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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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wurde, hatte sie drei Monate in Hopeville einsitzen müssen, ein toller Name für eine Besserungsanstalt für junge Frauen. Sie arbeitete unter dem Namen Marie St. Ciaire; ihr Alias stand in den Akten. Und dort war auch der Name ihres Zuhälters angegeben.
     
    Die Schicht hatte ohne sie gewechselt.
    Um Viertel vor acht hatten die acht Detectives der Tagschicht sechs der acht Beamten der Morgenschicht abgelöst, aber nicht Carella und Hawes, die noch unterwegs waren. Und unterwegs statt zu Hause im warmen Bett waren sie, weil sie vielleicht eine Spur im Mordfall Yolande Marie Marx hatten. Ihr Tod würde es nie auf die Titelseiten der Zeitungen schaffen; sie war keine Svetlana Dyalovich. Selbst wenn sie den Typ faßten, der sie brutal umgebracht hatte, würde der Mord es wohl nur zu einer kurzen Erwähnung in den Medien bringen. Aber sie hatten den Namen ihres Zuhälters. Und der Mann hatte ein beträchtliches Vorstrafenregister, darunter auch eine Verhaftung wegen Mordes in New Orleans vor etwa zehn Jahren, für den er eine Weile im Staatsgefängnis Angola in Louisiana gesessen hatte. Nun beehrte er diese Stadt mit seiner Anwesenheit; das Los eines Polizisten war nicht einfach.
    Besonders nicht um acht Uhr morgens, als Carella und Hawes an Jamal Stones Tür klopften und vier Kugeln durch das Holz schlugen, noch bevor sie »Polizei!« gesagt hatten.
    »Er hat ‘ne Waffe!« rief Hawes, doch Carella hatte sich bereits zu Boden geworfen, und Hawes landete nur den Bruchteil einer Sekunde später neben ihm. Nun lagen beide Männer nebeneinander auf dem Boden des Korridors vor der Wohnungstür. Sie schwitzen trotz der Kälte fürchterlich, hielten ihre Waffen in den Händen und steckten die Köpfe zusammen.
    »Der Typ ist Gedankenleser«, flüsterte Hawes.
    Carella fragte sich, wann er die nächsten Schüsse abfeuern würde.
    Hawes fragte sich dasselbe.
    Die Tür wurde geöffnet, was sie ein wenig überraschte.
    Fast hätten sie ihn erschossen.
    »Verdammt, wer sind Sie denn?« fragte Jamal.
     
    Er hatte - das erklärte er ihnen zumindest im Verhörraum im ersten Stock des guten alten 87. Reviers - jemand anders erwartet, das war es. Statt dessen traten ihm zwei Polizisten die Tür ein. Bei Anbruch der Dämmerung. Zwei Cops.
    »Schießen Sie immer auf Leute, die bei Ihnen klopfen?« fragte Hawes.
    »Nur, wenn ich damit rechnen muß, daß sie auf mich schießen«, sagte Jamal.
    Jetzt wurde es langsam interessant. Bert Kling freute sich fast, daß sie ihn und Meyer gebeten hatten, dem Verhör beizuwohnen. Es war noch so früh, daß sie mit Kollegen, die die ganze Nacht über draußen in der bitterkalten Nacht gewesen waren, eine Tasse Kaffee genießen konnten. Aber abgesehen von der Kameradschaft, der Jovialität und der Verheißung auf etwas Unterhaltung von einem Mann, der schon ein wenig herumgekommen war und sich in einem Polizeirevier wie zu Hause fühlte, diente die Doppelbesetzung dazu, sie schnell mit einem der beiden Fälle vertraut zu machen, die Carella und Hawes während dieser Nacht übernommen hatten.
    An der Wand hatte einmal ein Schild mit der Aufschrift ES IST DEIN FALL! BLEIB DRAN! gehangen (bevor Detective Andy Parker es in einem Anfall von Verärgerung abgerissen hatte). Carella und Hawes waren der Mord an Svetlana Dyalovich und der an der Marx zugeteilt worden; damit gehörten die Fälle tatsächlich ihnen. Doch sie würden den Dienst erst kurz vor Mitternacht wieder antreten, und dazwischen lagen noch zwei lange Schichten von jeweils acht Stunden. Bei der Polizeiarbeit mußte es manchmal ganz schnell gehen; die Einweisung des nachfolgenden Teams war ein Ritual, das diese Männer zum größten Teil befolgten.
    Jamal vermutete, daß die beiden neuen Cops hinzugezogen worden waren, weil sie Grips hatten. Die beiden anderen, die die Fragen stellten, hätten sich fast abknallen lassen; wie clever konnten sie also schon sein? Aber der große Glatzkopf - auf seinem Dienstausweis stand DET/2ND GR MEYER MEYER, mußte wohl ein Computerfehler sein - sah verdammt clever aus. Der große Blonde, der wie ein Junge vom Lande aussah, DET/3RD GR BERT KLING, würde wahrscheinlich den guten Bullen spielen, die Glatze den bösen Bullen, wenn sie einen kleinen Dieb bearbeiteten. Im Augenblick waren beide jedoch so still wie zusammengerollte Schlangen, beobachteten ihn und lauschten aufmerksam.
    »Wer wollte Sie denn erschießen?« fragte Carella.
    Sie klopften nur mal auf den Busch, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Es

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