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Lonely Planet Reiseführer Berlin

Lonely Planet Reiseführer Berlin

Titel: Lonely Planet Reiseführer Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schulte-Peevers
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Menschen dar, oft in den trostlosen Hinterhöfen, in denen sich ein Großteil ihres Lebens abspielte. Schon zu Lebzeiten galt Zille als einer der maßgeblichen Dokumentare seiner Zeit, und seit seinem Tod 1929 wird auch sein umfassendes fotografisches Werk als wertvolles historisches Material betrachtet.
    1903 wurde Zille in der Berliner Sezession aufgenommen, auch wenn er sich nicht als eigentlicher „Künstler“ empfand, sondern mehr als fleißiger Illustrator. Bei seinem Tod erwiesen Tausende Berliner jenem Mann die letzte Ehre, der ihr tägliches Leben mit scharfem Humor und unsentimentaler Ehrlichkeit aufgezeichnet hatte. Das Zille Museum im Nikolaiviertel ist seinem Leben und Werk gewidmet.
Berliner Dada
    Dada war eine avantgardistische Kunstbewegung, die sich 1916 in Zürich als Reaktion auf die Schrecken des Ersten Weltkriegs bildete. 1918 hatte sie sich mithilfe von Richard Huelsenbeck nach Berlin ausgebreitet. Huel­senbeck veranstaltete im Februar das erste Dada-Event in einer Galerie und schrieb später das erste deutsche Dadaistische Manifest. Gründungsmitglieder waren u. a. George Grosz, der Erfinder der Fotomontage John Heartfield und Hannah Höch. Marcel Duchamp, Kurt Schwitters und Hans Arp versuchten sich neben vielen anderen ebenfalls an Dada.
    Dada wandte sich kompromisslos von herkömmlichen Konventionen ab und folgte einem irrationalen, satirischen und oft absurden Denkansatz, der nicht nur in der bildenden Kunst, sondern auch in Theater, Tanz und Literatur einen Ausdruck fand. Die Dadaisten arbeiteten mit Collagen und Montagen und betrachteten Zufall und Spontaneität als wesentliche Elemente des künstlerischen Prozesses. Besonders in Berlin gab es oft politische Zwischentöne und eine Neigung zu schockierenden und provozierenden Auftritten. So hing auf der Ersten Internationalen Dada-Messe 1920 die Puppe eines deutschen Offiziers mit einem Schweinskopf von der Decke.
    Einige Theaterstücke von Gerhart Hauptmann waren so provokativ, dass etliche seiner Premieren mit Krawallen endeten. Eine Inszenierung seines Stücks Die Weber im Jahr 1892, das das Elend der schlesischen Weber darstellte, veranlasste sogar den Kaiser, sein Abonnement am Deutschen Theater zu kündigen.
Nachkriegszeit
    Nach dem Zweiten Weltkrieg war Berlins Kunstszene so zerrissen wie die Stadt selbst. Im Osten wurden die Künstler zum „Sozialistischen Realismus“ gezwungen, zumindest bis Ende der 1960er-Jahre, als Künstler der sogenannten Berliner Schule, wie Manfred Böttcher und Harald Metzkes, sich in einer deutungsreicheren und emotionaleren Ausdrucksform versuchten, die sich an die Farben und die Ästhetik von Beckmann, Matisse, Picasso und anderen klassischen Malern der Moderne anlehnte. In den 1970er-Jahren, als sich die Konflikte des Individuums in der Gesellschaft deutlicher abzeichneten, entstanden in Prenzlauer Berg Untergrundgalerien, die Kunst als kollektives Unternehmen betrachteten.
    In Westberlin wandten sich die Künstler mit Begeisterung der ab­strakten Kunst zu. Zu den Pionieren gehörten die Zone 5 um Hans Thiemann sowie die Surrealisten Heinz Trökes und Mac Zimmermann. In den 1960er-Jahren stand Politik im Vordergrund und brachte einen neuen Stil hervor, den „Kritischen Realismus“, vertreten von Künstlern wie Ulrich Baehr, Hans-Jürgen Diehl und Wolfgang Petrick. Die Kunstbewegung „Schule der Neuen Prächtigkeit“ von 1973 verfolgte einen ähnlichen Ansatz. Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre kam es zu einer Wiedergeburt des Expressionismus in den Bildern von Salomé, Helmut Middendorf und Rainer Fetting, einer Gruppe, die sich Junge Wilde nannte. Einer der bekanntesten deutschen Neoexpressionisten ist Georg Baselitz, der in Berlin lebt und in den 1970er-Jahren mit seinen „auf den Kopf stehenden“ Bildern international berühmt wurde.
Die Gegenwart
    Kunstliebhaber werden in Berlin einen vollen Terminkalender haben, denn die Stadt hat sich längst zu einer der spannendsten und dynamischsten Kunstszenen Europas entwickelt. Unter den rund 10 000 aktiven Künstlern haben einige beachtliche Erfolge gefeiert; einer der berühmteste ist der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson. Bekannte Künstler wie Thomas Demand, Jonathan Meese, Via Lewan­dowsky, Isa Genzken, Tino Seghal, Esra Ersen, John Bock und das Künstlerduo Ingar Dragset und Michael Elmgreen leben und arbeiten in Berlin oder ­haben zumindest hier einen zweiten Wohnsitz. Einen Überblick bieten die aktu­ellen

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