London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
zu schmecken«, sagte einer.
»Na ja, er ist schließlich die City, oder?«, sagte der Blonde.
»Und wir sind die Kinder«, sagte ein anderer. Sie lachten, allerdings machten sie keinen sonderlich amüsierten Ein druck dabei.
Belsey ging in den Garten. Er stellte sich vor, er sei Devereux: Devereux, von jedem gesucht, von keinem verstanden, der sich einen Augenblick der Ruhe gönnt. Belsey stellte sich vor, dass Devereux das Spiel genauso spielte. Er kam spät, unangemeldet, als sei er ein Niemand. Worüber würde er nachdenken, während er hier durch den Park schlenderte? Über Geschichte? Die Sterne? Über Milton Granby viel leicht? Milton Granby ist einer der mächtigsten Männer in der City, und trotzdem ist er praktisch unbekannt. Ich behaupte, er ist korrupt. Ich will ihn nicht nur drankriegen, weil er ein Alkoholproblem hat … Wer hatte Charlotte ins Les Ambassadeurs bestellt?
Er folgte einem Weg, der ihn zu einem Teich mit Springbrunnen führte, eine lang gezogene Fläche aus schwarzem Wasser, an deren einem Ende eine Pagode stand und deren Seiten von Steinvasen mit steinernen Blumen gesäumt waren. Von hier konnte man die Lichter der M1 sehen. Als er in Luton eine kurze Affäre mit einer Schauspiellehrerin gehabt hatte, hatten ihn die Kollegen von der Autobahnpolizei gelegentlich mitgenommen. Auf der Standspur waren jede Menge illegale, völlig verwirrte Einwanderer unterwegs, die man an den Raststätten abgeladen hatte und die dann von der Polizei eingesammelt wurden.
Die Musik fing wieder an zu spielen. Belsey rauchte seine Zigarette fertig, schaute zum Haus und verspürte kurz ein bittersüßes Schuldgefühl, weil er die letzten Tropfen aus Devereux’ privilegiertem Leben herausquetschte, während die ser so radikal damit abgeschlossen hatte. Das Haus war wunderschön, aber es war nicht seine Party. Ein Gast stapfte wütend in der Einfahrt hin und her. Er hatte dunkles Haar, ein sonnengebräuntes Gesicht und trug einen marineblauen Blazer mit goldenen Knöpfen. Belsey erkannte ihn, er war einer von denen, die bei Granby gestanden hatten. Er hielt sich ein Handy ans Ohr, bekam aber anscheinend kein Netz. Immer wieder hantierte er mit dem Gerät herum und schaute auf die Uhr. Schließlich steckte er das Telefon ein, ging zu den beiden Frauen am Eingang und sprach mit ihnen. Dann drehte er sich um und schaute in Belseys Richtung.
Belsey trat in den Schatten eines Baums und ging im Schutz der Dunkelheit zurück ins Haus. Dort ging es inzwischen leicht chaotisch zu. Die Organisatoren versuchten die Damen und Herren, die schon etwas wackelig auf den Beinen waren, auf ihre Zimmer zu komplimentieren. Der Rest der Gäste hatte sich im Ballsaal versammelt, wo allerdings schon die Tische abgeräumt wurden. Ein paar alte Knaben standen rauchend auf den Eingangsstufen, wo Belsey Sir Richard Green in die Arme lief.
»Jack.« Er packte Belsey am Ellbogen.
»Dick.«
»Gerade habe ich mit jemandem gesprochen, der Sie aus St. Petersburg kennt. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihm.«
Belsey hatte eine böse Vorahnung und beschloss, dass es an der Zeit war, sich aus dem Staub zu machen. Sir Richard führte ihn wieder in den Ballsaal und steuerte auf einen glatz köpfigen Mann und eine wuchtige Frau in einem weißen Kleid zu.
»Schön«, sagte Belsey. »Ich hole uns nur noch etwas zu trinken.«
Er entwand sich Sir Richards Griff, ging durch die Halle in die Küche, durchquerte die Küche und kletterte durch ein kleines Fenster hinaus in den Garten. Dann lief er ums Haus herum zum Parkplatz.
Über den Kies lief jemand auf ihn zu. Es war der Gast mit dem Blazer und dem schlechten Empfang. Aus der Nähe war er ein Riese von Mann.
»Wer sind Sie?«, fragte der Mann. Er hatte eine tiefe, raue Stimme. Nach dem Akzent zu urteilen kam er aus Mittel- oder Osteuropa.
»Warum?«, sagte Belsey.
»Sind Sie Alexei Devereux?«
»Gibt es irgendein Problem?«, fragte Belsey. Der Mann schaute ihn unschlüssig an. Auch Belsey war unschlüssig. Er ging auf Nummer sicher. »Ich vertrete im Namen von Mr Devereux die Interessen von AD Development.«
»Endlich lernen wir uns kennen.« Es klang wie ein düsterer Triumph. »Max Kovar.« Er sprach abgehackt, als spräche er überhaupt nur sehr ungern und überließe das sonst seinen Lakaien. Aber seine Augen leuchteten. Belsey hatte sie erst für leblos gehalten, doch sie schauten ihn zu lange und zu eindringlich an. Kovar zog den rechten seiner schwarzen Lederhandschuhe aus.
»Max,
Weitere Kostenlose Bücher