Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
Vom Netzwerk:
Informationen durchgesickert. Dann verschwand plötzlich ein Kollege, versetzt zum Innendienst oder krankgemeldet. Und dann war da noch die Geschichte von Neil Tanner, einem Inspector in Stoke Newington, der sich, bevor sie ihn hatten feuern können, in einer Zelle in Dalston erhängt hatte.
    Belsey schenkte Cognac nach. Nach weiteren drei Gläsern gingen sie nach oben ins Schlafzimmer und setzten sich aufs Bett. Charlotte betrachtete sich in der Spiegeltür des Schutzraums.
    »Komm, setz dich hinter mich«, sagte sie. »Halt mich fest. Schau uns an. Jeder würde glauben, dass wir uns kennen.« Sie lachte. Er saß hinter ihr und legte seine Arme um ihre Taille. Sie war betrunken. »Willst du es hier machen? Vor dem Spiegel? Willst du die Beute dabei ansehen, die du in deine Höhle geschleppt hast?« Sie legte sich auf den Rücken und ließ den Kopf über die Bettkante hängen, damit sie in den Spiegel schauen konnte. Seine Hand fuhr ihren Oberschenkel hinauf. »Du bist ein böser Mann.«
    »Bin ich das?«
    »Ja.«
    Er schob ihr Oberteil hoch und küsste sie auf den Bauch. »Warum?«
    Ihre Hand pickte etwas vom Boden auf, dann rollte sie sich zusammen und wedelte ihm mit einer Haarklammer vor der Nase herum.
    »Die gehört ja wohl kaum dir, oder?«
    Er nahm die Haarklammer, legte sich auf den Rücken und fragte sich, in was er da hineingeraten war. Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. Dann schmiegte sie sich an seinen Bauch und machte sich an seinen Hemdknöpfen zu schaffen. Er stellte das Denken ein.
    Sie beobachteten sich im Spiegel, als beobachteten sie zwei Fremde. Hinterher schloss sie die Augen, und er hielt sie im Arm und lauschte auf ihre langsamer werdenden Atemgeräusche. Sie passte gut in seine Arme. Es war schon lange her, dass er mit jemandem geschlafen hatte, der nicht wusste, dass er Polizist war. Das machte ihn wehmütig und spornte ihn gleichzeitig von Neuem an, seinen Plan weiterzuverfolgen. Er fühlte, dass die Neuerfindung seiner selbst noch nicht abgeschlossen war. Belsey wand sich aus ihren Armen und ging ins Bad. Er schaute sich die Haarklammer genauer an und hielt dann den Kopf unters kalte Wasser. Als er wieder ins Schlafzimmer kam, hatte sie sich in die Bettdecke gekuschelt und schlief fest. Er öffnete ihre Handtasche und nahm die Kreditkarte aus dem Portemonnaie. Charlotte J. Kelson. Er steckte sie zurück.
    Belsey ging nach unten und schenkte sich einen großen Whisky ein. Er fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Der Whisky breitete sich wohlig warm in seinem Körper aus. Eine Zeit lang stand er da und bewunderte das Arbeitszimmer. Den Kamin, den Mahagonischreibtisch, den abgetretenen Perser. Er verspürte eine wachsende Dankbarkeit gegenüber den Reichen. Sie waren die Bewahrer des Schönen, die all diese eleganten Häuser und gepflegten Straßen von Generation zu Generation weiter reichten. Er hatte das Gefühl, als würde der Reichtum einen besseren Menschen aus ihm machen.
    Belsey überflog die Buchrücken in den Regalen: Biografien von Staatsmännern, Reiseführer für London, Bücher über Antiquitäten, englische Landsitze und russische Geschichte.
    Belsey nahm ein Buch über die russische Kavallerie aus dem Regal.
    Die langen Stunden zu Pferde waren die glücklichsten und entspanntesten in diesem ruhelosen und merkwürdigen Dasein. Nie nahmen wir die Ungewissheit des vor uns liegenden Tages und Schicksals so sorglos hin wie in den frühen Morgenstunden, wenn die Schwadronen Aufstellung nahmen, wenn die kühle Morgenbrise die Pferdemähnen zerzauste und die Fahnen zum Flattern brachte.
    Belsey wäre gern in der Kavallerie gewesen. Er hätte in die Reiterstaffel der Metropolitan Police eintreten können. Ausschreitungen, Fußballspiele – das waren heute die Einsatzgebiete für Pferde. Er dachte an seine Ausbildung für Demonstrationseinsätze als Polizeianwärter in der Geisterstadt in Staffordshire, die ausschließlich diesem Zweck diente. Er sah die leeren Straßen vor sich, die Attrappen der Häuser, Läden und Pubs, die vom Trommeln der Gummiknüppel auf den Plastikschutzschilden widerhallten. Ältere Beamte, Freunde seines Vaters, erzählten noch gelegentlich von den Minenarbeiterstreiks, von Brixton, von Broadwater. Das waren gemeinsame Schlachten und Wunden, die ihre Laufbahn begleitet hatten.
    Er nahm die Everyman Illustrated History of London aus dem Regal und stellte sich vor, dass der von seiner neuen Heimat elektrisierte Devereux das Buch nach seiner

Weitere Kostenlose Bücher