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London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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schluckte trocken.
    »Der macht dir keinen Ärger mehr, meine Kleine.«
    Unsere Blicke trafen sich, und meine Angst löste sich in Luft auf. »Er hat nicht mit euch gerechnet.«
    Micks Mundwinkel zuckten. »Das hat er nicht … Ich habe … ein ernstes Wort mit ihm geredet.« Er schielte zu dem mir unbekannten Mann hinüber, ehe er fortfuhr. »Er geht zurück nach Glasgow, und er weiß, wenn er wiederkommt, werde ich ihn eigenhändig aus der Stadt werfen.«
    »Was hast du gegen ihn in der Hand, Mick?«, fragte ich. Aufgrund der Müdigkeit und der Schmerzen klang meine Stimme ziemlich eingerostet.
    Er seufzte, und seine Miene wurde düster. »Die Frage ist nicht, was ich gegen ihn in der Hand habe, sondern was ich über ihn weiß. Ich weiß, welche Knöpfe ich bei ihm drücken muss.«
    Verständnislos schüttelte ich den Kopf.
    »Sagen wir einfach, dass sein Vater auch einen Hang zur Gewalt hatte.«
    Diese Information ließ mich einen Moment lang erstarren.
    Murray Walker war als Kind geschlagen worden? Das ergab einen Sinn, oder nicht? Ein Kreislauf der Gewalt. Natürlich.
    Ich wandte mich Cole zu und strich ihm die Haare aus der Stirn. Ich hatte ihn nicht vor Mums Ohrfeigen geschützt, aber immerhin vor Dads brutalen Übergriffen. Das war ein kleiner Trost.
    Bei dem Gedanken an Mum ging mein Blick automatisch zu ihr. »Haben wir dich aufgeweckt?«, fragte ich emotionslos. In Wirklichkeit war es mir scheißegal. Der Überfall meines Vaters hatte das Gefühl des Verratenwordenseins und die Wut, die ich empfunden hatte, nachdem herausgekommen war, dass sie Cole schlug, wieder zum Leben erweckt.
    Mum sah mich ängstlich an. Ich durfte nicht vergessen, dass diese Frau von Dads Übergriffen auf mich gewusst und viel zu lange nichts dagegen unternommen hatte.
    Ich versteifte mich.
    Aber machte ich jetzt nicht genau dasselbe mit Cole? Ich wusste, dass Mum ihn seit unserer Konfrontation in der Küche nicht mehr angerührt hatte, aber spielte das wirklich eine Rolle? Er musste trotz allem in einem Umfeld leben, in dem ich ihn nicht guten Gewissens allein lassen konnte. War es selbstsüchtig von mir, mit ihm hier wohnen zu bleiben, nur weil ich Angst hatte, ihn zu verlieren? Hätte sie mir doch nur nicht damit gedroht, die Behörden zu alarmieren, falls ich mit Cole auszog …
    Ein Entschluss reifte in mir, und ich betrachtete sie mit kalten Augen. Ich hatte Drohungen satt, ein für alle Mal.
    »Wollte nur schauen, ob’s dir gutgeht«, murmelte sie, bevor ihr Blick einmal durch den Raum geisterte. Instinktiv fasste sie sich an die ungewaschenen Haare. Ein seltener Moment der Selbsterkenntnis, der sie dazu veranlasste, sich den Bademantel fester um den knochigen Leib zu ziehen. »Dann kann ich ja jetzt wieder ins Bett gehen.«
    Schweigend sah ich sie davonschlurfen. Die Entscheidung würde schwer werden, trotz allem.
    »Jo, das hier ist Dr. Henderson«, meldete Braden sich mit leiser Stimme zu Wort. Ich vergaß Mum und wandte mich zu dem distinguierten älteren Herrn um, der jetzt auf mich zutrat. Cam stand neben ihm, aber ich hatte ihm noch keine Beachtung geschenkt. Es war so viel los, und ich war zu müde, um über ihn nachzudenken. »Er würde dich gerne untersuchen.«
    Ich begrüßte den Arzt mit einem matten Lächeln. »Danke.«
    Seine freundlichen Augen richteten sich auf meine Lippe. »Wo sollen wir denn hingehen, Ms Walker? Irgendwohin, wo wir ungestört sind?«
    »In mein Zimmer vielleicht.«
    Dr. Henderson folgte mir schweigend durch den Flur in mein kleines Zimmer. Dort untersuchte er zunächst die Platzwunde, die Joss bereits desinfiziert hatte, danach meinen Bauch und die Rippen. Als er den Bluterguss an meiner Seite betrachtete, schürzte er die Lippen.
    »So wie es aussieht, wollte er Sie in erster Linie einschüchtern, ohne Sie dabei ernsthaft zu verletzen, Ms Walker«, erklärte er leise, aber mit einer Spur Wut in der Stimme, die wohl meinem Vater galt. »Hätte er fester zugetreten, hätten Sie sich womöglich innere Verletzungen zugezogen. Die Rippen scheinen lediglich geprellt zu sein, obwohl man die eine oder andere Haarfraktur nicht völlig ausschließen kann. Sie werden in den nächsten Wochen auf jeden Fall noch Schmerzen haben. Ich kann nichts tun, außer Ihnen raten, Ibuprofen gegen die Entzündung zu nehmen und die Stelle zu kühlen. Und ich werde Sie krankschreiben. Am besten bleiben Sie eine Woche zu Hause. Sind Sie Nichtraucherin?«
    Ich nickte. »Ich habe vor ein paar Monaten

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