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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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Jack auf dem Dach, der schlaff an seinem Mast hing. Goldenes Licht drang aus Fenstern und offenen Türen. Langsam glitt der Mercedes die lange, mit dunklen Topiari-Kunstwerken gesäumte Einfahrt hinauf.
    »Da wären wir«, sagte der Fahrer.
    Ein Diener winkte sie zu einem Parkplatz neben dem Gebäude, wo schon jede Menge andere Mercedes und Jaguar E- Types sauber eingeparkt waren. Manche waren gepanzert, manche trugen Diplomatenkennzeichen. Belsey stieg aus.
    »Sie bleiben in der Nähe?«, sagte Belsey.
    »Natürlich.«
    Belsey ging die Stufen zum Eingang hinauf und betrat einen Korridor, der von großen Gemälden gesäumt war. Zwei Frauen in Blusen und üppigem Haar empfingen ihn an einem Schreibtisch mit weißem Tischtuch. Vor ihnen lagen Namens listen. Belsey hatte den Eindruck, als hätten sie niemanden mehr erwartet.
    »Haben Sie eine Einladung?«, fragte eine.
    »Die habe ich leider nicht dabei. Ich bin Mr Devereux. Alexei Devereux.«
    Beide Frauen waren plötzlich deutlich zuvorkommender. Sie starrten ihn an. »Mr Devereux?«
    »Richtig.« Belsey schenkte ihnen ein Lächeln. Er hörte Stimmen, ein Streichquartett, kostbar perlendes Lachen und leise klingende Champagnergläser. Es war Viertel nach eins. Die Party schien noch in vollem Gange zu sein. Die jüngere der beiden Frauen berührte ihr Haar, ihre Kollegin lächelte ihn mit hungrigen Augen an.
    »Mr Devereux, wir sind sehr erfreut, Sie begrüßen zu dürfen«, sagte die Jüngere.
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite.«
    Sie hakten ihn auf einer Liste ab. Die Musik hörte auf, weil jemand zu einer Rede ansetzte.
    »Sie werden alles Nötige im Ballsaal finden«, sagte die Frau.
    »Danke.«
    Belsey ging durch zwei hohe, glänzende Türen. Selbst für Ballsaalmaßstäbe war der Ballsaal pompös. Die Decke zierte eine Seeschlacht, die Wände rundum schmückte goldge rahmter Adel. Auf dem Boden mit Schachbrettmuster standen etwa einhundert Menschen, was hieß, dass der Saal halb voll war. Ein rotgesichtiger Mann in Smoking und enger silberner Weste ging auf das Podium und nuschelte eine Rede. Auf einem Banner unter der Decke stand: »Kinderhilfsfonds der City of London«. Zwischen den Kronleuchtern drängelten sich goldene und schwarze Ballons. Die Leute standen in Gruppen von vier bis sechs Personen zusammen und hörten sich die Rede an. Misstrauische Sicherheitsleute mit Knöpfen im Ohr und auf dem Rücken verschränkten Armen schlenderten umher. Angestellte mit müden Augen gingen mit Tabletts voller Champagnergläser von Gruppe zu Gruppe. Belsey nahm ein Glas.
    Was ist das für eine Gesellschaft, fragte sich Belsey. Sie war reich und international, zu glamourös für Politiker und zu steif, als dass man annehmen müsste, viele von ihnen würden sich schon kennen. Viele Araber, viele Ostasiaten, einige weißhaarige, schon ziemlich in die Jahre gekommene Männer mit Fliege und Frauen, die in Christian Louboutins herumstöckelten.
    »Wir sollten uns stattdessen an der Weisheit unserer Vor fahren ein Beispiel nehmen«, nuschelte der Redner. »Ich danke Ihnen, sehr verehrter Lord Mayor, dass Sie uns anlässlich des Dinners des Finanzausschusses im vergangenen Mo nat einen Ratschlag in Erinnerung gerufen haben, den Ci cero seinen Landsleuten schon vor über zweitausend Jahren gegeben hat: ›Der Haushalt sollte ausgeglichen, die Staatskasse aufgefüllt und die öffentliche Verschuldung verringert werden.‹«
    Belsey schaute sich nach dem Lord Mayor um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Er trank seinen Champagner aus, nahm sich ein zweites Glas und ging zur Tür am anderen Ende des Saals. Er schlenderte im Haus herum, schaute in Zimmer mit Schränken voller Silbergeschirr und Porträts von in Seide gewandeten Damen. Belsey ging der Gedanke durch den Kopf, dass er etwas stehlen könnte. Er sah nirgendwo Sensoren. Applaus plätscherte durch die gebohnerten Gänge. Er ging in den Ballsaal zurück in der Hoffnung, sich in der Nähe irgendeiner Unterhaltung herumdrücken und so vielleicht den Grund erfahren zu können, warum Devereux hierherkommen wollte. Dann geschah das Unvermeidliche.
    »Kommen Sie von weit her?«
    »Hält sich in Grenzen«, sagte Belsey.
    Der Mann, der ihn bedrängte, trug Uniform mit Orden. Sein Schädel glänzte unter dem nach hinten gekämmten, sehr feinen grauen Haar. Vergeblich suchte er an Belseys Klei dung nach einem Zeichen, das ihn identifizierte.
    »Was haben Sie mit dem Kinderhilfsfonds zu tun?«, fragte er.
    »Ich arbeite für AD

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