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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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eine Stichverletzung gefunden, keine weiteren Wunden. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    »Was weißt du über Boudica?«
    Die Pathologin schaute ihn an. »Warum? Hat sie was damit zu tun?«
    »Könnte sein.«
    »Königin der Icener. Hat London niedergebrannt. Es heißt, sie ist im Hampstead Heath Park begraben.«
    »Und, stimmt das?«
    »Es stimmt, dass sie London niedergebrannt hat. Ab und zu findet man noch römische Münzen, die miteinander verschmolzen sind.« Sie schaute auf die Uhr. »Es ist Viertel vor neun, Nick. Warum mache ich hier eigentlich deine Hausaufgaben in Geschichte?«
    »Ich versuche mich weiterzubilden.«
    »Vesuch’s beim Leichenbeschauer. Morgen. Vielleicht kann der was für deine Bildung tun.«
    Belsey warf seine Gummihandschuhe in den Abfalleimer. Sie standen nebeneinander vor dem Waschbecken und wuschen sich die Hände.
    »Weißt du, was Leichenbeschauer ursprünglich gemacht haben?«, sagte Belsey. »Sie haben Schiffswracks inspiziert, ob irgendwelche Schätze für die Krone zu requirieren waren. Daher kommt auch die Bezeichnung Coroner für Leichenbeschauer.«
    »Das wusste ich nicht. Was soll ich jetzt mit deinem Mr Devereux machen?«
    »Schaff ihn dir vom Hals.«
    Sie trocknete sich die Hände ab. Dann hob sie den Kopf und schaute Belsey mit müden Augen an.
    »Nein, warte. Behalt ihn vorerst noch da«, sagte Belsey.

17
    Er holte den Wagen, fuhr Richtung Norden und versuchte seiner Ahnung vom drohenden Untergang davonzurasen. Kein Pass. Kein Bargeld. Eine Leiche, die um Nachforschungen bettelte. Ein Porsche Cayenne, der vor Fingerabdrücken starrte. Ein Siebenjähriger würde merken, dass die Sache stank.
    Es fing an zu regnen, ein bösartiger Regen, der sich Zeit ließ. Kalte, schwere Tropfen, die in Streifen die Windschutzscheibe hinunterliefen. Am Tag des jüngsten Gerichts werden die Menschen auf der Arche gerettet und alles restliche Leben wird vom Wasser verschlungen werden. Belsey fuhr durch Hampstead Village. Kurz hatte er den Eindruck, dass ihm ein Wagen folgte, doch der verschwand gleich wieder. Er dachte: Morgen mache ich reinen Tisch. Vielleicht wurde er doch noch suspendiert, dann würde er eine Zeit lang krankfeiern und dann in aller Stille irgendwo im Umland von London als einfacher uniformierter Beamter wieder einsteigen, Streifendienst tun und sich freiwillig auf eine Regelung einlassen, um seine Schulden abzutragen. Bis an sein Lebensende. Er würde sich in das monotone Schicksal seiner Schulden fügen. Zeit, die sich nach Schulden bemaß, nach seinem Dasein als Polizist.
    Belsey bog von der Heath Street in die Church Row ein und fuhr zur St. John’s Church. Er brauchte jetzt etwas Ruhe. Es war wunderschön, im Dunkeln mit dem sanften Regen. Die Kirche hatte einen Friedhof aus dem Bilderbuch der Gotik vorzuweisen, verwachsen und überwuchert, mit labyrinthartigen Seitenwegen und kleinen Stechpalmendi ckichten, die sich hier und da für eine wettergegerbte Bank öffneten.
    Er setzte sich auf eine Bank neben ein eingezäuntes Grabmal und wusste plötzlich, dass er keinen reinen Tisch machen konnte. Er wollte weg aus London. Sein erster Instinkt war richtig gewesen. Und er musste sich beeilen. Das war weniger ein Plan als sein Schicksal. Egal, was passierte, binnen der nächsten vierundzwanzig Stunden würde er aus London verschwunden sein. Angesichts zwanghaft-obsessiver Scotland-Yard-Bullen und weiß Gott welch anderer internationaler Behörden, die sich in die Sache einmischten, konnte er sich das Theater um Nummernkonten und einen Selbstmord, mit dem irgendetwas nicht stimmte, sparen. Er würde einfach den Wagen und den Fernseher an Cassidy verhökern und sich das billigste Flugticket besorgen, das er kriegen konnte.
    Plötzlich sah alles anders aus. Er befand sich im Stadium der letzten Möglichkeiten und letzten Abschiede.
    Eine letzte Nacht als Milliardär.
    Viele Aufrissschuppen hatte Hampstead nicht zu bieten. Belsey überlegte, wo er hinfahren könnte, um es ein letztes Mal krachen zu lassen. Er wollte seine Hampstead-Villa und das King-Size-Bett zum Abschluss wenigstens einmal ausnutzen. Die naheliegenden Orte, die üblichen müden Bars und Clubs erschienen ihm dafür nicht gut genug. Und er musste bedrückt erkennen, dass ihm nur noch elf Pfund in bar zur Verfügung standen. Er lehnte sich zurück und dachte darüber nach, stattdessen die Nacht auf dem Friedhof zu verbringen und den Eulen zu lauschen. Dann bemerkte er das Licht zwischen den Gräbern. Es kam

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