London Hades
sodass die M ü nzen um Henrys F üß e tanzten.
Er bem ü hte sich, ihnen nicht hinterherzusehen, diesem elenden, dreckigen Geld, das sicher gerade um ihn herum in den Ritzen des Dielenbodens versickerte. Er richtete den Blick auf die Wand ü ber dem Kopf des Thief-Takers, wo ein Bildnis George II. hing, und versuchte, all seinen Hass auf das billige Abbild dieses K ö nigs zu fokussieren, der f ü r ihn nie etwas getan hatte.
Er sp ü rte Frances ’ erschrockenen Blick auf sich ruhen, sah, dass sie Anstalten machte, sich nach dem Geld zu b ü cken. Seine Hand schnappte nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest.
» Das waren fünfundzwanzig Shilling. Notier das. « Er tippte auf das Blatt vor Haggerty, w ä hrend er Ross ansah. » Und als Rate hast du es vorhin bezeichnet. – Komm. « Er zog an Frances ’ Handgelenk und bugsierte das M ä dchen, so schnell er konnte, fort aus der Gegenwart des Thief-Takers und seiner Gehilfen.
Das Licht war ganz pl ö tzlich da, schneller als sein Bewusstsein zur ü ckkehrte. Matthew st ö hnte, als er feststellte, dass er immer noch in dem stinkenden Verlies sa ß , nicht unter Pfarrer Watts Pflaumenbaum und Frances ’ Kopf auf seinem Scho ß . Er lehnte nicht am Stamm des Baumes, sondern mit den Schultern an der Bretterwand, sein Kopf war ihm auf die Brust gesunken, und so war das Erste, das er sah, das Blut auf seinem Hemd. Er schmeckte es auch auf seiner Zunge und tastete beinahe automatisch nach seinen Z ä hnen. Noch alle da. Nur seine linke Gesichtsh ä lfte schien eine einzige geschwollene Kraterlandschaft aus geronnenem Blut und Schmerzen zu sein. Aus dem linken Auge konnte er kaum richtig sehen.
Lag da zwischen seinen F üß en etwa ein Blatt Papier?
Das flackernde Licht war nicht besonders hell, er musste sich anstrengen, um auch den Federkiel und das Tintenfass zu erkennen. Beides war s ä uberlich neben dem Blatt aufgestellt worden. Seine Peiniger mussten ihn so hingesetzt und die Dinge vor ihm aufgebaut haben, aber sie hatten nicht die Tinte benutzt, um etwas auf das Blatt zwischen seinen Beinen zu schreiben. In roten, ungelenken Lettern hatten sie » Schreib! « auf das Blatt gekritzelt.
Matthew starrte einige Herzschl ä ge lang auf das Wort hinunter. Dann riss er das Papier vom Boden hoch, kn ü llte es zusammen und schleuderte es in derselben, w ü tenden Bewegung von sich fort. Er w ü rde nicht schreiben. Er w ü rde sich nichts von diesen gottlosen Bastarden befehlen lassen, die Botschaften mit seinem eigenen Blut verfassten. Er war auf ihr Papier nicht einmal angewiesen.
Vorsichtig zog er die Beine an und lie ß den Kopf darauf sinken. Er legte gerade die Hand um Frances ’ Ring, als auf einmal, ganz in der N ä he seines Verlieses, wieder die Schreie begannen.
» Daf ü r, dass du heute morgen noch get ö nt hast, wie ekelhaft du meine Arbeit findest, hast du ziemlich schnell eine Stellung bei einem der gr öß ten Provokateure der Stadt angenommen « , sagte Henry.
Frances hatte ihm kaum zugeh ö rt. » Was? Meinst du … Mr. Coustance? « Schon seit sie die Taverne verlassen hatten, galt ihre Aufmerksamkeit nicht mehr ihm. Ihr Blick war unstet geworden, immer wieder sah sie sich um. Sie sp ä hte in jeden dunklen Winkel, an dem sie vorbeikamen.
» Genau den meine ich. «
» Ist es nicht k ü rzer, hier langzugehen? « Sie deutete neben sich in einen schmalen Durchlass zwischen zwei H ä userw ä nden, in dem Henry vielleicht nicht mehr zu erkennen vermochte, als das Unverm ö gen eines Architekten, ein Haus genau an das andere zu setzen. Oder eine Abfallgrube, so wie es hier nach Exkrementen stank.
Er sah sie zweifelnd an. » Kann schon sein. Woher wei ß t du das? «
Das wusste sie selbst nicht so genau. Es war, als h ä tte ihre Flucht aus St. Giles durch das Labyrinth der Schlupfwege eine T ü r in ihrem Kopf aufgesto ß en, die Mrs. Haynes und ihr ekelhafter Sohn aufgeschlossen hatten.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, bog sie in die hohle Gasse ein. Sie quetschte sich so schnell an den H ä usern vorbei, als k ö nnte jederzeit der Leibhaftige hinter ihnen auftauchen.
Das erkannt wohl auch Henry. » Die Taverne liegt schon weit hinter uns, und Ross wird uns kaum folgen. Warum hast du es so eilig? «
Sie antwortete nicht, sah sich nicht einmal zu ihm um, sie wusste nur, dass sie weiter musste. Es war kindliche Erinnerung, eine nicht festzumachende Angst, die sie vorw ä rts trieb.
» Oder willst du mich loswerden? So wie heute
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