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London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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Schritte drehte sie sich um. Sie lehnte sich gegen den Küchentresen und stellte den Becher ab. Mit einem matten Lächeln sagte sie: »Hi, Schatz.«
    Als ich sie so ansah, konnte ich an nichts anderes denken als an die Scham und die Demütigungen, die mein Vater mir mit seinen Fäusten und seinen hasserfüllten Worten zugefügt hatte. Dieser Mann war schuld daran, dass ich keinerlei Selbstachtung besaß.
    Wie konnte sie es wagen, Cole dasselbe anzutun? Wie konnte sie alle meine Bemühungen, ihn vor genau diesen Erfahrungen zu bewahren, einfach so zunichtemachen? Wenn die eigenen Eltern einen für Dreck hielten, wenn man in ihren Augen vollkommen wertlos war und sie den Drang verspürten, diejenigen zu verletzen, die die Natur ihnen als Schutzbefohlene anvertraut hatte – das war ein unvergleichlicher Schmerz. Eine solche Erfahrung hatte ich Cole um jeden Preis ersparen wollen …
    … und diese widerliche alte Hexe hatte ihn geschlagen.
    Mit einem animalischen Wutschrei, der ganz tief aus meinem Bauch kam, stürzte ich mich auf sie. Wir prallten aufeinander, und sie stieß rückwärts gegen die Arbeitsplatte, so dass ihr Kopf nach hinten flog und gegen den Hängeschrank schlug. Ich empfand eine tiefe Genugtuung, als sie vor Schmerz aufschrie.
    Na, wie fühlt sich das an? Wie fühlt sich das an?
    Meine Hand schnellte in die Höhe und packte sie nicht allzu fest, aber drohend an der Gurgel. Aus angstgeweiteten Augen starrte sie mich an.
    Ich kam ihr mit meinem Gesicht ganz nahe. Ich bebte vor Wut und weil sie uns so schändlich verraten hatte.
    Genau, verraten!
    Für Gin.
    Sie hatte mich verraten, indem sie dem Menschen weh getan hatte, den ich am meisten auf der Welt liebte.
    Mein Atem ging flach und schnell, meine Finger spannten sich um ihre Kehle. »Wenn du Cole …« Ich holte tief Luft. »Wenn du Cole noch ein Mal anrührst … dann bringe ich dich um.« Ich drängte mich noch dichter an sie. »Hast du gehört? Dann bringe ich dich um , du dreckiges Miststück!«
    In ihren Augen flackerte etwas auf, und sie nickte hektisch, bevor sie ein paarmal trocken schluckte. Ich sah sie an. Irgendwie brachte ich es nicht fertig, die Hand von ihrem Hals wegzunehmen.
    Da spürte ich eine Berührung am Arm. »Jo?«
    Ganz langsam kehrte die Welt zu mir zurück. Schaudernd ließ ich die Hand sinken und drehte mich nach links.
    Neben mir stand Cole. Er war kreidebleich im Gesicht und starrte mich an, als wäre ich eine Fremde.
    O Gott.
    Dann fiel mein Blick auf Cam, der mit versteinerter Miene in der Küchentür stand.
    O Gott.
    Als ich mich wieder meiner Mutter zuwandte, duckte sie sich verängstigt vor dem Küchenschrank.
    Was ist bloß in mich gefahren?
    Scham erfasste mich … und ich floh.
    Ich rannte an Cole und Cam vorbei, der mir etwas hinterherrief, was ich aber ignorierte. Ich stürzte zur Tür hinaus und barfuß die Treppe hinunter. Ich hatte keine Ahnung, wo ich eigentlich hinwollte, sondern wusste nur, dass ich vor der Person weglaufen musste, in die ich mich eben in der Küche verwandelt hatte.
    Jemand packte mich am Arm und zwang mich zum Stehenbleiben.
    Verschwommen nahm ich Cams Gesicht wahr. Ich riss mich von ihm los, wollte weiterlaufen, aber seine Arme schienen überall zu sein. Ich schlug nach ihm, fauchte und fluchte, aber je mehr ich mich gegen ihn wehrte, desto sanfter redete er auf mich ein.
    »Cam, lass mich los«, flehte ich. Mein Widerstand erlahmte. Ich war zu Tode erschöpft. »Bitte.« Ein Schluchzen kam aus meiner Kehle, bevor ich es aufhalten konnte, und dann begann ich haltlos zu weinen. Meine harten, lauten, schmerzerfüllten Schluchzer wurden an seiner Brust gedämpft, als er mich in seine warmen Arme schloss.
    Ich ließ mich gegen ihn sinken und mich von ihm halten. Meine Tränen durchnässten sein T-Shirt, und er hielt mich ganz fest.
    »Lass es raus«, raunte er mir tröstend ins Ohr. »Lass es alles raus.«

Kapitel 11
    I rgendwann hörte ich auf zu weinen, und mein Atem beruhigte sich, weil Cams Körperwärme und seine starken Arme sich wie Balsam um meine Seele legten.
    Er war der absolut letzte Mensch auf Erden, in dessen Gegenwart ich jemals einen Nervenzusammenbruch erleiden wollte. Und nun war genau das geschehen.
    Und er war nett zu mir gewesen.
    Ich löste mich abrupt von ihm, aber seine Hände hielten nach wie vor sanft meine Oberarme umfasst. Ich konnte ihm noch nicht wieder in die Augen sehen und drehte den Kopf zur Seite. Links von mir nahm ich eine Bewegung wahr, und als ich

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