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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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auf seiner Uniform war ein Namensschild aufgenäht: Ralph.
    Carella zückte die Dienstmarke.
    »Detective Carella«, sagte er. »Mein Partner, Detective Hawes.«
    »Ralph Bonelli. Worum geht’s?«
    »Wir versuchen, einen Revolver aufzuspüren, der…«
    »Das schon wieder?« sagte Bonelli und schlug den Blick gen Himmel.
    »Haben Sie eine Ahnung, was mit ihm passiert ist?«
    »Nein. Ich habe Pratt gesagt, daß hier keiner was davon weiß. Daran hat sich nichts geändert.«
    »Wen haben Sie gefragt?«
    »Den Mechaniker, der an dem Wagen gearbeitet hat. Gus. Er hat das Ding nicht gesehen. Und ein paar der anderen Jungs, die am Freitag Dienst hatten. Keiner von ihnen hat irgendeine Waffe gesehen.«
    »Wie viele waren das?«
    »Zwei. Keine Mechaniker, nur Tankwarte.«
    »Also hat nur Gus an dem Wagen gearbeitet.«
    »Ja, nur er.«
    »Wo hat er daran gearbeitet?«
    »In der Werkstatt natürlich«, sagte Bonelli und nickte mit dem Kopf hinüber. »Er hat ihn auf die Hebebühne gefahren.«
    »Der Schlüssel steckte?«
    »Ja, er mußte den Wagen doch reinfahren, oder?«
    »Und als er mit dem Wagen fertig war? Was ist dann mit dem Schlüssel passiert?«
    »Er kam in den Schlüsselkasten«, sagte Bonelli und zeigte auf einen grauen Metallschrank, der neben der Registrierkasse an der Wand befestigt war. In seinem Schloß steckte ein kleiner Schlüssel.
    »Schließen Sie den Schrank regelmäßig ab?«
    »Ah… nein.«
    »Und der Schlüssel steckt die ganze Zeit über?«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, aber da liegen Sie falsch. Keiner, der hier arbeitet, hat diesen Revolver gestohlen.«
    »Tja, er lag im Handschuhfach, als Mr. Pratt den Wagen brachte…«
    »Das behauptet er.«
    »Sie glauben das also nicht?«
    »Hab ich die Waffe gesehen? Hat irgend jemand sie gesehen? Wir haben doch nur sein Wort dafür.«
    »Warum sollte er einfach so behaupten, daß ein Revolver in dem Handschuhfach lag?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht wollte er, daß ich ihm die Reparatur nicht berechne, wer weiß?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ein kleiner Handel. Er vergißt die Waffe, wir vergessen die Rechnung.«
    »Sie glauben also, daß er es darauf angelegt hat?«
    »Wer weiß?«
    »Hat er Ihnen so etwas vorgeschlagen?«
    »Nein, ich meine ja nur.«
    »Sie haben also keinen Grund für die Annahme«, sagte Hawes, »daß keine Waffe in dem Handschuhfach war?«
    »Wenn der Schwatte nicht irgendeinen anderen Grund hatte, sich das einfach aus den Fingern zu saugen.«
    »Welchen zum Beispiel?«
    »Vielleicht hat er sich das von Anfang an so ausgeheckt. Behauptet, die Waffe wäre ihm gestohlen worden, um später dann ein Alibi zu haben. Sie verstehen?«
    »Können Sie uns die Namen aller Leute aufschreiben, die hier gearbeitet haben, während der Wagen bei Ihnen war?« fragte Carella.
    »Aber sicher.«
    »Hatte sonst noch jemand Zugriff auf diesen Schlüsselschrank?« fragte Hawes. »Abgesehen von Ihren Leuten?«
    »Klar. Jeder, der hier im Büro ein und aus geht. Aber einer von uns ist immer hier. Wir hätten es mitgekriegt, wenn jemand versucht hätte, an den Schrank heranzukommen.«
    »Auch die Adressen und Telefonnummern«, sagte Carella.
    Trotz der Kälte trug die Blondine nur einen kurzen schwarzen Minirock, eine kurze rote Jacke aus unechtem Pelz, schwarze Seidenstrümpfe mit Strumpfhaltern und knöchelhohe Stiefel aus rotem Leder und mit hohen Absätzen. Unter ihrem Arm steckte eine farblich dazu passende Handtasche aus rotem Kunstleder. Ihre nackten Oberschenkel waren rauh vom kalten Wind, und die Füße froren ihr in den hochhackigen Schühchen bald ab. Zitternd stand sie am Bordstein einer Kreuzung, an der der von Majesta kommende Verkehr an einer Ampel halten mußte, bevor er in die eigentliche City weiterfahren konnte. Die junge Frau hieß Yolande.
    Sie war frei, weiß und neunzehn Jahre alt, aber sie war auch eine Nutte und cracksüchtig. Und sie stand zu dieser Nachtstunde hier am Bordstein, weil sie hoffte, einen der Autofahrer aufreißen zu können, die unterwegs nach Majesta waren, und zwei- oder dreimal mit ihm um den Block zu kurven, während sie ihm für fünfzig Dollar einen blies.
    Yolande wußte es nicht, aber sie würde in drei Stunden tot sein.
    Die Detectives, die aus der Tankstelle kamen, sahen die Blondine, die an der Ecke stand, erkannten sie als genau das, was sie auch war, warfen aber keinen zweiten Blick in ihre Richtung. Yolande erkannte sie ebenfalls als genau das, was sie waren, und beobachtete mißtrauisch, wie sie

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