London
Miene, die ihm möglich war. Das Kind war kräftig, und es würden weitere kommen. In der Zwischenzeit galt der Säugling in den Augen der Kirche von England als Thronerbe, da Cranmer Prinzessin Maria durch die Annullierung der ersten Ehe des Königs formal für unehelich erklärt hatte. Der Papst hatte immer noch keine Entscheidung über die beiden Ehe des Königs bekanntgegeben.
Meredith lächelte, als er unter dem erwartungsvollen Blick des Fährmanns auf das Fährboot zuging. Ohne ein Wort nahm er seinen Sitz ein, und Dogget legte ab. »Nun, guter Mann, sucht Ihr immer noch ein Boot?« fragte Meredith.
»Ja, Sir. Aber was für eines?«
»Nun, die Prunkbarke des Königs«, antwortete der Höfling.
Dogget starrte mit offenem Mund auf Meredith. Der König reiste ständig den Fluß auf und ab; Greenwich war seine Lieblingsresidenz, und gelegentlich fuhr er nach Richmond und Hampton Court. »Vielleicht finde ich auch eine Unterkunft für Euren Vater«, fuhr Meredith fort.
Hätte man Meredith gefragt, warum er, ein junger Mann, der bereits mit den größten Männern des Königreichs befreundet war, sich um einen einfachen Fährmann kümmerte, hätte er geantwortet, es sei der Instinkt eines Höflings, daß man nie zu viele Freunde haben konnte. Wer weiß, welchen Dienst ihm dieser Bursche irgendwann in der Zukunft als Gegenleistung erweisen konnte? Die Kunst bestand darin, Dutzende solcher Leute, an die man sich im Notfall wenden konnte, an jedem nur denkbaren Ort zu haben.
»Ich stehe tief in Eurer Schuld«, erklärte Dogget voller Scheu.
Eine Woche später hielt Meredith sein Wort. Zu dieser Zeit wurde wohl in ganz London kein Ort mehr respektiert als das große Kloster mit seinen grauen Mauern, das ein wenig östlich des alten St. Bartholomew's Hospital außerhalb der Stadtmauer lag. Neben den Gemeinschaftsgebäuden befand sich ein großer Hof, umgeben von kleinen Häusern mit jeweils einem eigenen kleinen Garten. Jedes Häuschen war die Zelle eines Mönches. Die Bewohner, die Kartäuser, waren nicht der älteste Orden, aber anders als die meisten anderen Orden waren sie nie in einen Skandal verwickelt. Ihre Regeln waren streng. Außer an Sonntagen herrschte Schweigegebot. Ohne die Erlaubnis des Priors gingen die Mönche nicht aus; sie waren über jeden Vorwurf erhaben. Dies war das Charterhouse.
An diesem sonnigen Tag bildete sich außerhalb seines Torwegs eine seltsame kleine Prozession, angeführt von Thomas Meredith. Hinter ihm ging ein Paar, das bis vor kurzem einen Verkaufsstand in der nahen Straße gehabt hatte – ein einträgliches kleines Unternehmen, das Kruzifixe, Rosenkränze und eine prächtige Sammlung bunt bemalter Gipsfiguren verkaufte. Der Mann, Fleming war sein Name, war mittelgroß und hatte ein hohlwangiges Gesicht; seine Frau, ebenso groß wie er und korpulent, pries den Höfling und die Mönche für ihre wunderbare Güte gegenüber ihrem Vater. Ganz am Schluß, fest am Arm gehalten von Daniel, der jetzt die Livree der königlichen Fährmänner trug, kam Will Dogget. Seine Haltung war mittlerweile etwas krumm, und obwohl er ein sauberes Hemd und eine saubere Jacke trug, wirkte der alte Mann ein wenig unsolide, so, als könne er, nachdem er ein Leben lang fröhlich das getan hatte, was er wollte, jeden Augenblick Reißaus nehmen und wieder seinem Vergnügen nachjagen. Doch nun sollte er im Charterhouse wohnen.
Es gab kein Kloster in London, von dem nicht eine gewisse Zahl von Menschen abhängig war. Ruinierte Adlige, die ein stilles Leben in möblierten Mönchszellen führten; Witwen, die sich um die Wäsche kümmerten oder die Kreuzgänge fegten; und schließlich die Rotten hungriger Menschen, die jeden Tag an der Klosterpforte ein Essen bekamen.
Obwohl sein Bruder Peter noch nicht in das Londoner Charterhouse zurückgekehrt war, kannte Thomas Meredith dort einige Mönche, so daß er um einen Platz für den alten Mann bitten konnte. Er sollte zusammen mit zwei anderen alten Männern in einer Zelle schlafen und im Garten arbeiten.
»Benimm dich nun gut«, ermahnte Dan seinen Vater. »Wenn man dich hier hinauswirft, nehme ich dich nicht zurück zu mir.« Bevor er das Haus verließ, trat er zu Meredith und verbeugte sich vor ihm. »Wie kann ich Euch das vergelten, Sir?«
Meredith lächelte. »Mir wird etwas einfallen«, erwiderte er.
Auch für Susan begann eine glückliche Zeit. Im Spätsommer bezogen sie und Rowland ein kleines Haus in Chelsea. Ein reizendes Haus, gebaut aus Ziegeln,
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