London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
können, lassen Sie es mich bitte wissen. Im Gegensatz zu dem, was der Ham and High geschrieben hat, sind wir uns nie begegnet.«
»Aber Sie bestreiten nicht, dass Sie ihn protegiert haben.«
»Er ist eine international bedeutende Persönlichkeit. Ich habe ihn natürlich in seiner Absicht bekräftigt, sich in London niederzulassen.«
»Protegieren Sie oft Männer, die sich um ein Visum bemühen?«
»Nein.«
»Was haben Sie dafür bekommen?«
»Nichts.«
»Und der Kinderhilfsfonds?« Granby schaute sich um, er war wütend. »Hat nicht Cicero mal gesagt, dass man zu Polizisten nett sein soll?« Granby fixierte Belsey mit zusammengekniffenen Augen.
»Ich glaube kaum, dass er das gesagt hat.« Die Hände des Chamberlain zitterten unübersehbar.
»Warum gehen wir nicht irgendwohin und trinken einen Schluck?«, sagte Belsey. »Sie erzählen mir mehr über Cicero und Ihre Lage, dann kann ich vielleicht dafür sorgen, dass Sie wegen dieser Geschichte keinen Ärger bekommen.«
Sie gingen an der Ecke St. John Street in eine Bar mit Restaurant und setzten sich an einen Tisch im hinteren Teil. Anscheinend war der Chamberlain hier bekannt. Die Kellner wussten, was er trank. Belsey bestellte sich einen Wodka mit Cola.
Während sie auf die Drinks warteten, spielte Granby mit dem Besteck herum.
»Mr Devereux ist ein erfolgreicher und angesehener Geschäftsmann, der hier investieren will. Er ist ein Gewinn für unsere Stadt. Wir sollten ihm verdammt dankbar dafür sein.«
»Wie viel hat er dem Kinderhilfsfonds zukommen lassen?«
»Das muss ich Ihnen nicht sagen.«
»Gut, dann erzählen Sie mir etwas über das Projekt Boudica.«
»Nie davon gehört.«
»Deshalb ist Devereux nach London gekommen. Klingelt da nichts?«
»Nein. Aber wenn es Geld in die Stadt bringt, dann wünsche ich ihm viel Glück. Wir brauchen neue Ideen. Hören Sie zu, Detective …« Granbys Gin Tonic kam. Er trank einen großen Schluck und sprach mit düsterer, leiser Stimme wei ter. »Wir stehen nur Zentimeter vorm Abgrund. Was wir jetzt brauchen, sind ein paar verdammt schlaue Ideen.«
»Und speziell Sie, oder?«
»Nein, nicht speziell ich. Wir alle.«
»Was hatte Devereux vor?«
»Wer ist Ihr Sergeant?«
»Was war das, was er in den drei Lieferwagen in Ihre Guildhall geschickt hat?«
»Meine Guildhall, das ist gut. Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Belsey wusste, wann er ein ahnungsloses Gesicht vor sich hatte. Granby hatte keinen Schimmer. »Ich habe Devereux nie getroffen, und ich weiß auffallend wenig über ihn. Ich bin sicher, dass er es genau so wollte.«
»Ich glaube, Sie haben Mr Devereux getroffen.«
»Niemand hat Devereux getroffen. Ich habe es nicht nötig zu lügen.«
»Niemand?« Belsey kippte seinen Wodka hinunter. »Der nächste geht auf mich«, sagte er. Ein paar Minuten mit dem Chamberlain brauchte er noch. Sie bestellten noch zwei Drinks und gingen damit hinaus in den Biergarten, wo zusammengeklappte Gartentische und tropfende Regenschirme an der Außenmauer lehnten. Der Chamberlain zündete sich eine Zigarette an. Zwar bot er Belsey keine an, aber er schien etwas milder gestimmt zu sein.
»Wenn es nach mir ginge, würde ich in jedes Haus in dieser Stadt einen Mann wie Devereux setzen. Es gibt genügend solcher Leute. Irgendwann werden sie nicht mehr zu uns kom men, und dann werden wir sie vermissen. Dann werden wir uns fragen, wo bloß das ganze Geld geblieben ist.« Er legte eine Hand auf Belseys Schulter. »Tourismus. Damit kennt Deve- reux sich aus. Es wird immer reiche Leute geben, und die kommen nach London, wenn wir ihnen einen Grund dafür liefern.«
»Zum Beispiel?«
»Den Nervenkitzel, den reiche Leute suchen. Haben Sie heute die Financial Times gelesen? Devereux bedeutet Geschäfte. Fahren Sie ihm nicht an den Karren. Kann ich mich da auf Sie verlassen?«
»Natürlich«, sagte Belsey. »Ich glaube, dem fährt keiner mehr an den Karren.«
35
Belsey kaufte sich eine Financial Times und blätterte die Inlands- und Auslandsnachrichten durch. Im Teil für die Firmennachrichten und Börsennotierungen stieß er auf die Überschrift: »Hong Kong Gaming Consortium trotzt Konjunktureinbruch.«
Das in saudischem Besitz befindliche internationale Glücksspielunternehmen Hong Kong Gaming Consortium bleibt vom allgemeinen Konjunktureinbruch verschont. Gerüchte über Projekte in Europa lassen den Aktienkurs am Freitag um 42 % von £ 21.39 auf £ 30.45 steigen.
Laut Wall Street Journal hat das HKGC, der
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