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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Morgen? « Er griff nach ihrer Hand, und sofort durchzuckte Schmerz ihre Finger.
    Sie fuhr auf dem Absatz herum. » Ich …« , brachte sie hervor. Henry stand vor ihr, er zog seinen grauen Wollmantel vor der Brust zusammen und hatte ein trotziges Gesicht aufgesetzt, den Kopf leicht erhoben, als w ü rde er auf ihre Ablehnung warten. Es tat ihr leid, dass sie ihn am Morgen so beleidigt hatte. Vor allem, nachdem sie gesehen hatte, wie der Marshall mit ihm umgesprungen war. Gab es eigentlich irgendeinen Menschen, der ihn wertsch ä tzte?
    Aber konnte man denn Leute, die seiner Profession nachgingen, ü berhaupt wertsch ä tzen? Leute wie Maman …
    Ihre Hand entglitt seiner. Sie wandte sich ab und bog abrupt nach rechts in einen weiteren schmalen Gang ein, der an der R ü ckseite eines alten Gesch ä ftshauses entlangf ü hrte. Sie brauchte gar nicht ü ber ihren Weg nachzudenken, er war ganz pl ö tzlich in ihrem Kopf verzeichnet wie auf einer Karte.
    Henrys Schritte waren immer noch hinter ihr. » Wovor l ä ufst du denn weg? «
    Sie wurde langsamer, rang um eine Antwort und schluckte sie dann unausgesprochen hinunter. Die Flucht sa ß ihr noch in den Beinen, lie ß ihre Muskeln flattern. Sie war m ü de und abgek ä mpft. Und dennoch war da diese v ö llig diffuse Panik, die sie weiterrennen lie ß .
    » Kannst du mir sagen, woher du auf einmal solche Wege kennst? Gestern kanntest du noch nicht einmal die Piazza. «
    Sie schleppte sich noch ein, zwei Schritte weiter, dann wurde die Erinnerung zu schwer. Mit bleiernen F üß en blieb sie stehen. Sie musste sich mit der Hand an der Hauswand abst ü tzen, weil sie f ü rchtet, ansonsten einfach umzufallen.
    » Es ist alles wieder da « , fl ü sterte sie. » Ganz pl ö tzlich war es wieder da. Sie haben mir eine Waffe an den Kopf gehalten, ich musste weglaufen. «
    Henry trat neben sie, nahm ihr Kinn in die Hand und drehte ihren Kopf in seine Richtung. » Wo bist du gewesen? «
    » In St. Giles …«
    » Bist du verr ü ckt? Was hast du da getrieben? «
    Mit einem Ruck entzog sie sich ihm. » Ich habe mein altes Zuhause gesucht. «
    » Oh, dein Zuhause. Und daf ü r l ä ufst du ganz alleine in eines der schlimmsten Rattenl ö cher, das diese Stadt zu bieten hat? Dort verlierst du deine Schuhe und kratzt dir die H ä nde blutig! War es das wert? «
    » Ich … ich war nicht alleine « , brachte sie hervor. » Collin war bei mir. «
    » Collin? « Henry riss die Augen auf. » Hat er dich in seine schmutzigen H ä ndel hineingezogen? Wei ß Ross davon? «
    » Was? Nein, er … was ist denn mit ihm passiert? Er ist weggegangen, und dann habe ich ihn erst in der Taverne wiedergesehen. Hat er etwas verbrochen? Was machen sie jetzt mit ihm? «
    » Er hat gestohlen. « Henry fuhr sich mit der Hand ü ber die Augen und lachte seltsam, w ä hrend er sich neben sie an die Hauswand lehnte. » Aufkn ü pfen werden sie ihn. «
    Wie bet ä ubt stand sie da. » Aber er ist doch erst f ü nfzehn! «
    » F ü nfzehn … zehn … das spielt keine Rolle. Ross kassiert f ü r ihn wenigstens vierzig Pfund Fangpr ä mie. «
    » Aber … kann man denn da gar nichts machen? «
    » Wenn der Marshall « , aus Henrys Mund klang das Wort wie eine Beleidigung, » die Klage vor der Gro ß en Jury durchbringt, geht die Sache vor Gericht. Und da sein Name hinter der Zeugenaussage stehen wird, gibt es keinen Grund, warum das nicht passieren sollte. Dann ist dein Freund geliefert. «
    Frances umrundete Henry und lief wieder los. Sie war ü berrascht, dass sie geradeaus gehen konnte, denn ihr Verstand schlingerte nur noch. Sie wusste, dass sie nicht daran Schuld war, was mit Collin passierte, aber wenn sie ihn vorhin in der Ivy Street nicht so einfach h ä tte gehen lassen, vielleicht w ä re dann alles ganz anders gekommen. » Ich w ü nschte, ich w ä re nie nach London zur ü ckgekehrt! «
    Sie hatte diese Worte mehr an sich gerichtet und war ü berrascht, Henry darauf antworten zu h ö ren. Er folgte ihr noch immer. » Und was h ä tte dein Matthew dazu gesagt? «
    Oh, Matthew! Matthew … wie hatte sie nur an ihm zweifeln k ö nnen? Sich nun auch noch zu w ü nschen, sie w ä re nicht hier, kam ihr wie Verrat vor. Ohne ihr Zutun knickten ihre Beine unter ihr weg, sie sackte in die Knie. Da war kein Wille mehr in ihr.
    Sie h ö rte Henry erschrocken den Atem anhalten. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und beugte sich zu ihr hinunter. » Was machst du denn? « In seinem Blick rang Besorgnis mit

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