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London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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Tränen hilflosen Zorns brannten in meinen Augenwinkeln.
    Cole spürte meine Verzweiflung. Als er mir antwortete, bebten seine Lippen ein klein wenig. »Bloß hin und wieder mal eine Ohrfeige, Jo. Ist halb so wild. Damit komm ich schon klar.«
    Ich presste mir die Hände auf den Magen, so schlecht war mir auf einmal. Tränen liefen mir übers Gesicht.
    Nein. Nein! NEIN!
    Schluchzend rutschte ich an der Tür zu Boden.
    Ich dachte, ich hätte alles in meiner Macht Stehende getan, um ihn vor seelischer oder körperlicher Misshandlung durch unsere Eltern zu schützen. Wie sich herausstellte, hatte ich kläglich versagt.
    »Jo.« Ich merkte, wie Cole sich mir näherte. »Genau deswegen hab ich dir nichts gesagt.«
    »Hättest du aber tun sollen.« Ich schnappte nach Luft. »Du hättest es mir sagen müssen.«
    Er legte die Arme um mich, und wie so oft in letzter Zeit ließ ich mich von meinem kleinen Bruder trösten statt umgekehrt.
    Irgendwann hörten die Tränen auf zu fließen, und ich schleppte mich ins Wohnzimmer, wo Cole mir eine Tasse Tee brachte. Als mir das heiße Getränk die Kehle hinabrann, schien es die Flammen des Zorns gegen meine Mutter erneut anzufachen.
    Cole zu vernachlässigen war eine Sache.
    Ihn körperlich zu misshandeln eine ganz andere.
    »Wie oft?«
    »Jo …«
    »Cole, wie oft?«
    »Erst seit letztem Jahr. Hin und wieder mal eine Ohrfeige. Weil ich wie Dad aussehe, sagt sie. Aber ich hab nicht zurückgeschlagen, Jo, Ehrenwort.«
    Ich erinnerte mich an die gemurmelten Kommentare meiner Mutter über die Ähnlichkeit zwischen Cole und unserem Vater – die Bitterkeit, die darin mitgeschwungen hatte, die Anklage und die Wut. Ich hätte die Zeichen erkennen müssen. Vor einigen Monaten hatte ich einen blauen Fleck unter seinem rechten Auge bemerkt. Cole hatte behauptet, Jamie hätte ihn aus Versehen gehauen, als sie beim Videospielen herumgealbert hatten. Ich starrte seine Wange an. »Der blaue Fleck damals?«
    Er begriff sofort, was ich meinte. Mit gesenktem Kopf zog er die Schultern hoch. »Sie ist total ausgeflippt. Sie hat die ganze Zeit auf mich eingeschlagen. Ich hab versucht, von ihr wegzukommen, ohne ihr weh zu tun, und dabei bin ich gegen die Kante vom Küchenschrank gefallen.«
    Da ich mit einem gewalttätigen Vater aufgewachsen war, ging ich Auseinandersetzungen aus dem Weg. Ich verhielt mich passiv und ließ mich so schnell nicht provozieren. Das galt zumindest für die Zeit, bevor ich Cam kennengelernt hatte.
    Doch nicht einmal bei ihm hatte ich jemals einen derart rasenden Zorn empfunden wie in diesem Moment.
    Ich hatte Cole immer als mein Kind betrachtet. Er war mein Kind.
    Und ich hatte ihn nicht beschützt.
    »Ich gucke jetzt ein bisschen fern«, verkündete ich leise, während ich versuchte, diese neue Information irgendwie zu verdauen.
    »Jo, es geht mir gut, echt.«
    »Ja.«
    Er stand auf. »Dann gehen wir heute wohl nicht zu den Nichols’?«
    »Nein.«
    »Okay. Also … Ich bin dann in meinem Zimmer, falls was ist.«
    Keine Ahnung, wie lange ich vor dem Fernseher saß und überlegte, ob ich ins Schlafzimmer meiner Mutter gehen und sie mit einem Kissen ersticken oder einfach unsere Sachen packen und mit Cole abhauen sollte in der Hoffnung, dass Mum ihre Drohung nicht wahrmachen würde. Als ich ein Geräusch hinter mir hörte, drehte ich mich blinzelnd um. Nichts.
    Ich hätte schwören können, dass jemand die Wohnungstür aufgemacht hatte.
    Jetzt hatte ich auch schon Halluzinationen.
    Ausgelaugt von dem Gefühlschaos der letzten vierundzwanzig Stunden ließ ich mich in die Polster der Couch sinken und schloss die Augen. Ich musste duschen und mich umziehen, hatte aber Angst, in die Nähe von Mums Zimmer zu kommen. Ich fürchtete, dass mein Über-Ich ganz kurz davorstand, die Kontrolle zu verlieren. Und zwar so richtig.
    Wenig später trat das Schlimmste ein.
    Mums Tür öffnete sich knarrend. Ich setzte mich kerzengerade auf und erstarrte, als ich sie in den Flur kommen sah. Die Haare standen ihr zu Berge, und sie hielt sich ihren rosafarbenen Bademantel vor der Brust zu, als sie, eine leere Flasche und einen Becher in der Hand, Richtung Küche schlurfte.
    Das Blut toste in meinen Ohren, und mein Körper erhob sich vom Sofa, ohne dass mein Verstand ihm den Befehl dazu erteilt hätte. Es war, als wäre ich in meinem Kopf gefangen und hätte nicht länger die Kontrolle über meine Gliedmaßen. Mit wild klopfendem Herzen folgte ich meiner Mutter in die Küche.
    Beim Geräusch meiner

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