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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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Chauffeursuniform und Schirmmütze wienerte mit einem Lappen die glänzende Haube eines schwarzen S-Klasse-Mercedes. Belsey ging zu ihm.
    »Sollen Sie Mr Devereux abholen?«, fragte Belsey.
    »Ja, Sir.« Der Fahrer sprach mit nigerianischem Akzent. Er hatte schläfrige Augen und fette Backen. Er steckte den Lappen ein und zog leuchtend weiße Handschuhe aus der Tasche.
    »Er hat den Wagen bestellt?«
    »Ja.«
    »Wann?«, fragte Belsey.
    »Letzte Woche.«
    »Wohin geht’s? Zurück nach Hampstead?«
    »Nein, Sir. Aber wenn Sie es wünschen.«
    »Wohin sollen Sie ihn fahren?«
    »Man hat mir eine Adresse gegeben.«
    »Welche?«
    Der Mann griff in seine Jacke und zog einen Ausdruck heraus. Darauf stand eine Postleitzahl für sein Navi, aber keine Adresse. Es war eine WD5-Postleitzahl. Wo war das? Irgendwo in den Randbezirken von Großlondon.
    »Haben Sie Mr Devereux früher schon mal gefahren?«
    »Nein, Sir.«
    »Warten Sie einen Moment.«
    Belsey ging zurück in den Club. Er spritzte sich etwas Wasser aus goldenen Hähnen ins Gesicht, zupfte sei ne Krawatte zurecht und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Das also hatte Devereux vorgehabt, dachte Belsey. Ein spätes Abendessen und dann weiter. Weiter wohin? Vielleicht an den Ort, wo er die Erklärung für den Tod einer jungen Frau finden würde. Belsey musste auf alles gefasst sein.
    Er ging wieder auf die Straße.
    »Also los«, sagte er.
    Belsey stieg hinten ein. In einer kleinen Bar funkelten Flaschen und Gläser. Hinten an den Vordersitzen prangten Silberplaketten mit der Aufschrift: Prestige . Zwischen den bei den Vordersitzen lag ein Stapel Visitenkarten. Darauf war eine Limousine abgebildet. Der Fahrer stieg ein und musterte Belsey im Rückspiegel.
    »Mr Devereux?«
    »Als ich das letzte Mal in den Spiegel geschaut habe, war ich’s noch. Also los.« Belsey schenkte sich einen großen Wodka ein und lehnte sich zurück. Der Wagen schnurrte davon.

32
    Sie fuhren auf der Finchley Road in nördlicher Richtung. Fünfzehn Minuten später lag die Innenstadt hinter ihnen. Er hatte das losgelöste, eigentümliche Gefühl, ins Räderwerk eines anderen Menschen geraten zu sein und davon mitgerissen zu werden. Ein Gefühl, das ihm nicht vollkommen unbekannt war. Durch die getönten Scheiben sah die Welt düster und ärmlich aus. Sie ließen Edgware und damit auch die letzten Vororte hinter sich. Sie fuhren immer noch schnell.
    Wohin fährst du, Alexei?
    Belsey schob die Trennscheibe zur Seite, damit er den Fahrer sehen konnte. Am Rückspiegel hing ein Kreuz. Draußen versperrten hohe Hecken die Sicht. Gelegentliche Lücken gaben den Blick frei auf Golfplätze, Gewerbegebiete, Lagerhäuser, ein Travelodge-Hotel. Belsey sah Wegweiser nach Porters Wood und St. Albans. Sie waren in Hertfordshire. Dann bogen sie von der A41 ab, in eine schmale Privatstraße, die von Bäumen gesäumt und vom Licht des Mondes gesprenkelt war. Auf einem Schild stand: »Privat. Durchfahrt ohne Einladung verboten.« Wozu eingeladen wurde, stand nicht da.
    »Haben wir eine Einladung?«, fragte Belsey.
    »Das müssen Sie wissen, Sir.«
    »Sicher haben wir eine.«
    Eine Minute später bremste der Fahrer. Eine provisorische Straßensperre tauchte auf. Belsey sah vier uniformierte Wachleute einer privaten Sicherheitsfirma, davon zwei mit Deut schen Schäferhunden. Einer sagte: »Machen Sie bitte alle Fenster auf.« Die Scheiben glitten nach unten. Belsey atmete die kalte Nachtluft ein. Es roch nach Nadelwald. Der andere Wachmann ließ seinen Hund unter dem Wagenboden herumschnüffeln, beugte sich dann zu dem Fahrer hinunter und fragte nach der Einladung.
    Der Fahrer hatte keine Einladung, und für einen Augenblick schien die Lage brenzlig zu werden. Er drehte sich zu Belsey um.
    »Sagen Sie ihm meinen Namen«, sagte Belsey. Er schaute die Wachen nicht an. Er saß einfach da. Mit einem Gesichtsausdruck, so glaubte er, der teure Geringschätzung ausstrahlte.
    »Mr Devereux«, sagte der Fahrer.
    Der Wachmann entfernte sich ein paar Meter, sprach in sein Funkgerät und kam dreißig Sekunden später wieder zu rück. Er nickte respektvoll, zog die Sperre zur Seite und winkte den Mercedes durch. Die Scheiben glitten wieder nach oben. Zweihundert Meter weiter passierten sie zwei weitere Männer, die marineblaue Jacken und Baseballkappen trugen. Belsey fragte sich, was seine Ankunft bedeutete.
    Die Vorderseite des schiefergrauen Hauses präsentierte sich herrschaftlich und klassisch, mit Säulen und einem Union

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