dir zu sagen, was wirklich passiert ist, warum ich dir keine Briefe schreiben kann, die dich erreichen, macht mich wahnsinnig. Ich bin gefangen, eine Flucht scheitert schon an dieser Tür … Gott, ich bin froh, dass du mich nicht so siehst, so machtlos und resigniert, dass ich mich selbst nicht ausstehen kann.
    Ich kann kaum glauben, dass ich das hier tue: Ich liege bäuchlings auf dem Boden, vor der verfluchten Brettertür, die den einzigen Zugang zu diesem Verlies bildet, und schreibe dir. Als das Licht vor der Tür aufleuchtete, dachte ich, nun würde endlich jemand kommen und mit mir sprechen, mir erklä ren, was ich verbrochen habe. Aber außer

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