London Road - Geheime Leidenschaft
aufgehört.«
»Gut. Das ist gut. Falls Sie Atemnot verspüren, die Schmerzen stärker werden oder Sie Schmerzen im Bauchraum bekommen sollten, melden Sie sich bei mir.« Er hielt mir eine Visitenkarte hin, die ich dankbar entgegennahm.
»Vielen Dank.«
»Und jetzt lasse ich Sie in Ruhe. Schlafen Sie sich aus.«
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Vorsichtig kroch ich ins Bett und schloss die Augen, kurz bevor ich die Tür meines Zimmers zufallen hörte. Unter Schmerzen zog ich mir die Jeans aus, schob sie mit den Füßen vom Bett und zog die Decke hoch.
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte ich mich vollkommen sicher. Wie hätte man sich auch nicht sicher fühlen sollen, wenn nebenan im Wohnzimmer eine kleine Armee wachte, bereit, mich bis zum letzten Atemzug zu verteidigen? Ich hatte in dieser Nacht so große Angst gehabt, war so verzweifelt gewesen, aber sie hatten mir einen Großteil der Last von den Schultern genommen – Joss, Braden, Onkel Mick, Olivia, Cam und Cole.
Meine Familie.
Meine müden Glieder sanken in die weiche Matratze, und zum ersten Mal seit Tagen fiel ich in tiefen Schlaf.
Es war die Hitze, die mich weckte.
Missmutig schlug ich die Decke zurück, was mir sofort einen Schmerzensschrei entlockte. Ich riss die Augen auf.
»Johanna«, kam Cams Stimme von irgendwoher.
Ich blinzelte trübe. Dann entdeckte ich ihn. Er saß auf dem Fußboden an der Wand, die schlaffen Arme auf den angezogenen Knien. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen – Augen, die halb geschlossen waren, in denen aber seine große Sorge stand.
Ich hielt mir die Rippen und stützte mich auf den Ellbogen. Es war hell draußen. »Wie spät ist es?«, fragte ich mit vom Schlaf belegter Stimme. Ich schwitzte, und mein Mund war wie ausgedörrt.
»Acht Uhr morgens. Sonntag.«
O Gott. Ich hatte einen ganzen Tag geschlafen. Benommen nahm ich Cams zerzaustes Erscheinungsbild zur Kenntnis. »Baby, hast du die ganze Zeit nicht geschlafen?«
Bei der Frage glomm ein kleiner Funke in seinen Augen auf. »Ich bin hin und wieder kurz eingedöst. Ich wollte dich nicht allein lassen. Nach dem, was gestern Nacht passiert ist.«
»Das war doch nicht deine Schuld.« Ich verzog das Gesicht und zuckte gleich darauf unter Schmerzen zusammen. Ich hatte die Platzwunde an der Lippe ganz vergessen.
»Am liebsten würde ich ihn noch ein zweites Mal verprügeln.«
Dieses Geständnis machte mich endgültig munter. »Du hast Murray auch geschlagen?«
»Ich hätte ihn umgebracht, aber Mick hielt das für keine so gute Idee.«
»Onkel Mick, die Stimme der Vernunft. Er ist so ein Spielverderber.«
Cams Mund zuckte. »Na, wenigstens ist dein Sinn für Humor unversehrt geblieben.«
Ich schnitt eine Grimasse, als all die Schmerzen in meinem Körper langsam wieder erwachten. »Das ist auch so ziemlich das Einzige.«
Er beugte sich zu mir. »Kann ich dir irgendwas bringen?«
»Ein Glas Wasser.« Cam nickte und stand auf. »Wo ist Cole?«
»Im Bett. Joss und Braden haben angeboten, nachher vorbeizukommen und mit ihm zu den Nichols’ zum Essen zu fahren.«
»Gut.« Mir fielen die Augen wieder zu.
Ungefähr eine Minute später rüttelte Cam mich sanft wach. »Du musst was trinken.«
Widerstrebend ließ ich mir von ihm aufhelfen. Ich musste mich beherrschen, nicht mein Gesicht an seinen Hals zu drücken. Wir hatten noch jede Menge zu klären, ehe ans Kuscheln auch nur zu denken war.
Ich trank einen großen Schluck von dem eiskalten Wasser, das er mir gebracht hatte, und bedankte mich. Und dann, bevor ich protestieren konnte, schob er mich behutsam zur Seite und kroch neben mich ins Bett. Er legte den Arm um mich und zog mich an seine Brust. »Was machst du da?«, murmelte ich, aber es war kein ernstgemeinter Protest.
Cam seufzte tief und strich mit den Fingern über mein Haar. »Die letzten paar Tage waren die Hölle für mich, Jo. Lass mich dich einfach nur halten.«
Tränen stiegen mir in die Augen. »Ich weiß, dass du nicht mit ihr geschlafen hast.«
»Die Situation war offensichtlich, und in deinem Zustand konntest du gar nichts anderes denken.«
Meine Hand ballte sich zur Faust. Ich merkte es nicht einmal, bis Cam seine Finger über meine legte und mich zwang, sie zu entspannen. Sein Daumen rieb beruhigend über meine Handfläche, wo meine Nägel sich in die Haut gegraben hatten. »Ich traue mich kaum zu fragen, aber … wieso war sie überhaupt bei dir?«
Ich bemerkte sein Zögern, und sofort machte mein Herz seinen
Weitere Kostenlose Bücher