Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
Vom Netzwerk:
mit Olivia auf die Couch, während Joss uns allen eine Tasse Tee kochte. Trotzdem ging kurz darauf Coles Zimmertür auf. Ich schloss die Augen und holte tief Luft.
    »Was ist los?«, hörte ich seine Stimme. Offenbar war sie an Joss gerichtet.
    Sie flüsterte etwas, und als Nächstes erklang das lauter werdende Geräusch nackter Fußsohlen auf dem Dielenboden.
    »Scheiße, wie siehst du denn aus?«
    Ich riss die Augen auf. Cole stand im Schlafanzug vor mir und starrte auf mein Gesicht. Er wirkte verängstigt, und von jetzt auf gleich kam er mir wieder wie ein kleiner Junge vor. »Mir geht’s gut«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Trotzdem musste ich vor Schmerz die Zähne zusammenbeißen, als ich nach seiner Hand griff und ihn neben mich aufs Sofa zog.
    Die Furcht wich aus seinen Zügen und machte einem anderen Gefühl Platz, dem ich in dieser Nacht schon mehrfach begegnet war: männlicher Rachedurst.
    »Wer war das?«
    Trotz der schrecklichen Erlebnisse, die ich in den letzten vierundzwanzig Stunden gehabt hatte, fühlte ich mich geliebt, weil so viele Menschen sich meinetwegen empörten. »Dad«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich hatte entschieden, es ihm nicht zu verheimlichen.
    Ich sagte ihm alles. Und nicht nur das, was in dieser Nacht geschehen war. Ich holte tief Luft und beichtete allen dreien, wie Dad mich als Kind verprügelt hatte.
    Ich war vor Minuten verstummt, und noch immer sagte keiner ein Wort. In drückendem Schweigen saßen wir da, während ich ängstlich auf die Reaktion meines Bruders wartete.
    Die Erste, die ihre Sprache wiederfand, war Joss. »Jetzt hoffe ich wirklich, dass Mick dieses Schwein umbringt.«
    »Das meinst du nicht so«, murmelte ich.
    »Ach nein?«, fragte Olivia überraschend hitzig. Sonst war sie immer so ruhig und ausgeglichen. »Menschen können … na ja, sie können wunderbar sein. Aber manche Menschen sind Monster, vor denen wir uns verstecken müssen. Wir haben Angst, dass sie uns zu Hause aufspüren könnten, aber wir sollten keine Angst davor haben müssen, dass sie schon bei uns zu Hause sind . Eltern sollen ihre Kinder beschützen und nicht selbst die Monster sein.«
    »Sie hat recht.« Cole beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Blick zu Boden geheftet. »Mick muss ihm eine Lektion erteilen. Eine, die er nicht wieder vergisst.«
    Es setzte mir zu, ihn so aufgewühlt zu sehen, daher legte ich ihm die Hand auf den Rücken und begann ihn tröstend in kreisförmigen Bewegungen zwischen den Schulterblättern zu streicheln.
    Er sah mich an. »Deswegen flippst du immer gleich aus, wenn Mum sagt, dass ich so werde wie er.«
    Ich presste die Lippen aufeinander. »Du bist kein bisschen so …«
    »Wie er«, beendete Cole den Satz. »Schon gut. Ich hab’s kapiert.«
    Wieder senkte sich Schweigen über uns, bis mein kleiner Bruder mich musterte und dabei sagte: »Du musst aufhören, mich ständig beschützen zu wollen, Jo. Ich bin kein kleines Kind mehr. Du standst die ganze Zeit alleine mit der Verantwortung da, und das ist dir gegenüber einfach nicht fair. Also hör auf damit. Wir sind ein Team.«
    Vor lauter Stolz und Dankbarkeit hatte ich einen Kloß im Hals, deswegen konnte ich nur nicken und ihm liebevoll mit der Hand durchs Haar fahren. Er schloss die Augen, und zu unser aller Verwunderung kuschelte er sich an meine unverletzte Seite und schlang die Arme um mich. So saßen wir da, bis ich irgendwann einschlief …

Kapitel 30
    B ruchstücke einer geflüsterten, aber aufgeregten Unterhaltung sickerten in mein Bewusstsein und holten mich – Gott sei Dank – aus den Tiefen einer unheimlichen Traumlandschaft voll von feuchtem Laub, Blut und polternden Schritten. Meine brennenden Lider öffneten sich, und die verschwommenen Farben und Formen fügten sich rasch zu einem klaren Bild zusammen. In meinem Wohnzimmer herrschte Hochbetrieb.
    Olivia und Cole waren immer noch neben mir, Joss saß in einem Sessel, und Braden hockte bei ihr auf der Lehne. Cam und Mick standen zusammen mit einem mir unbekannten älteren Herrn neben dem Kamin. Im anderen Sessel saß meine Mutter.
    Aller Augen waren auf mich gerichtet.
    Ich schaute zu Mick.
    Die Luft um ihn herum knisterte förmlich, und obwohl er sich mittlerweile ein wenig beruhigt zu haben schien, umgab ihn die Aura eines Mannes, der aus der Schlacht heimgekehrt war. Er hatte noch jede Menge Restenergie im Körper.
    Mein Blick wanderte seinen Arm hinab bis zu seiner Hand.
    Geschwollene Fingerknöchel.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher