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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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dem Beutel zu schreien, und hört, wie der schwarze Richard ruft: »Verdammt noch mal, was tut ihr da!« Und sie schreit in dem Beutel »Hilfe!«, und diesmal weiß sie, daß sie sterben wird, diesmal ist der Schmerz da unten so überwältigend, warum tut er ihr das an, er dreht etwas Gezacktes und Scharfes in ihr hin und her, sie wird sterben, bitte, sie will sterben, sie kann nicht mehr atmen, sie kann den Schmerz keinen Augenblick länger ertragen …
    »Nein, du Fotze!« ruft er und zerrt den Beutel von ihrem Kopf.
    Der Ansturm von Sauerstoff ist so süß.
    Sie spürt etwas Klebriges und Nasses auf ihren Lippen.
    Sie glaubt, damit ist es vorbei. Jetzt werden sie sie in Ruhe lassen. Ihre Schmerzen sind zu stark. Sie ist unten herum zu zerrissen und zerschnitten, sie weiß, daß sie blutet. Bitte, denkt sie. Laßt mich einfach nur in Ruhe. Bitte. Es reicht.
    »Seid ihr verrückt geworden?«
    Richard.
    Gut, denkt sie. Jetzt hört es auf.
    Aber dann ist der Gefrierbeutel wieder über ihrem Kopf.
    Und sie halten sie wieder fest.
     
    Als sie zwei oder drei Minuten später wieder im Wagen waren, kam ein 10-29er durch, der sie in die St. Sebastian Avenue 841 rief. Die Zentrale wollte sich nicht auf einen Mordfall festlegen, denn sie hatten bislang nur eine Leiche in einer Gasse zwischen zwei Häusern, und die Todesursache war noch nicht bekannt. Könnte auch ein Herzanfall auf offener Straße gewesen sein. Die Telefonistin sagte ihnen nur, die eine Streife hätte eine Leiche gefunden und für alle Fälle die Mordkommission informiert. Das erklärte, wieso sie Monoghan und Monroe zum zweiten Mal in dieser Nacht trafen.
    Es war 7 Uhr 15, die Sonne ging gerade auf - gewissermaßen. Es würde keine mit rosigen Pinselstrichen gezogene Dämmerung werden, soviel war klar. Das war nur das Ende der Nacht eines weiteren harten Tages, ihre Schicht war fast vorbei, und jetzt hatten sie es - wie sich herausstellte - mit einem weiteren Mordfall zu tun. Das verriet ihnen der Gefrierbeutel über dem Kopf des Mädchens.
    Das Mädchen sah wie eine Nutte aus, doch heutzutage ließ sich die Spreu nur schwer vom Weizen trennen. Manche Starlets aus Hollywood trugen bei der Oscar-Verleihung Kleider, in denen sie wie Bordsteinschwalben aussahen, aber es gab auch Huren an der Straßenecke, die wie rotwangige Schülerinnen aus Minnesota aussahen. Wer konnte das also schon genau sagen?
    »Eine Nutte«, sagte Monoghan.
    »Ganz bestimmt«, sagte Monroe.
    »Wahrscheinlich hat ihr Zuhälter sie abgemurkst«, vermutete Monoghan.
    »Deshalb ist auch ihre Handtasche weg.«
    Was eine scharfe Schlußfolgerung war. Wenn er noch eine Weile zuhörte, dachte Carella sich, würde er vielleicht sogar noch etwas lernen. Er fragte sich, warum der Typ sie nicht einfach erstochen hatte, falls es tatsächlich der Zuhälter gewesen war. Oder erschossen. Warum eine so ausgefallene Methode? Warum ein Gefrierbeutel über ihrem Kopf? Es war offensichtlich, daß irgendwer, ob nun Zuhälter oder nicht, sie in diese Gasse geschleppt hatte. Sie lag in einer klebrigen Pfütze aus gerinnendem Blut auf dem Rücken, doch Blutflecken führten zum Bordstein, wo die Spur ihren Anfang zu nehmen schien. Hatte jemand sie hierher gefahren und sie dann zur Hauswand getragen und sie zwischen Mülltonnen und schwarzen Abfallsäcken abgeladen?
    »Vielleicht war sie schwanger«, spekulierte Monroe. »Das viele Blut.«
    »Heutzutage bringt man Schwangere um, damit man ihnen das Baby aus dem Bauch reißen kann«, sagte Monoghan.
    »Genau wie damals in der Antike«, sagte Monroe. »Die Zivilisation geht vor die Hunde«, sagte Monoghan.
    »Es gibt nur noch Barbaren«, sagte Monroe mit mehr Gefühl, als Carella ihm jemals zugetraut hätte.
    Im schwachen Licht einer kalten grauen Dämmerung war das Gesicht des Mädchens unter dem Gefrierbeutel so weiß wie das Eis auf dem Bürgersteig der Gasse.
     
    Sie hatten sie in das Laken gehüllt, runter zum Wagen des schwarzen Richard getragen und sie dann auf der St. Sab’s einen, zwei Kilometer Richtung Stadtmitte gefahren, wo sie sie - noch immer in dem Laken - in die Gasse getragen hatten. Doch der schwarze Richard wußte, daß es den Cops möglich war, ein Laken und alles mögliche Scheißzeug zurückzuverfolgen, und die anderen überzeugt, sie aus dem Laken zu rollen und dann zu den Mülleimern zu schleppen. Überall in der Gasse huschten Ratten herum, so groß wie Katzen. Ihm lief es kalt über den Rücken, wenn er jetzt nur an sie

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