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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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ist mit dem Revolver?« fragte Carella.
    »Was für ein Revolver?«
    »Sie wissen, was für einen Revolver wir meinen.«
    Sikhar warf die Zigarette zu Boden, drückte sie mit der Sohle seines schwarzen Schuhs aus und holte aus der rechten Tasche des langen schwarzen Mantels eine zerknitterte Packung Cameis hervor. »Zigarette?« fragte er und hielt zuerst Carella und dann Hawes die Packung hin. Beide lehnten ab, schüttelten energisch die Köpfe. Sikhar verstand die subtile Botschaft nicht und steckte sich die nächste an. Rauchwolken stiegen in Schwaden in den Gang auf und wurden von dem flackernden Neonlicht vor dem Fenster gelb gefärbt. Aus irgendeinem seltsamen Grund dachte Carella an Dantes Inferno.
    »Die Waffe«, wiederholte er hartnäckig.
    »Der berühmte verschwundene Revolver«, sagte Sikhar. »Ich weiß nichts davon.«
    »Sie waren ungefähr eine Stunde lang in dem Wagen und haben diese Sauerei weggemacht?«
    »Eine schreckliche Sauerei«, bestätigte Sikhar.
    »Sind die Vögel in die Nähe des Handschuhfachs gekommen?«
    »Nein, die Schweinerei war ausschließlich auf den Rücksitz beschränkt.«
    »Also haben Sie diese Stunde auf dem Rücksitz des Wagens gearbeitet?«
    »Mindestens eine Stunde.«
    »Und Sie sind kein einziges Mal vorn im Wagen gewesen?«
    »Nein. Warum sollte ich? Der Rücksitz war verdreckt.«
    »Ich meinte, während Sie den Wagen saubergemacht haben…«
    »Nein.«
    »… sind Sie vielleicht nach vorn gegangen, haben das Armaturenbrett abgewischt…«
    »Nein.«
    »… das Handschuhfach, haben auch dort alles sauber gemacht.«
    »Nein, hab ich nicht getan.«
    »Dann wissen Sie auch nicht, ob das Handschuhfach abgeschlossen war oder nicht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wann haben Sie mit dem Wagen angefangen?«
    »Direkt, als ich kam. Jimmy hat mir den Schlamassel gezeigt und gesagt, ich soll den Wagen saubermachen. Ich hab mich direkt an die Arbeit gemacht.«
    »Wann war das?«
    »Gegen sieben.«
    »Am Samstag morgen?«
    »Ja, am Samstag. Ich arbeite sechs Tage in der Woche«, sagte er ostentativ und sah auf seine Uhr. Es war jetzt kurz vor sechs am Sonntag morgen. Die Dämmerung würde in einer Stunde und fünfzehn Minuten kommen.
    »War sonst noch jemand in der Nähe des Wagens, als Sie darin gearbeitet haben?«
    »Ja.«
    »Wer?«
    »Jose Santiago.«
     
    Richard der Vierte bestritt hier oben in Diamondback seinen Lebensunterhalt damit, Crack an nette kleine Jungs wie die drei Richards zu verkaufen, die er nun die Straße entlang zu einer Kellerbar führte, in der es, wie er versprochen hatte, jede Menge Mädchen gab. Richards Nachname lautete Cooper, und Leute, die sich gut mit ihm stellen wollten, nannten ihn manchmal Coop. Sie konnten nicht wissen, daß er den Namen Coop verabscheute. Das war genauso, als käme irgendein Arschloch angewackelt, würde einem auf den Rücken klopfen und »He, erinnerst du dich an mich, Sal?« ins Gesicht schreien, und man hieß gar nicht Sal. Richard hieß Richard, und so wollte er auch genannt werden, vielen Dank. Ganz bestimmt nicht Coop, aber auch nicht Rich oder Richie, nicht mal Ricky oder Rick. Einfach nur Richard. Wie die drei Richards, die jetzt bei ihm waren und denen er gerade von diesen netten Röhrchen erzählte, die er zufällig bei sich hatte. Ob sie nicht mal für fünfzehn Dollar pro Stück probieren wollten?
    Das Crack und das Geld wechselten gerade die Besitzer, von schwarz nach weiß und von weiß nach schwarz, als das Taxi am Straßenrand hielt und ein langbeiniges weißes Mädchen in einer Jacke aus Pelzimitat und roten Lederstiefeln ausstieg. Das Fahrerfenster wurde heruntergedreht. Der Fahrer sah ziemlich benommen aus, als sei er gerade von einem Bus überrollt worden. »Danke, Max«, sagte das Mädchen, warf ihm eine Kußhand zu und drehte sich auf dem Bürgersteig um. Unter den Arm hatte sie eine schmale, rote Kunstledertasche geklemmt.
    »He, Yolande«, sagte Richard Cooper, »kommst gerade rechtzeitig.«
    Sechsundfünfzig Minuten später war sie tot.
     
    5
     
    Sie hat schon Dreier mitgemacht, aber dies sah so aus, als würde es ihr erster Vierer werden. Vielleicht sogar ein Fünfer, wenn Richard ihr sein Ding auch noch reinstecken will. Sie kennt Richard aus der Szene, er dealt mit gutem Shit. Er hat sogar mal ‘ne Weile mit Jamal zusammengearbeitet, bevor sich ihre Wege dann getrennt haben. Sie ist nicht besonders scharf drauf, daß sich diese Sache in einen Fünfer verwandelt, ausgerechnet mit Richard, doch wie Jamal immer

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