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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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Kommen Sie noch auf einen Schluck mit?«

18
    Sie fuhren auf der Heath Street zum Whitestone Pond, vorbei an privaten Kunstgalerien und mediterranen Restaurants. Der Nachthimmel war jetzt klar und der Teich gefroren. Der Porsche hatte keine besondere Reaktion bei Charlotte hervorgerufen. Andererseits, dachte Belsey, sie war eine Frau mit Klasse. Was sie wohl glaubte, wie reich er war? Sie fuhren an einem Hamburgerstand vorbei, der die nächtliche Gemeinschaft der Männer versorgte, die unter den Bäumen nach anderen Männern Ausschau hielten, und bogen dann in die Spaniard’s Road ein.
    »Hier wohnen Sie?«, fragte Charlotte.
    Die Straße war dunkel. Wenn Sie die Gegend kannte, dann wusste sie, dass vor ihnen nur Villen lagen; wenn sie sie nicht kannte, dann sah sie nur Wildnis.
    »Wir sind in einer Minute da. Aber wenn Sie wollen, kann ich Sie auch rauslassen und ein Taxi rufen.«
    »Nein, nein, ist schon okay. Das ist sowieso meine Richtung. Es ist wunderschön. Ich hatte ganz vergessen, wie Hampstead aussieht bei Nacht.«
    »Hier hat sich früher Dick Turpin rumgetrieben«, sagte Belsey. Er wollte ein bisschen Small Talk machen. »Der Straßenräuber. Am Straßenrand standen Galgen, an denen man zur Abschreckung die gehängten Verbrecher ausstellte.«
    »Nette Idee.«
    Er spürte, dass sie sich unwohl fühlte. Aber schließlich hatte sie ihn vor der Kirche abgepasst und nicht umgekehrt. Er beschloss, sich weiter auf Small Talk zu beschränken.
    »Die alten Straßenlampen sind alle registriert. Damals, als sie noch mit Gas betrieben wurden, gab es Zehntausende von Laternenanzündern in London. Jede Nacht schwärmten die aus.«
    Was ist wohl aus den Laternenanzündern geworden, fragte sich Belsey. Er stellte sich vor, wie sie die ersten elektrischen Laternen sahen, dass sie sofort wussten, jetzt ist Schluss, etwas Geld zusammenkratzten, in See stachen und dem Horizont der Dunkelheit entgegensegelten.
    »Die Laternen sind wunderschön.«
    »Wenn Sie gar nicht aus dem Viertel sind, was hat Sie dann zu dem Treffen geführt?«, fragte er.
    »Ich hatte da zu tun.«
    »Mode einkaufen?«
    »Genau«, sagte sie, was aber nicht sonderlich überzeugend klang.
    Sie fuhren am Spaniard’s Inn vorbei, und er fragte sich, wer von ihnen beiden den anderen an der Nase herumführte. Die nächste Abzweigung links war die Bishops Avenue.
    »Mein Gott«, sagte sie lachend. »Wer sind Sie?«
    Er parkte ein paar Häuser vor Nummer siebenunddreißig, den Rest des Weges gingen sie zu Fuß. Er hatte ein Auge auf die Wachhäuschen gegenüber, die geparkten Autos, die Büsche und das Dunkel dazwischen. Vor den Eingangstoren zu Devereux’ Anwesen blieb er stehen.
    »Wir sind da.«
    »Was ist das?«
    »Mein Zuhause.«
    Er führte sie die Einfahrt hinauf bis zur Haustür. Sie schwieg. Der Reichtum stand zwischen ihnen. Er öffnete die Tür.
    »Und Sie wohnen allein hier?«, fragte sie, als er das Licht in der Eingangshalle anschaltete und sie die Treppen und den Springbrunnen sah. Belsey kam plötzlich alles sehr steril vor, wie ein Bühnenbild.
    »Im Augenblick ja.«
    »Ist das nicht ziemlich einsam?«
    »Doch«, sagte Belsey. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick?«
    Er ging nach oben ins Schlafzimmer und schloss den Schutzraum ab. Es roch jetzt normal. Er machte das Fenster zu. Was machte er da? Das war leichtsinnig, selbstmörderisch. Vielleicht wollte er ein Endspiel provozieren. Viele Verbre cher begehen Verbrechen, um sich eine Ausrede für ihre Flucht zu verschaffen. Er verstand das. Wenn er die Möglichkeiten des Reichtums ausreizte, dann war es leichter, den Reichtum aufzugeben. Eine Möglichkeit, ein Laster zu bezwingen, war, es auszureizen. Daran hatte er immer geglaubt. Er musste Devereux’ Geist ausreizen, um ihn auszutreiben.
    Er ging ins Wohnzimmer, versteckte die leeren Flaschen und stellte die Cognacflasche hinters Sofa. Er sammelte alle Umschläge oder Unterlagen mit Devereux’ Namen auf. Es befanden sich immer noch Spuren seines früheren Bewohners in dem Haus, aber er konnte es ja nicht sterilisieren lassen. Als Ausreden hatte er sich Geschichten ausgedacht. Von reichen Onkeln oder abwesenden Chefs. Mehr noch, er trug die verwegene Unantastbarkeit eines Mannes zur Schau, der vierundzwanzig Stunden bevor er das Land verließ eine Nummer schieben wollte.
    »Kommen Sie rein«, rief er nach vorn.
    Charlotte betrat zögernd das Wohnzimmer und hielt die Luft an, als sie den Teppich und die Regale mit den Büchern

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