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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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einer sehr abgeschiedenen Wohnstraße im Vale of Health. Das Vale war eine privilegierte Enklave in Hampstead, deren Name von der Tatsache herrührte, dass sie der einzige Teil Londons war, der von der Pest verschont geblieben war. Polizisten nannten die Gegend Vale of Wealth. Wenn Granby zu den Anonymen Alkoholikern ging, dann wären die Treffen in der St. John’s Church. Charlotte war auf der richtigen Fährte. Das Revier von Hampstead hatte ihn auf der VIP-Liste für schnellstmöglichen Einsatz im Notfall.
    Die meisten Informationen über Granby fand er auf der Webseite der City of London. Die kleine Ansammlung uralter Kirchengemeinden im Herzen Londons hatte nahezu ein ganzes Jahrtausend für Gold und Autonomie gestanden. Ein Staat im Staat, eine Stadt in der Stadt. Die neue Webseite der City führte die Tradition weiter, stolz ihre eigene Geschichte zur Schau zu stellen.
    Die City of London ist die älteste ununterbrochene Demokratie der Welt. Sie ist älter als das Parlament. Ihre Verfassung wurzelt in den uralten Rechten und Privilegien der Bürger vor der normannischen Eroberung im Jahr 1066. Vom Mittelalter bis zur Zeit der Stuarts war die City der größte Kreditgeber der Monarchen und ihrer politischen Unternehmungen im In- und Ausland.
    Kredithai für die Kriegstreiber. Damit hatte sie sich im Laufe der Jahre eine ganze Menge Eigenständigkeit erworben. Die Webseite erläuterte ziemlich ausführlich die Eigentümlich keiten der City-Verwaltung. Sie hatte sich eine mittelalterliche Struktur aus »Aldermen« genannten Ratsherren erhalten, die sich von den weisen »älteren Männern« des sächsischen Londons herleitete. Sie hatte einen »Remembrancer«, der für Zeremonien und protokollarische Fragen zuständig war. Eine schöne und feierliche Bezeichnung, dachte Belsey. Von denen sollte es in London mehr geben. Aber sie hatten ja noch den Chamberlain.
    Der Chamberlain ist der Finanzdirektor der City of London. Er ist ihr finanzieller Berater, Buchhalter, Treuhänder und Zahlmeister, und er ist verantwortlich für die kommunalen und privaten Geldanlagen der City of London. Außerdem ist er zuständig für die Investitionstätigkeit der City of London und anderer Fonds.
    Auf der Webseite fand Belsey auch Granbys Lebenslauf. Als Börsenmakler durchlief er die üblichen Stationen des Gewerbes. Ebenso kletterte er in der Corporation of London auf der Stufenleiter der verschiedenen Zünfte der City nach oben: Livery Man, Alderman, Mitglied der Worshipful Company of Makers of Playing Cards. In seiner Freizeit widmete sich der Theaterliebhaber Milton Granby dem Reisen, Wandern und Golfen. Von Alkohol war nicht die Rede.
    Er ist verantwortlich für weit außerhalb der Grenzen der City liegende Einrichtungen, darunter das Barbican Centre, den Central Criminal Court im Old Bailey und zehntausend Morgen an Freiflächen wie den Epping Forest und den Hampstead Heath Park.
    Das machte Belsey stutzig. Offenbar war die Corporation of London seit 1989, nach der Abschaffung des Greater London Council, Eigentümerin des Heath.
    Granby machte kaum Schlagzeilen. Eine – »Chamberlain besorgt über City-Finanzen« – stammte aus der Vorwoche, als er der Times ein Interview gegeben hatte: »Wir sehen schwierigen, wenn nicht sogar bedrohlichen Zeiten entgegen. Die Finanzen der City Corporation waren schutzlos den Stürmen ausgesetzt, die schwerwiegende Auswirkungen auf die Erlöse unserer Investitionen hatten. Es kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass wir uns für einige Zeit auf sehr schwierige finanzielle Bedingungen einstellen müssen, die uns unangenehme Entscheidungen abverlangen werden.«
    Belsey fragte sich, welche Entscheidungen Granby meinte. Die City ist in höchster Not, gleichzeitig versucht Devereux, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Ein Zufall? Was hatte das zu bedeuten?
    Glauben Sie Buckingham kein Wort. Belsey hatte Kovars ernste Warnung nicht vergessen. Der einzige Name, mit dem er noch nichts anfangen konnte. Kein Buckingham tauchte in einem Londoner Polizeibericht der jüngsten Vergangenheit auf. Aber das umfassende Archiv des Polizeicomputers überschwemmte Belsey – wie er schon vermutet hatte – geradezu mit Informationen. Im letzten Jahr hatten allein in London neunundsiebzig Buckinghams die Aufmerksamkeit der Polizei erregt. Zweihundertdreizehn im ganzen Land. Er verfügte nicht über Zeit und Mittel, alle zu überprüfen. Er konnte sich nur vornehmen, keinem zu trauen.
    Belsey schaltete den

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