Londons Albtraum-Nächte
Geschichte ebenfalls kennt!«
»Werden wir auf jeden Fall machen, Sir.«
»Gut, dann wünsche ich Ihnen einen schönen Umzug.«
»Ja«, sagte ich, »wir freuen uns schon.«
Mehr hatten wir nicht zu sagen. Sekunden später standen wir draußen auf dem Gang.
»Abwärts?«, fragte Suko.
»Immer...«
***
Die Frau besaß rot gefärbte Haare, trug einen Wollpullover und einen hellen Winterrock. Auf dem Gesicht mit den etwas scharf geschnittenen Zügen erschien ein Lächeln, als sie uns die Tür öffnete und uns ansah.
»Sie müssen John Sinclair und Suko sein«, sagte sie.
»Richtig.«
»Mein Mann hat sie mir beschrieben.«
»Dann sind Sie Elisa Brixon«, sagte ich.
»Genau.«
»Könnten wir denn Ihren Mann sprechen und...«
»Das ist leider im Augenblick nicht möglich. Er ist in den Häusern unterwegs. Es gibt immer wieder Reparaturen durchzuführen. Da mein Mann handwerklich begabt ist, wird er oft geholt, damit er sich darum kümmern kann.«
»Wann kommt er zurück?«
Sie lächelte wieder. »Das kann man nie so genau sagen. Wenn Sie wollen, können Sie gern warten und mir Gesellschaft leisten.
Suko und ich schauten uns an. Als mein Freund nickte, war auch ich einverstanden. Die Wohnung kannten wir ja. Und den Weg zur Küche fanden wir auch.
Beide waren wir überrascht, als wir den für uns fremden Mann dort sahen. Er saß am Tisch, trank soeben seine Kaffeetasse leer und erhob sich.
»Das ist Gerald King«, erklärte Elisa Brixon. »Er hat soeben einen Mietvertrag unterschrieben und wird wohl bald einziehen. Stimmt doch, Mr. King, oder?«
»Ja, ich werde mich bemühen.«
King war ein breitschultriger Mann mit kräftigen Händen. Auf seinem Kopf wuchs das graue Haar sehr dicht und dann sehr fein an den Seiten des Gesichts hinab bis hin zum Kinn, wo es dann einen Bart bildete.
Er zog seine Jacke von der Stuhllehne hoch und streifte sie auf dem Weg zur Tür über. »Ich werde dann wieder gehen, Mrs. Brixon. Danke für den Kaffee.«
»Schon gut.«
Er nickte Suko und mir zu und schaute uns dabei kurz an. Mir fiel auf, dass er fast dunkelgrüne Augen hatte, die ich bei einem Menschen so noch nicht gesehen hatte.
Mrs. Brixon brachte ihn noch bis zur Haustür. Dann kehrte sie zurück und wies uns Plätze zu.
»Nehmen Sie Platz. Möchten Sie einen Kaffee haben?«
Wir lehnten beide ab, ließen uns auf den Küchenstühlen nieder und schauten uns um.
Am Tag sah das Zimmer anders aus. Vor allem heller. Uns fiel auch die Sauberkeit auf, und Elisa Brixon lächelte etwas verlegen. »Ich habe alles gehört«, sagte sie danach, »und ich weiß auch, weshalb Sie hier sind. Sie suchen diesen Killer. Glauben Sie denn, dass er noch einmal zuschlagen wird?«
»Genau kann man das nicht sagen«, erwiderte ich, »wir wollen einfach nur auf Nummer sicher gehen. Deshalb ziehen wir uns in die kleine Wohnung zurück, umso nahe wie möglich am Geschehen zu sein, sollte noch etwas passieren.«
»Das sehe ich ein.« Sie schüttelte sich plötzlich und bekam eine Gänsehaut. »Wenn ich mir vorstelle, was hier geschehen ist, wird mir ganz anders. Es ist hier wirklich nicht die beste Gegend, das gebe ich zu. Aber ein Mord in diesem Haus? Das ist schon etwas anderes. Das bekomme ich nicht auf die Reihe.«
»Man versteht manches nicht im Leben«, sagte Suko. »Nur hat Ihr Mann die Tote gefunden.«
»Ja, das hat ihn auch ganz fertig gemacht. Schlimm ist das gewesen. Ich bin ja froh«, sagte sie heftig nickend, »dass Sie hier einziehen. Es ist übrigens die Wohnung, die Mr. King angemietet hat.«
»Kennen Sie ihn näher?«, fragte ich leise.
»Nein, überhaupt nicht. Ich habe ihn heute zum ersten Mal gesehen. Mein Mann hat mehr mit ihm gesprochen. Mr. King ist froh, eine neue Bleibe gefunden zu haben. Das war nach seiner Scheidung gar nicht so einfach.«
»Kann ich mir denken, Mrs. Brixon. Und was haben Sie so mit dem Haus hier zu tun?«
»Eigentlich nicht viel. Wenn es hier Probleme gibt, kümmert sich mein Mann darum. Ich vertrete ihn manchmal, wie Sie es ja erlebt haben. Das ist alles. Ansonsten bin ich in den Nächten öfter im Krankenhaus, wenn dort Personalnot herrscht. Ich bin gelernte Krankenschwester, und es macht mir auch nichts aus, Nachtschicht zu schieben. Das Leben ist teuer. Da kann man sich noch immer ein paar Pfund hinzuverdienen.«
»Sie sagen es.« Ich kam ihr sofort mit der nächsten Frage. »Kennen Sie eigentlich alle Mieter hier im Haus, Mrs. Brixon?«
Sie wiegte den Kopf. »Eigentlich schon.
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