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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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lebensgefährlich sein, da oben zu wohnen«, sagte Liebowitz.
    Und außerdem noch ein nettes jüdisches Mädchen, dachte Yolande, sagte es aber nicht, weil sie es nicht ertragen konnte, einen erwachsenen Mann weinen zu sehen. Ein nettes jüdisches Mädchen wie Sie? Sie blasen jedem beliebigen Autofahrer einen? Für fünfzig Dollar? Ein jüdisches Mädchen? Was lutschen Sie? Sie mußte fast kichern.
    »Was sind Sie also?« fragte Liebowitz. »Tänzerin?«
    »Ja«, sagte sie, »wie sind Sie nur darauf gekommen?«
    »Ein hübsches Mädchen wie Sie, und zu dieser Uhrzeit, da dachte ich mir, eine Tänzerin in einer dieser Oben-ohne-Bars.«
    »Tja, da haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen.«
    »Ich kann keine Gedanken lesen«, sagte Liebowitz grinsend. »Als Sie mich angehalten haben, standen Sie vor dem Stardust.«
    Da hatte sie es einem Burschen aus Connecticut für zwanzig Dollar mit der Hand besorgt, während die Mädchen auf der Bühne die Becken und Titten kreisen ließen.
    »Jau«, sagte sie.
    Sie steckte dem Manager zwei Scheine pro Abend zu, damit er sie in dem Schuppen wildern ließ. Das Stammpersonal war natürlich stinksauer darüber, aber das Geschäft ist nun mal hart, Schatz.
    »Woher kommen Sie ursprünglich?« fragte Liebowitz.
    »Aus Ohio«, sagte sie.
    »Ich wußte, daß Sie nicht von hier kommen. Sie haben nicht den richtigen Akzent.«
    Fast hätte sie ihm erzählt, daß ihrem Vater ein Deli in Cleveland gehörte. Sie tat es nicht. Fast hätte sie ihm auch erzählt, daß ihre Mutter einmal in Frankreich gewesen war, in Paris. Sie tat es nicht. Yolande Marie war die Idee ihrer Mutter gewesen. Yolande Marie Marx. Im Gewerbe als Groucho bekannt - nur ein Scherz. Eigentlich im Gewerbe als Marie St. Ciaire bekannt. Auf den Trichter war Jamal gekommen, und das interessierte die Freier auf Rädern natürlich brennend. Mein Name ist Marie St. Ciaire, falls es dich interessiert. Freut mich, dich kennenzulernen, Marie, und jetzt nimm ihn mal tiefer in den Mund.
    Manchmal hatte sie Alpträume. Ein Freier in einem blauen Kombi. Er hält an, und sie beugt sich ins Fenster und sagt: »He, hallo, wollen wir einen draufmachen?« und steigt ein und macht seinen Reißverschluß auf, und es ist ihr Vater. Das träumt sie durchschnittlich zweimal die Woche. Wacht jedesmal in kalten Schweiß gebadet auf. Lieber Dad, ich arbeite noch immer hier in dem Spielwarenladen, es ist eine Schande, daß du nun, da Mom bettlägerig ist, nicht mehr aus Cleveland rauskommst, vielleicht komme ich zu Yom Kippur nach Hause. Klar. Nimm ihn tiefer rein, Süße.
    »Machen Sie auch noch was anderes in dieser Bar?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie wissen schon«, sagte Liebowitz und betrachtete sie im Rückspiegel. »Außer dem Tanzen?«
    Sie betrachtete ihn ebenfalls. Er mußte um die sechzig Jahre alt sein, ein kleiner, kahlköpfiger Scheißer, der kaum über das Lenkrad schauen konnte. Er machte sie an. Demnächst bot er ihr noch einen Tauschhandel an. Der Fahrpreis auf dem Taxameter betrug jetzt sechs Dollar und dreißig Cents. Den würde er für einen Quickie auf dem Rücksitz vergessen. Netter Jude. Mach ihm den Reißverschluß auf, und ihr steifer Vater springt heraus.
    »Also?«
    »Also was?«
    »Machen Sie auch noch was anderes, außer oben ohne zu tanzen?«
    »Ja, ich singe auch oben ohne«, sagte sie.
    »Jetzt hören Sie aber auf, in diesen Schuppen wird nicht gesungen.«
    »Ich singe.«
    »Sie wollen mich verulken.«
    »Nein, wirklich nicht. Soll ich Ihnen was vorsingen, Max?«
    »Nee, Sie singen nicht.«
    »Ich singe wie ein Vogel«, sagte Yolande. Liebowitz dachte darüber nach, ob sie ihn nun verarschte oder nicht.
    »Was tun Sie wirklich?« fragte er. »Außer singen und tanzen? Oben ohne.«
    Sie ließ sich durch den Kopf gehen, daß es vielleicht keine üble Idee war, auf dem Nachhauseweg noch eine letzte Nummer zu schieben. Aber nicht für die sechs Dollar und neunzig, die jetzt auf dem Taxameter standen. Wieviel Cash hast du dabei, Jud Süß? fragte sie sich. Willst du ein neunzehnjähriges jüdisches Mädchen so unvergeßlich durchficken, daß du beim nächsten Chanukka deinen Enkeln davon erzählen kannst? Sie dachte wieder an ihren Vater und kam zu dem Schluß: nein.
    Trotzdem … wenn sie den alten Max hier überreden konnte, für einen schnellen Blowjob hundert Mäuse abzudrücken, wäre es die Sache vielleicht wert. Der doppelte Preis für ein Straßenmädchen, aber ich hab ja nun wirklich was zu bieten, was

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