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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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sagte Georgie, »wenn Priss gewußt hätte, daß hundert Riesen in dem Schließfach sind, hätte sie uns dann gebeten, sie zu holen?«
    »Da müßte sie sie doch nicht mehr alle haben.«
    »Genau das sag ich ja.«
    »Du meinst also, daß sie es nicht gewußt hat.«
    »Ich sage, daß sie es nicht gewußt hat.«
    Stille. Das Klimpern von Löffeln an Kaffeetassen und Untertellern. Das Gelächter der Schwarzen am Nebentisch. Das Summen des Gesprächs der Schuljungs am Tisch auf der anderen Seite des Raums. Andere Stimmen. Und der Lautsprecher, der die Ankunft eines Busses aus Philadelphia auf Bahnsteig 7 durchsagt. Und mittendrin Tonys und Georgies nachdenkliches Schweigen.
    »Nur wir wissen davon«, sagte Tony schließlich.
    »Warum sollten wir ihr das Geld dann geben?« fragte Georgie.
    Tony lächelte.
     
    Der nächste Bus zur Schule fuhr erst in einer Stunde los. Das gab ihnen jede Menge Zeit, um das auszuarbeiten, was in der Filmindustrie »Hintergrund« genannt wurde.
    Völlig klar zu sein schien, daß alle Leute, mit denen sie Kontakt gehabt hatten, nachdem der Rausschmeißer sie aus diesem elenden Schuppen geworfen hatte, nun tot waren. Das war eindeutig ein Vorteil. Da sie mit niemandem gesprochen hatten, nachdem sie dem Rausschmeißer gesagt hatten, er solle sie am Arsch lecken, konnte auch niemand aussagen, daß sie in Diamondback gewesen waren und sich mit drei Leuten eingelassen hatten, die sich dann nur Schwierigkeiten eingebrockt hatten. Das Mädchen, weil es einfach nicht gesagt hatte, daß es erstickte, die beiden schwarzen Besoffenen, die sich um das Geld gestritten und sich gegenseitig umgebracht hatten, der eine ertrunken, der andere erstochen, oh Mann.
    »Was ist mit dem Taxifahrer?« fragte Richard der Zweite.
    »O je, der Taxifahrer«, sagte Richard der Dritte.
    »Was soll mit dem sein?« sagte Richard der Erste. »Er hat uns in einem Außenbezirk eingeladen und in der Innenstadt abgesetzt. Na und?«
    Zwei Männer, die wie Gangster in einem Film von Martin Scorsese aussahen, gingen auf dem Weg zur Tür an ihrem Tisch vorbei. Die Jungs sprachen leiser und wandten die Blicke ab. In dieser Stadt war es am besten, umsichtig zu sein. Sie hatten ja gerade erst miterlebt, was passieren konnte, wenn man so leichtsinnig war, sich mit Leuten einzulassen, die sich als schlechte Gesellschaft erwiesen.
    »Siehst du, wie sein Mantel ausgebeult ist?« flüsterte Richard der Dritte, als die Männer sich durch die Tür gezwängt hatten. Draußen trafen trotz des Schnees noch immer Busse ein oder fuhren ab. Die beiden Männer verschwanden in den wirbelnden Flocken.
    »Würdet ihr einem von denen gern in einer dunklen Gasse begegnen?« fragte Richard der Zweite.
    Keiner der Richards schien einzusehen, daß sie selbst jetzt zu den Leuten gehörten, denen man nicht gern in einer dunklen Gasse begegnete. Eigentlich auch sonst nirgendwo. Sie hatten drei Menschen umgebracht. Willkommen im Club. Aber das Seltsame daran war, daß es ihnen vorkam, als hätten sie das, was geschehen war, nur gelesen oder im Fernsehen, auf einer Bühne oder im Kino gesehen. Es schien einfach nicht ihnen widerfahren zu sein.
    Als sie darüber sprachen, ob der Taxifahrer, der sie nach Diamondback gefahren hatte, eine Gefahr für sie darstellte oder nicht, dachte keiner von ihnen an den Grund für ihre Befürchtung. Sie hatten auf dem Rücksitz eines dunklen Taxis gehockt, der Fahrer hatte ihr Gesicht nicht deutlich sehen können. Zwischen ihnen und dem Vordersitz hatte sich eine dicke Plastikscheibe befunden, die die Sicht zusätzlich verschlechterte. Sie hatten das Fahrgeld und ein angemessenes Trinkgeld in die kleine Plastikschale in der Trennscheibe gelegt. Die einzigen Worte zwischen ihnen und dem Taxifahrer waren gefallen, als Richard der Erste ihm ihr Ziel genannt hatte. Ainsley und North Eleventh, hatte er gesagt. Der Fahrer hatte nicht einmal eine Bestätigung gemurmelt.
    Wie Richard der Erste es sah - und es nun den beiden anderen Richards erklärte -, rechneten die Kamelkutscher in dieser Stadt ununterbrochen nach, wie viele Monate sie noch hier arbeiten mußten, bevor sie genug gespart hatten, um nach Hause zurückkehren zu können. Deshalb sprachen sie nie mit den Fahrgästen. Nickten nicht mal, um anzudeuten, daß sie einen verstanden hatten. Bedankten sich niemals, der Himmel bewahre! Sie waren zu sehr damit beschäftigt, genau auszurechnen, wie viele Nickels und Dimes sie noch brauchten, um ihre strahlenden Paläste in den Sand

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