London Road - Geheime Leidenschaft
Firma Meikle & Young’s hatte ihre Büroräume im ersten Stock eines der alten georgianischen Häuser in der Melville Street. Die Straße war eine der schönsten in Edinburgh – prächtige Altbauten mit schwarzen schmiedeeisernen Zäunen und glänzenden großen Eingangstüren. Im vorderen Teil der umgebauten Wohnung befand sich Mr Youngs Büro nebst dazugehörigem Vorzimmer, und im Flur gegenüber von Mr Meikles Reich gab es noch Räume für zwei weitere Mitarbeiter. Meikles Vorzimmer hatte genau wie sein Büro ein großes Fenster mit Blick auf die Straße. Es war jammerschade, dass seine Persönlichkeit nicht mit der gediegenen Eleganz des Firmensitzes mithalten konnte.
Als Malcolm hereinkam, schloss ich hastig das Solitair auf meinem Monitor, damit er nicht sah, dass ich meine Zeit mit Spielen vertrödelt hatte. Ich strahlte, weil ich mich freute, ihn zu sehen. Hier in diesem Vorzimmer hatten wir uns kennengelernt.
Nach der Trennung von Steven hatte ich mich mit ein paar Blindgängern getroffen. Dann war einige Monate später Malcolm zu einem Beratungstermin in Meikles Büro erschienen. Während er darauf wartete, dass Meikle ihn zu sich rief, verzauberte er mich mit seinem Humor und seinem umwerfenden Lächeln. Er fragte mich nach meiner Telefonnummer, und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
»Hi, Baby.« Malcolm erwiderte mein strahlendes Lächeln, als er zu meinem Schreibtisch ging. Ich erfreute mich derweil an seinem Anblick. Er trug einen seiner eleganten grauen Savile-Row-Anzüge, war frisch rasiert und trotz des Winters sonnengebräunt. Dieser Mann hat Klasse, und er gehört mir , dachte ich stolz.
Und er kam nicht mit leeren Händen.
Er hielt mir einen Kaffeebecher und eine Papiertüte hin. »Latte Macchiato mit Kakaopulver obendrauf und ein weißer Chocolate-Chip-Cookie.« Er drückte mir einen warmen, zärtlichen Kuss auf die Lippen. Ein verführerisches Versprechen. Ich war enttäuscht, als er sich zurückzog, aber immerhin hatte er mir meinen Lieblingskaffee und Lieblingskeks mitgebracht, es gab also keinen Grund, sich zu beklagen. Ich schmolz dahin. »Ich dachte, du kannst bestimmt einen kleinen Muntermacher gebrauchen. Du arbeitest so hart.«
»Das ist lieb von dir.« Ich schenkte ihm mein dankbarstes Lächeln. »Das kommt wirklich wie gerufen.«
»Bedanken kannst du dich später noch.« Er zwinkerte mir zu, und ich musste lachen, als ich sein spitzbübisches Grinsen sah.
Kopfschüttelnd wies ich auf die Sessel. »Ich sage Mr Meikle Bescheid, dass du da bist.«
Wenig später kam Meikle heraus, um Malcolm zu begrüßen, und die beiden verschwanden in seinem Büro. Ich lehnte mich mit einem zufriedenen Seufzer zurück, um meinen Latte und den Cookie zu genießen.
Lächelnd betrachtete ich meinen Kaffeebecher und schielte dann zur Bürotür.
Diesmal hast du einen Volltreffer gelandet, Jo.
Versau es nicht.
Nach der Stärkung fühlte ich mich gleich ein bisschen wacher. Ratlos starrte ich auf meinen Monitor. Ich hatte alle Aufgaben für heute erledigt. Dann warf ich einen nachdenklichen Blick zum Aktenschrank. Ich hatte ihn schon länger nicht mehr durchgesehen, und die Akten mussten in regelmäßigen Abständen neu geordnet werden. Ich schnappte mir meinen Kaffee und arbeitete mich langsam und methodisch durch die Ablage. Wie erwartet, gab es einige Akten, die falsch einsortiert worden waren. War ich das gewesen oder Lucy? Wahrscheinlich wir beide.
Als Malcolm zwanzig Minuten später wieder aus Meikles Büro auftauchte, war er allein.
Sein Blick heizte sich auf, als er über meinen Körper glitt. Ich trug einen hoch sitzenden schwarzen Bleistiftrock und eine hellrosa Seidenbluse. Damit ich Mr Meikle nicht überragte, hatte ich meine schwarzen Ballerinas angezogen. Malcolm kam langsam auf mich zu, und ich schmiegte mich an seine Brust. Es war mir egal, ob es unprofessionell war, mich hier von ihm küssen zu lassen. Meine Lippen kribbelten, als er von mir abließ, und seine Augen waren glasig. »Unser Einkaufsbummel morgen steht noch?«
»Na klar.«
»Was ist mit Samstag? Hast du da Zeit? Becca will uns zum Abendessen einladen, als Dankeschön, weil ich eins ihrer Bilder gekauft habe und weil du Cam den Job in der Bar besorgt hast.«
Fast wäre ich in seinen Armen erstarrt. »Was? Wir alle vier zusammen?«
Malcolm nickte und schob mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr. »Ich könnte dich diesmal von zu Hause abholen?«
Lieber nicht. Der Gedanke allein schnürte mir fast
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