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London NW: Roman (German Edition)

London NW: Roman (German Edition)

Titel: London NW: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zadie Smith
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ihr nicht hier seid?
    Einsam.
    Exklusiv.
    »Das ist wirklich wie im Paradies!«
    Oh
    Winken
    Einzelne Familie. Roter Sonnenschirm. Vater, Mutter, Sohn. Louis. LUUU -iiiii!
    Rosa Shorts. WINKEN
    Nichts, nirgends.
    LUUU-IIII !
     
    Wodka-Cocktail.
    »Haben Sie einen Stift für mich? Wissen Sie, woher die Leute kommen?«
    »Aus Paris, Signora. Sie ist ein Model aus Amerika. Er macht Computer. Franzose.«
     
    Louis von einer Qualle verletzt.
    Ein dramatisches Ereignis!
     
    Rum-Cocktail. Krabben. Schokoladenkuchen.
    »512, bitte.«
    »Madam, ich kann Ihnen versichern, das ist völlig unmöglich. Hier gibt es keine Quallen. Wir sind ein Luxushotel. Schwimmen Sie deswegen nicht?«
    Linguine con vongole, Gin Tonic, Rum-Cocktail.
    »Signora, wo kommen Sie her? Aus Amerika?«
    »512.«
    »Ist das Ihr Freund, der da schwimmt?«
    »Mein Mann.«
    »Er spricht sehr gut Italienisch.«
    »Er ist auch Italiener.«
    »Und Sie, Signora? Dove sei? «
114. L’isola che non c’è
    »Du solltest zumindest mal mit den Füßen ins Wasser gehen«, sagte Frank De Angelis, und Natalie Blake blickte hoch auf den schönen braunen Oberkörper ihres Mannes, von dem das Salzwasser tropfte, und wandte sich wieder ihrer Lektüre zu. »Du schleppst diese Zeitungen schon seit dem Flug mit dir herum.« Er schaute ihr über die Schulter. »Was ist denn so spannend?« Sie zeigte ihm die knittrige, wasserfleckige Seite mit den Kontaktanzeigen. Er seufzte und setzte seine Sonnenbrille auf. »›Seelenverwandte‹. Che schifo! Ich weiß wirklich nicht, warum du dieses Zeug so gerne liest. Ich finde das deprimierend. So viele einsame Menschen.«
115. Das Old Bailey
    Ian Cross streckte den Kopf zur Tür herein. Ein Zimmer voller Anwärter hob hoffnungsvoll den Kopf. Cross sah zu Natalie Blake.
    »Willst du mal ein paar ausgewachsene Geschworene weinen sehen? Bridgestone braucht noch einen Anwärter, um die Reihe zu füllen. Gerichtssaal eins im Bailey. Mit Johnnie Hampton-Arschgesicht. Keine Angst, du musst nichts machen, nur hübsch aussehen. Schnapp dir deine Perücke.«
    Sie war begeistert, dass die Wahl auf sie gefallen war. Das bewies doch, wie viel wirkungsvoller ihre Strategie war, verglichen beispielsweise mit der von Polly. Keine Techtelmechtel mit semikriminellen Staranwälten. Gute Arbeit leisten. Abwarten, bis jemand die gute Arbeit bemerkt. Diese Unschuld, dieser Stolz blieben ihr bis zu dem Moment erhalten, als sie ihren Platz einnahm und auf der Empore die Angehörigen des Opfers entdeckte, unverkennbar Jamaikaner, die Männer in glänzenden grauen Zweireihern, die Frauen mit breitkrempigen Hüten und künstlichen Blumensträußchen daran.
    »Jetzt pass mal gut auf«, flüsterte Johnnie, als er sich zum Eröffnungsplädoyer erhob.
116. Voyeurismus
    Die Verteidigung folgte denselben Grundprinzipien wie die Wandlung in der Kirche. Jemand anders hatte Viv in der Wohnung des Pfarrers zerstückelt. Jemand anders hatte ihre Leiche auf mehrere Mülltüten verteilt und am Camden Lock deponiert, keine zwanzig Meter von seiner Hintertür entfernt. Der Pfarrer behauptete, die Wohnung stehe seinen Gemeindemitgliedern stets offen; viele besäßen einen Zweitschlüssel. Dass sein Sperma im Körper der Frau nachgewiesen wurde, sei doch nur der Beweis weiterer Zufälligkeiten. (Die Zeitungen hatten eine Reihe von Prostituierten aus der Gegend aufgestöbert, die der Toten verdächtig ähnelten und alle behaupteten, den Pfarrer im biblischen Sinn zu kennen.) »Und doch geht es in diesem Prozess nicht um die Hautfarbe«, sagte Johnnie und lenkte den Blick der Geschworenen mit einer leichten Armbewegung auf Natalie Blake, »und das dennoch zum Thema zu machen, hieße, die Beweislast – die für Sie als Geschworene eines britischen Gerichts stets an erster Stelle stehen sollte – den Pauschalurteils-Prinzipien unserer erbärmlichen Boulevardpresse zu unterwerfen.« Auf der Empore klammerte sich das erschütterte Häuflein von Vivs Angehörigen aneinander, doch Natalie sah nicht mehr zu ihnen hin.
    Die Anklage kam mit einer PowerPoint-Präsentation. Schmuddelig wirkende Wohnräume in Camden. Natalie Blake beugte sich auf ihrem Platz vor. Eigentlich ging es um die Blutspritzer, doch sie interessierte sich für alles andere. Vier schicke weiße Sechzigerjahre-Sessel, mit denen man bei einem Geistlichen nicht gerechnet hätte. Ein zu großer Flügel in dem zu kleinen Zimmer. Sofa und Ottomane, die nicht zusammenpassten, ein hochmoderner Fernseher. Eine altmodisch

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