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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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daß jemand den Mantel in beiden Händen gehalten hat, jeweils links und rechts neben dem Kragen, die Daumen außen, die Finger innen.«
    »Das kann ich mir nicht so richtig vorstellen«, sagte Willis und schüttelte den Kopf.
    »Liegt bei Ihnen irgendwo ein Buch herum?«
    »Wie wäre es mit dem Strafgesetzbuch?«
    »Wunderbar. Heben Sie es mit beiden Händen hoch, die Handflächen über dem Buchrücken, die Finger auf dem vorderen, die Daumen auf dem hinteren Umschlag.«
    »Da muß ich mal eben den Hörer ablegen.«
    Er legte den Hörer auf den Schreibtisch, hob das Buch hoch, nickte, legte das Buch wieder auf den Schreibtisch und griff nach dem Telefonhörer.
    »Soll das heißen, daß Fingerabdrücke auf dem Mantel sind?«
    »Soviel Glück hatten wir nicht«, sagte Grossman. »Aber die Flecken auf der Rückseite, wo die Daumen den Mantel unter dem Kragen berührt haben, sind kleiner. Und die größeren auf der Innenseite könnten von den Fingern beider Hände herrühren.«
    »Sie wollen also sagen…«
    »Ich will sagen, daß jemand mit Fischöl an den Händen den Mantel so gehalten hat, wie ich es gerade beschrieben habe. Machen Sie was draus«, sagte er und legte auf.
    Fischöl, dachte Willis. Und Hühnerfedern.
    Er war froh, daß das nicht sein Fall war.
     
    9
     
    »Irgendwas passiert, während wir weg waren?« fragte Carella.
    »Immer dieselbe Scheiße«, sagte Willis. »Wie sind die Straßen?«
    »Beschissen.«
    Auf der Wanduhr war es 23 Uhr 40. Zwanzig Minuten vor Mitternacht. Cotton Hawes kam gerade durch die Absperrung, die den Raum von dem Flur draußen trennte. Hinter den stählernen Gitterstäben vor den hohen Fenstern schneite es noch immer. Das hieß, sie würden jedesmal, wenn sie zu einem Einsatz raus mußten, dreißig, wenn nicht sogar vierzig Minuten länger als sonst brauchen.
    »Ist ‘ne gefrorene Tundra da draußen«, sagte Hawes und zog seinen Mantel aus. Carella blätterte bereits die Nachrichten auf seinem Schreibtisch durch.
    »Hühnerfedern, was?« fragte er Willis.
    »Das hat Grossman gesagt.«
    »Und Fischflecke auf dem Nerz.«
    »Ja.«
    »Was für Fisch, hat er das auch gesagt?«
    »Ich hab nicht gefragt.«
    »Hättest du aber tun sollen. Wenigstens, ob er frisch war.«
    Willis zuckte zusammen.
    »Meyer und Kling haben noch mal die Wohnung der Klavierspielerin durchsucht«, sagte er. »Nada.«
    »Das heißt, hundertfünfundzwanzig Riesen liegen noch immer irgendwo herum.«
    »Auch wenn du anderer Ansicht bist, Kling hält die Theorie mit dem Einbrecher für ziemlich wahrscheinlich.«
    »Deshalb suchen wir ja den Kerl, der den Revolver gestohlen hat«, sagte Hawes.
    »Falls jemand ihn gestohlen hat«, sagte Carella.
    »Sonst ist Pratt unser Mann.«
    »Sein Alibi ist wasserdicht.«
    »Klar, seine Frau.«
    »Mann, was ist die Arbeit eines Bullen aufregend«, sagte Willis, setzte den Hut auf und ging hinaus. »Hühnerfedern«, sagte Carella. »Was hat er über die Scheiße gesagt?«
    »Hat nichts rausgefunden.«
    »Wilderei kommt wohl nicht in Frage…«
    »Niemand wildert Hühner.«
    »Wie wär’s mit einem Diebstahl von einem Wochenmarkt?«
    »Auf dem Hühner verkauft werden? Davon gibt’s heutzutage nicht mehr viele.«
    »Doch, in Riverhead und Majesta. Einige der ethnischen Gruppen mögen ihre Hühnchen frisch geschlachtet. Tradition aus der alten Heimat.«
    »Töten orthodoxe Juden ihre Hühner nicht auch immer unmittelbar vor dem Verzehr?«
    »Glaubst du, daß das Huhn in dem Caddy tot war?«
    »Oder die Hühner. Plural.«
    »Wieso haben wir dann keine Blutflecke gefunden?«
    »Gute Frage. Also waren es lebende Hühner.«
    »Oder Hähne.«
    »Kennst du das Rezept für ungarische Hühnersuppe?«
    »Nein.«
    »Zuerst klaut man ein Huhn.«
    »Na schön, gehen wir mal davon aus, daß jemand ein Huhn gestohlen hat.«
    »Und hat es dann auf dem Rücksitz von Pratts Caddy durch die Gegend gefahren?«
    »Na schön, sagen wir einfach mal, jemand war so hungrig oder verzweifelt, daß er auf einem Wochenmarkt ein Huhn gestohlen hat…«
    »Kann man Hühner eigentlich auch in Tierhandlungen kaufen?«
    »Küken.«
    »Im Januar?«
    »Kurz vor Ostern.«
    »Ein Küken ist kein Huhn.«
    »Nein, es muß von so einem Wochenmarkt kommen.«
    »Wie wäre es mit einem Streichelzoo? Wo es Ziegen und Kühe und Hühner und Enten gibt…«
    »Streichelt man Hühner?«
    »Man kocht Hühner.«
    »Na schön, zuerst stiehlt man ein Huhn.«
    »Man opfert Hühner auch.«
    »Voodoo.«
    »Hm.«
    Beide Männer

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