London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
endlich«, sagte Belsey. Kovar schüttelte ihm die Hand, er zerquetschte sie fast. Als wollte er damit ihre Beziehung besiegeln. »Tut mir leid, aber ich wollte gerade gehen.« Er zückte Devereux’ Brieftasche und nahm eine seiner Visitenkarten heraus. »Haben Sie die Unterlagen schon? Rufen Sie mich doch morgen an.«
Kovar schaute mit gerunzelter Stirn die Karte von AD Development an. »Sie sind sein Assistent?«
»Richtig. Ich helfe ihm dabei, in England Fuß zu fassen.«
»Ah, gut.« Kovar steckte die Karte ein und drehte sich um. »Bringen Sie uns eine Flasche Champagner und zwei Gläser«, rief er einem Mädchen vom Personal zu.
Champagner auf dem Parkplatz, dachte Belsey. Es schien ganz so, als wollte Kovar keine Zuhörer. Das Mädchen brachte die Flasche und die Gläser. Sie war so freundlich wie jemand, der eigentlich schon seit zwei Stunden Feierabend hatte. Kovar wartete, bis sie wieder gegangen war, dann schenkte er ein.
»Ihr Boss ist wirklich schwer zu fassen«, sagte Kovar, der die Gläser in einer Hand hielt.
»Er sagt immer: Wer mich nicht zu fassen kriegt, der will wahrscheinlich gar nicht mit mir sprechen.« Belsey lachte. Er nahm sein Glas und sah, wie Kovars Lächeln erstarrte. »War nur ein Witz. Mr Devereux hat nur Gutes von Ihnen gehört.«
»Ach ja?«
»Ja. Entschuldigung, aber ich muss jetzt wirklich los.«
»Sie wollen mich abblitzen lassen«, sagte Kovar abrupt.
Belsey versuchte aus ihm schlau zu werden. Er konnte den Akzent nicht einordnen: mitteleuropäisch, mit nordamerikanischem Einschlag. Irgendwie unbestimmbar. Wenn anonyme Konten sprechen könnten, dann würden sie wahrscheinlich wie Max Kovar klingen. Er verströmte einen teuren Duft nach Kiefer und Leder. Sein Atem roch nur leicht nach Alkohol. Er legte die plumpe Arroganz des reichen und groß gewachsenen Menschen an den Tag.
»Vielleicht können wir uns kurz unterhalten«, sagte Kovar. »Gehen wir ein Stück.«
»Wir unterhalten uns doch schon«, sagte Belsey. »Also dann, gehen wir.«
Sie gingen langsam hinunter zum Teich. Die Temperatur war stark gefallen. Auf dem Teich hatte sich eine dünne Eisschicht gebildet. Die Nacht war sternenklar. Atemwölkchen standen vor ihren Gesichtern.
»Glauben Sie Buckingham kein Wort«, sagte Kovar.
Belsey nickte. »Warum?«
»Er ist ein Idiot. Ich erledige meine Geschäfte akkurat. Wenn ich Sie wäre, würde ich die Verbindung kappen. Als ich erfahren habe, dass Sie mit ihm in Kontakt stehen, war ich enttäuscht.«
»Wenn wir mit jemandem sprechen, muss das noch gar nichts bedeuten.«
»Ich kenne das Geschäft.«
»Natürlich.«
»Buckingham ist ein Windhund, er ist kriminell.«
»Ich habe verstanden.«
Sie gingen bis zur Pagode. Dort blieb Kovar stehen, stellte sein Glas ab und zog ein Messer aus der Jackentasche. Dann eine Zigarre. Kovar schnitt das Kopfende ab und zündete die Zigarre mit einem silbernen Feuerzeug an. Sie waren jetzt ein paar Hundert Meter von allen anderen Menschen entfernt. Der blaue Rauch stieg in der kalten Luft gleichmäßig in die Höhe.
»Ich bin nur für ein paar Tage hier«, sagte Kovar.
»Das ist schade.«
»Sie sagen es.« Er nickte. »Hat Mr Devereux meinen Brief erhalten?«
»Da bin ich überzeugt. Seine Korrespondenz lässt er manch mal etwas schleifen. Das verstehen Sie sicher.«
»Ich war enttäuscht, dass er sich nicht für ein Treffen mit mir freimachen konnte.«
»Er ist ziemlich beschäftigt.«
»Dieses Geschäftsfeld liegt mir sehr am Herzen.«
»Natürlich.«
»Die Wachstumsperspektiven sind gigantisch.«
»Ich weiß.«
»Das wissen wir beide. Sie würden feststellen, dass die Zusammenarbeit mit mir einfacher ist.« Während er Belsey seine Visitenkarte gab, schaute er zur Seite. Als sei er peinlich berührt. Sein letzter Satz hing in der Luft. Er war eine Drohung, so viel begriff Belsey. »Wenn ich in London bin, steige ich im Lanesborough ab.«
»Wie ich höre, ein exzellentes Hotel.«
»Ich möchte Ihnen noch etwas sagen. Ich begreife mich in erster Linie als Künstler und erst dann als Geschäftsmann. In dieser Hinsicht bin ich Mr Devereux sehr ähnlich.« In Kovars durchtriebenem Gesicht spiegelte sich die Zufriedenheit über die eigenen Worte.
»Das glaube ich Ihnen gern«, sagte Belsey.
»Meiner Meinung nach ist das Schöne an unserer Art von Arbeit, dass wir der Welt neue Dinge schenken.«
»Ja.«
»Man nennt uns Glücksspieler. Stimmt. Es gibt Menschen, die eine gute Nase haben. Aber das sind sehr oft
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