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London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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verlegen. »Tja … Cole ist also dein kleiner Bruder, was?«
    Ach, leck mich doch. Ich starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an und überlegte, was ich sagen sollte. Irgendwann kam ich zu dem Schluss, dass es das Beste wäre, wenn Cam und ich einen gewissen Abstand zueinander wahrten. Ganz egal, wie sehr Joss es darauf anlegte, mich ihm in einem anderen Licht darzustellen – ich wollte das nicht. Er hatte dieselben voreiligen Schlüsse gezogen wie alle anderen, und ehrlich gesagt hatte ich keine Lust, nett zu jemandem sein, der sich einen Spaß daraus machte, mich niederzumachen, obwohl er mich gar nicht richtig kannte. Mit einem gereizten Seufzer schob ich mich an ihm vorbei. »Ich geh in die Pause.«
    Cam antwortete nicht.
    Den Rest des Abends zeigte ich ihm die kalte Schulter und sprach kein Wort mehr mit ihm.

Kapitel 6
    W ie jeden Mittwoch war ich auch an diesem völlig geschlaucht. Meine Dienstagabend-Schicht im Club 39 , gefolgt von einem ganzen Arbeitstag bei Meikle & Young’s , war der schlimmste Teil der Woche. Ich teilte mir die Stelle als Assistentin von Mr Meikle mit einer Frau namens Lucy. Ich war ihr nie begegnet, aber da wir uns immer kleine Zettel schrieben, um uns mitzuteilen, was bereits erledigt war und was noch getan werden musste, hatte ich das Gefühl, sie zu kennen. Sie malte immer Smileys auf ihre Zettel, damit ihre Anweisungen nicht wie Befehle wirkten. Ich fand das total liebenswert und fragte mich oft, ob Mr Meikle zu Lucy mit den Smileys nett war. Ich hoffte es.
    Zu mir war er nämlich nicht nett.
    An diesem Vormittag hatte ich bislang fast alles richtig gemacht. Ich hatte noch drei Stunden vor mir, frankierte gerade Briefe, die an diesem Abend noch in die Post mussten, und versuchte gleichzeitig, Cams blöde, hochnäsige Stimme aus meinem Kopf zu bekommen, als Mr Meikle aus seinem Büro kam und mir mit einem Blatt Papier vor dem Gesicht herumfuchtelte.
    Ich sah zu ihm auf und fragte mich, ob sein ekelhaftes Verhalten mir gegenüber wohl etwas mit meiner Körpergröße zu tun hatte. Ich war über sieben Zentimeter größer als er. Er wirkte irritiert, wann immer wir uns gegenüberstanden, und selbstgefällig, sobald ich saß und er mich überragte.
    »Sir?« Ich schielte fast im Versuch, festzustellen, was zum Teufel das für ein Blatt war, mit dem er da herumwedelte.
    »Joanne, ich wollte gerade diesen Brief unterschreiben, den Sie einem Klienten schicken sollten, als ich zwei Tippfehler darin entdeckt habe.« Sein Gesicht war rot vor Empörung, als er den Brief zurückzog, um mir stattdessen zwei Finger entgegenzustrecken. »Zwei.«
    Ich wurde blass. Verfluchter Schlafmangel. »Es tut mir leid, Mr Meikle, ich bringe das sofort in Ordnung.«
    Er machte »Hmpf!« und knallte mir den Brief auf den Tisch. »Ich hoffe, danach ist er einwandfrei. Lucy schafft es schließlich auch, Herrgott noch mal.« Damit marschierte er zurück in Richtung Büro. An der Tür drehte er sich noch einmal um, und seine Augen verengten sich hinter den Brillengläsern zu Schlitzen. »Mein Gedächtnis sagt mir, dass ich heute Nachmittag zwei Termine habe. Ist das richtig, Joanne?«
    Ich arbeitete seit fast zwei Jahren für Mr Meikle, und der passende Moment, ihn an die korrekte Aussprache meines Namens zu erinnern, war längst verstrichen. Er hatte mich von Anfang an »Joanne« statt »Johanna« genannt, und das obwohl er mir höchstpersönlich am Monatsende die Gehaltsabrechnung überreichte. Die Gehaltsabrechnung, auf der klar und deutlich MISS JOHANNA WALKER geschrieben stand. Trottel.
    »Ja, Sir.« Und wie es der Zufall wollte, hatte er einen dieser Termine mit Malcolm. »In fünfzehn Minuten kommt Mr Hendry, und um vier haben Sie ein Treffen mit Mrs Drummond.«
    Ohne ein weiteres Wort verschwand er in seinem Büro und knallte die Tür hinter sich zu. Ich starrte noch eine Weile die Tür an, dann richtete ich meine Aufmerksamkeit auf den Brief, den er mir auf den Schreibtisch gepfeffert hatte. Ich drehte ihn um und sah, dass er meine zwei Tippfehler mit rotem Filzstift eingekringelt hatte. Ich hatte den Apostroph bei »Meikle & Young’s« vergessen und den Doppelpunkt hinter »Telefon«. »Korinthenkacker«, murmelte ich und rollte mit dem Stuhl näher an den Schreibtisch heran. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich das Schreiben auf meinem Rechner aufgerufen, die Fehler korrigiert und die berichtigte Version ausgedruckt hatte. Ich legte sie ihm wortlos auf den Tisch und schloss seine Bürotür.
    Die

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