London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Gott es so gewollt.« Belsey warf einen prüfenden Blick in seine pechschwarzen Pupillen.
»Ach, meinst du?«
»Gottes Werk, ich schwör’s. Es ist das Böse, Nick.«
»Hört sich ganz so an.«
Belsey ging zum Zellentrakt zurück. Der Sergeant war verschwunden. Bull saß auf einem Plastikstuhl und wischte sich mit einem kleinen blauen Handtuch die Stirn ab.
»Wie wär’s mit ein bisschen Frischluft?«, sagte Belsey. Sie gingen auf den Parkplatz. »Tony ist kein Problem, das krie gen wir hin.«
»Über ihn mache ich mir auch keine Sorgen. Sondern über die zwanzig Gramm Ketamin und die schussfähige Waffenreplik, die man bei Johnnys Freundin im Gefrierfach gefunden hat. Jetzt will sie es ihm in die Schuhe schieben.«
Belsey stöhnte. »Wie hat Johnny erfahren, dass man ihn ver pfiffen hat?«
»Ist ja keine Geheimwissenschaft.«
»Er wusste, wo er ihn finden würde.«
»Na ja, Arbeitsamt ist ja keine schlechte Idee.«
»Warum behaupten Sie nicht einfach, dass ihm die Polizei den Namen des Informanten gesteckt hat. Machen Sie ein bisschen Wind.«
»Und, war’s so?«
»Weiß ich nicht. Glaube ich eigentlich nicht. Kriegen Sie ihn auf Kaution frei?«
»Ich versuch’s.«
»War sein alter Herr schon da?«
»Bis jetzt nicht.«
Belsey ging in sein Büro zurück und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er war todmüde. Noch der beste Plan kann … Nein, genau betrachtet, war der Plan nicht der beste. Er nahm eine ChestEze und spülte sie mit kaltem Kaffee hinunter. Es wäre nicht schlecht, wenn man seinen Geist zweiteilen und der eine Teil den anderen kontrollieren könnte. Er hielt sich an sein Mantra, das lautete: Schlafen kannst du im Flugzeug. Er ging zum Empfang.
»Ich habe mich aus meinem Büro ausgesperrt«, sagte er. »Ich bräuchte mal den Generalschlüssel.« Der Beamte gab ihm den Schlüssel. Belsey ging in den ersten Stock, schloss Gowers Büro auf und blätterte durch die Tagespost, bis er das Schreiben von der Dienstaufsicht fand. Er steckte das Kuvert ein, schloss wieder ab und brachte den Schlüssel zurück.
Wann er gefeuert würde, bestimmte er immer noch selber.
Belsey rief im Well an, aber Niall war nicht da. Im Augenblick konnte er nicht mehr tun. Er fuhr zurück zur Bishops Ave nue. Von draußen sah er keine frischen Fußspuren. Zumindest konnte er im Schein der Überwachungsscheinwerfer keine erkennen. Belsey stand unschlüssig da und schaute zum Haus, schlenderte noch zweimal daran vorbei und ging erst dann hinein.
Trautes Heim, Glück allein.
Er ging in den Schutzraum und betrachtete die Wand, die geronnenen konvexen Tropfen, die schlierige Landkarte aus Blut. Er setzte sich auf den Drehstuhl, nahm die Broschüre des Bestattungsunternehmens in die Hand und bewunderte die Schwäne. Schwäne singen vor ihrem Tod ein letztes Lied. Lautete so nicht der Mythos? Sie singen nie auch nur einen einzigen Ton, aber dann singen sie. Belsey nahm den mit einer Büroklammer an die Broschüre geklemmten Scheck, schaute ihn kurz an, steckte ihn in die Broschüre und legte diese zurück auf den Schreibtisch.
Belsey ging ins Wohnzimmer und fing an, die elektrischen Geräte auszustöpseln. Er arbeitete sich systematisch durch die Räume: Hi-Fi-Geräte, Lautsprecher, DVD-Spieler, Plasma fernseher, Mikrowelle, Hosenbügler. Aus dem Wirtschaftsraum holte er einen Schraubenzieher und eine Trittleiter und schraubte die Kronleuchter ab. Als ihm auffiel, dass die Vorhänge offen standen, ging er zum Fenster, um sie zuzuzie hen. Aber es war schon zu spät. Der Wachmann vom Haus ge genüber schaute ihn durch die Dunkelheit an.
Die Nachbarschaftswachen in der Bishops Avenue trugen Uniformen. Belsey überquerte die Straße. Das Haus gegenüber Devereux’ Anwesen war ein der Akropolis nachempfundener Bau aus rosa Marmor. Es hatte einen eigenen Namen – Summer Palace. Belsey zeigte dem Wachmann seinen Dienstausweis.
»Wie lange arbeiten Sie schon hier?«, fragte er.
»Fünf Jahre. Warum?«
Der Wachmann hatte einen israelischen Akzent und schaute ihn mit seinen grauen Augen scharf an.
»Wir untersuchen den Tod des Mannes von gegenüber. Sieht im Augenblick nach Selbstmord aus, aber ich würde Sie trotzdem bitten, auf etwaige verdächtige Personen zu achten.«
»Okay.«
»Haben Sie den Mann mal gesehen?«
»Nein.«
»Wäre Ihnen sicher aufgefallen, oder?«
»Sicher.«
»Irgendwelche Fahrzeuge, die rein- oder rausgefahren sind?«
»Die Putzfrau, der Gärtner. Sonst niemand.«
Sie betrachteten beide
Weitere Kostenlose Bücher