Long Dark Night
euch.«
Und wir werden uns nie wiedersehen, dachte er.
»Mist, was mit dem Mädchen passiert ist«, sagte der andere Richard.
»Hm.«
»War aber nicht unsere Schuld.«
Verdammte Scheiße, dachte Richard, war ganz bestimmt nicht meine Schuld. Ihr habt sie festgehalten und mit dem Gefrierbeutel abgemurkst. Deshalb kann ich auch seelenruhig zur Polizei gehen. Bis dahin wird mein Wagen picobello sauber sein, meine Wohnung blitzblank und mein Bettlaken gemeinsam mit allen Putzlappen, die wir benutzt haben, zu Asche verbrannt. Dieses kleine Freudenfeuer entfachen wir, sobald wir mit dem Wagen fertig sind. Wir sehen zu, wie alles in Rauch aufgeht. Dann schick ich die Jüngelchen zum Teufel und marschier direkt zu den Cops.
»Trotzdem«, sagte der andere Richard, »sie tut mir irgendwie leid.«
Oh, Mann, du hast ja keine Ahnung, wie leid du dir bald tun wirst, dachte Richard. Denn ich werde euch an die Polizei verkaufen. Ich werde euch verpfeifen, um meinen Arsch zu retten, weißer Junge, und wer weiß, vielleicht springt dabei auch sonst noch was für mich raus. Denn das ist ein Knaller, drei reiche weiße Jungs von einer schicken Schule, die eine weiße Nutte erdrosseln. Wenn ich euch auffliegen lasse, ist das doch ein Traum für die Bullen, die Cops hier am Arsch der Welt werden sonst was für so einen Tip geben und wahrscheinlich noch drei, vier Riesen aus einem Schwarzgeldfonds springen lassen, den sie für heiße Informationen wie diese angelegt haben. Vielleicht ist diese Information ihnen sogar fünf Riesen wert? Drei reiche weiße Jungs! Ich sehe schon, wie die Arschlöcher von Bullen vor Freude geradezu sabbern.
Ich muß nur dafür sorgen, daß ich nicht in die Sache hineingezogen werde.
Darf nicht darin verwickelt werden.
Muß von Anfang an klarstellen, daß ich nichts damit zu tun habe.
Ich habe nur gesehen, wie sie sie umgebracht haben. Was ja auch die Wahrheit ist.
»Hör auf, so zu grinsen«, sagte Richard. »Du siehst ja aus wie ‘ne Hyäne.«
O ja, dachte Richard.
Irgendetwas störte Jamal an dem Bild, das die Cops ihm gezeigt hatten. Tja, klar, daß Yolande tot war und so weiter, das war ziemlich übel. Daß sie da in dieser Gasse lag, flach auf dem Rücken, den Rock hochgezogen, all das Blut zwischen den Beinen, den Plastikbeutel über dem Kopf, das war schon ziemlich übel. Sie so zu sehen. Ein wunderschönes junges Mädchen, und dann auf diese Weise umgebracht. Mann, was es nicht alles gab.
Aber an diesem Bild störte ihn etwas anderes, und was, wurde ihm erst klar, als er zurück in seiner Wohnung war und Carlyle alles über seine Begegnung mit den Hütern des Gesetzes erzählte.
»Die versuchen also«, sagte er, »mich weichzukochen, als ob ich nicht wüßte, daß sie mich aus einem ganz bestimmten Grund aufs Revier geschleppt haben. Als war ich ein dummer Nigger aus Alabama, der seine Oma in der Großstadt besucht. Schließlich kommen sie dann auf Yolande zu sprechen…«
»Soll das heißen, daß sie tot ist?« fragte Carlyle.
Sie saßen am Küchentisch und aßen die Croissants, die er aus der All Right Bakery am Stem mitgebracht hatte. Tranken Kaffee von der Farbe ihrer Haut. Cafe au lait, das war die richtige Bezeichnung für Carlyle Yancy, die noch Sarah Rowland gewesen war, als er sie kennengelernt hatte, frisch und frech und neunzehn Jahre alt. Jetzt war sie zwanzig, eine mit allen Wassern gewaschene Nutte und hingebungsvolle Cracksüchtige, vielen Dank, Jamal Stone.
»Ja, sie ist tot«, sagte Jamal und täuschte einen frommen Tonfall und einen traurigen Blick vor. Carlyle biß von ihrem mit Butter bestrichenen Croissant ab. Sie wirkte einen Augenblick lang nachdenklich, gar nicht gut für eine Nutte. Man sollte nie über die Gefahren dieses Berufs grübeln. Aber dann zuckte sie leicht mit den Achseln und biß erneut in das Croissant. Jamal widmete sich wieder der Schilderung seiner Coolness angesichts der unmittelbar drohenden Verhaftung und Einkerkerung.
»Sie haben zwei wichtige Typen vom Präsidium kommen lassen, ich wußte, daß es um ‘ne große Sache ging, noch bevor sie Yolandes Namen ins Spiel brachten. Dann zeigen sie mir ihr Vorstrafenregister, fragen mich, wann ich sie zum letzten Mal gesehen hab und was sie angehabt hat und all so ’nen Scheiß, und sie zeigen mir ‘n widerliches Foto von ihr, wie sie in ’ner Gasse an der St. Sab’s liegt und aus der Fotze blutet.«
»Igitt«, sagte Carlyle und biß wieder in das Croissant.
»Ja«, sagte Jamal, »mit
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