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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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glaubte, sie wollten ihn irgendwie reinlegen.
    »Und wann war das?«
    »Gestern morgen. Donnerstag abend war kein Mechaniker mehr da, und der Geschäftsführer sagte mir, sie könnten sich den Wagen erst am nächsten Tag ansehen.«
    »Und das haben sie dann auch getan?«
    »Ja. Stellte sich raus, daß jemand mir Kunstharz ins Kurbelwellengehäuse gegossen hat.«
    Carella fragte sich, wieso er keinen amerikanischen Wagen mehr kaufen wollte, weil jemand ihm Kunstharz ins Kurbelwellengehäuse gegossen hatte.
    »Hat das Öl verklebt, und der ganze Motor war hin«, sagte Pratt. »Sie mußten mir einen neuen bestellen und haben ihn dann am Freitag eingebaut.«
    »Und Sie haben den Wagen gestern abgeholt?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Um zehn Uhr.«
    »Also war der Wagen von Donnerstag nacht an in der Werkstatt.«
    »Ja. Bis gestern um zehn Uhr.«
    »Und die Waffe lag im Handschuhfach.«
    »Tja, sie ist irgendwann während dieser Zeit verschwunden.«
    »Wann haben Sie das gemerkt?«
    »Als ich wieder zu Hause war. Hier im Haus gibt es eine Tiefgarage. Ich stellte den Wagen ab, schloß das Handschuhfach auf, um den Revolver herauszunehmen, und sah, daß er weg war.«
    »Sie nehmen ihn immer aus dem Handschuhfach, wenn Sie nach Hause kommen?«
    »Immer.«
    »Wieso haben Sie ihn in der Tankstelle darin liegen lassen?«
    »Ich hab nicht dran gedacht. Ich war stinksauer, weil der Wagen mich im Stich gelassen hat. Das ist die Macht der Gewohnheit. Wenn ich nach Hause komme, schließe ich das Handschuhfach auf und nehme die Waffe raus. Die Tankstelle war aber nicht zu Hause. Ich hab einfach nicht daran gedacht.«
    »Haben Sie die Waffe als gestohlen gemeldet?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?« fragte Hawes.
    »Ich hab mir gedacht, wenn jemand eine Knarre klaut, sehe ich sie sowieso nie wieder. Warum mir also die Mühe machen? Das ist ja nicht wie bei einem Fernsehgerät. Eine Knarre taucht nicht wieder in einer Pfandleihe auf. Die findet einen Käufer auf der Straße.«
    »Ist Ihnen je in den Sinn gekommen, daß die Waffe später bei einem Verbrechen Verwendung finden könnte?«
    »Ist mir in den Sinn gekommen.«
    »Aber Sie haben den Diebstahl trotzdem nicht gemeldet?«
    »Nein, ich habe ihn trotzdem nicht gemeldet.«
    »Warum nicht?«
    Diesmal fragte Hawes. Beiläufig. Mehr aus Neugier. Ihre Waffe wird gestohlen, und Sie wissen, daß jemand sie vielleicht bei etwas Ungesetzlichem benutzen wird, aber trotzdem gehen Sie nicht zu den Cops? Wieso nicht?
    Carella wußte, wieso nicht. Die Farbigen gingen mittlerweile davon aus, man käme am sichersten durchs Leben, wenn man sich von Cops fernhielt. Denn sonst würden sie einen reinlegen und einem was anhängen. Das war OJ.s Erbe. Vielen Dank, Simpson, das hat uns dringend noch gefehlt.
    »Ich hab mit dem Geschäftsführer der Tagschicht gesprochen«, sagte Pratt. »Hab ihm gesagt, jemand hätte meine Knarre geklaut. Er hat gemeint, er würde sich mal unauffällig umhören.«
    »Hat er sich umgehört? Unauffällig?«
    »Keiner seiner Leute wußte etwas.«
    Natürlich, dachte Carella.
    Hawes dachte dasselbe.
    »Und Sie sagen, das Handschuhfach sei abgeschlossen gewesen, als Sie nach Hause kamen?«
    »Ich glaube schon, ja.«
    »Was soll das heißen, Sie glauben es?«
    »Warum glaubt ihr, alles, was ich sage, ist gelogen?« Carella seufzte verärgert.
    »Also, war es abgeschlossen oder nicht?« sagte er. »Wir wollen Sie mit dieser Frage nicht reinlegen. Sagen sie uns einfach nur ja oder nein.«
    »Ich sage Ihnen doch, ich weiß es nicht. Ich habe den Schlüssel ins Schloß gesteckt und umgedreht. Aber ob es abgeschlossen war oder nicht…«
    »Sie haben nicht versucht, es einfach mit einem Knopfdruck zu öffnen, bevor Sie den Schlüssel hineingesteckt haben?«
    »Nein, ich schließe das Fach immer ab.«
    »Und wieso kommen Sie jetzt darauf, es sei nicht abgeschlossen gewesen?«
    »Der verdammte Revolver war doch verschwunden, oder?«
    »Ja, aber das haben Sie nicht gewußt, bevor Sie das Handschuhfach öffneten.«
    »Ich weiß es jetzt. Wenn es schon aufgeschlossen war, als ich den Schlüssel umdrehte, habe ich es nur wieder abgeschlossen. Also mußte ich den Schlüssel noch mal umdrehen, um es wieder aufzuschließen.«
    »Haben Sie es noch mal aufgeschlossen?«
    »Ich weiß es nicht mehr genau. Vielleicht. Ein Handschuhfach ist doch nicht gerade die Wohnungstür, die man hundertmal am Tag auf- und abschließt. Da weiß man genau, in welche Richtung man den Schlüssel drehen muß, um sie

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