Lonely Planet Reiseführer Argentinien
den späten 1960er-Jahren kam es zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation, zu Streiks, politisch motivierten Entführungen und Guerrillakriegen. Während dieser Ereignisse kehrte Perón nach Argentinien zurück, 1973 wurde er erneut zum Präsidenten gewählt. Allerdings blieb seine Amtszeit, nach 18-jährigem Exil, blass und erfolglos. Chronisch krank, starb Perón Mitte 1974 und hinterließ ein in sich zerrissenes Land und seine unqualifizierte dritte Ehefrau, Isabel.
Der Schmutzige Krieg & die Verschwundenen
In den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren war die regierungsfeindliche Stimmung auf ihrem Höhepunkt angekommen. Aus Straßenkämpfen und gewaltsamen Demonstrationen wurden schwere Unruhen im Land. Bewaffnete Guerillagruppen bekämpften das Militär, die politische Elite und den US-Einfluss in Lateinamerika. Hinzu kam die hohe Korruption und Isabels Inkompetenz – Argentinien taumelte am Abgrund.
Der Ausdruck el corralito (ein Ställchen) kam während der Wirtschaftskrise in Argentinien („La Crisis“) zwischen 1998 und 2002 auf und wurde umgangsprachlich für das System zur Beschränkung des Bargeldumlaufs gebraucht. Cacerolazo (vom Wort cacerola abgeleitet, was Tiegel oder Pfanne bedeutet) steht dagegen für den lautstarken Lärm auf Demonstrationen, der mit Töpfen und Pfannen erzeugt wird.
Am 24. März 1976 kommandierte Armeegeneral Jorge Rafael Videla einen Militärputsch und übernahm die Staatskontrolle. Damit läutete er eine Epoche des Terrors und der Gewalt ein. Videlas erklärtes Ziel war die Vernichtung der Guerrillabewegungen und die Herstellung der gesellschaftlichen Ordnung. Während dieser Zeit fand der vom Regime euphemistisch so bezeichnete „Prozess der Nationalen Reorganisation“ statt. Gemeint waren über das Land ziehende Militäreinheiten, die jeden sofort einsperrten, folterten und töteten, der auf ihrer Liste verdächtiger Linker verzeichnet war.
Zwischen 1976 und 1983, in einer Zeit, die heute Guerra Sucia, „Schmutziger Krieg“ genannt wird, „verschwanden“ laut Schätzungen zwischen 10 000 und 30000 Menschen.
Carlos Menems syrische Herkunft brachte ihm den Spitznamen „El Turco“ (Der Türke) ein. Im Jahr 2001 heiratete er die 35 Jahre jüngere Cecilia Bolocco, eine ehemalige Miss Universum; 2007 ließen sie sich scheiden.
Der Schmutzige Krieg endete erst, als das argentinische Militär einen echten Krieg führte: den Versuch, die britischen Falklandinseln (Islas Malvinas) zu annektieren.
Der Krieg um die Falklandinseln (Islas Malvinas)
Mit Argentiniens Wirtschaft ging es unter der Militärherrschaft weiter bergab, schließlich bis zum völligen Zusammenbruch. Zu einer wirksamen „Nationalen Reorganisation“ kam es nicht. Ende 1981 wurde General Leopoldo Galtieri neuer Präsident. Um sich trotz der Wirtschaftskrise und der sozialen Unruhen an der Macht zu halten, spielte Galtieri die nationalistische Karte aus und startete im April 1982 eine Invasion der Falklandinseln, um die Briten endgültig von einem Terrain zu vertreiben, das Argentinien schon seit 150 Jahren als Islas Malvinas für sich allein beanspruchte.
Galtieri hatte allerdings die britische Premierministerin Margaret Thatcher unterschätzt; nach nur 74 Tagen mussten die kaum ausgebildeten, schlecht motivierten und hauptsächlich aus Teenagern bestehenden Truppen kläglich aufgeben. Das Militärregime brach nach der Niederlage in sich zusammen, und im Jahr 1983 wurde Raúl Alfonsín zum Präsidenten gewählt.
Folgen des Schmutzigen Krieges
Die von Präsident Alfonsín 1983 in Auftrag gegebene Untersuchung über die Menschenrechtsverletzungen des Militärs während des Schmutzigen Kriegs war sehr erfolgreich. Sie überführte zahlreiche hochrangige Offiziere und dokumentierte die Gräueltaten der Junta: Entführungen, Folter und Mord. Die Einführung von Militärreformen mündete in einen Staatsstreichversuch durch das Militär. Daraufhin erließ die Regierung Amnestiegsetze für die Verbrechen des Militärs. In dem Ley de la Obediencia Debida (Gesetz über die Gehorsamspflicht) wurden ehemalige Mitglieder des Militärregimes bis zum Rang eines Brigadegenerals von der Strafverfolgung ausgenommen. Durch das Ley de Punto Final (Schlussstrichgesetz) wurde eine Frist für die Eröffnung neuer Verfahren gegen die ehemaligen Mitglieder der Militärregierung festgelegt. Jahre später, 2003, wurden diese umstrittenen Gesetze annulliert. Die Verbrechen während des Schmutzigen Kriegs
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