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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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willkommen, als sei sie Prinzessin Di, mit der sie übrigens eine gewisse Ähnlichkeit hatte, um die Wahrheit zu sagen.
    Logan war schwul.
    Er hätte sich noch schnell gekämmt, hätte er gewußt, daß sie zwei Männer mitbrachte, von denen einer gar nicht mal schlecht aussah. Aber so stand er nun in seinem beschissenen Bademantel, dem zerknitterten gestreiften Pyjama, den abgelaufenen Pantoffeln und mit seinem alles andere als überzeugenden Lächeln in der Tür und bat sie, doch bitte hereinzukommen. Sie kamen herein. Logan bot ihnen einen Drink an. Der Gutaussehende - Georgie, so hieß er doch? - sagte, ein kleiner Scotch wäre ganz nett, falls Logan einen hätte, vielen Dank. Ein harter Bursche, falls Logan ihn richtig einschätzte. Der andere, Tony, sagte, er hätte drüber nachgedacht und auch nichts gegen einen kleinen Scotch einzuwenden, bitte. Logan schenkte noch ein Glas ein. Mit einem Spritzer Soda, bitte, sagte Tony. Logan ging in die Küche und holte eine Flasche Soda aus dem Kühlschrank. Das wurde nachts um zwei Uhr ja zu einer richtigen kleinen Party. Während ein junger Schwarzer namens Daryll im Schlafzimmer lag.
    »Ich möchte alles wissen, was Sie mir über den Mann sagen können, der heute morgen diesen Brief für mich abgegeben hat«, sagte Priscilla.
    »Gestern morgen«, berichtigte Logan sie, denn er war schon im Bett gewesen und wieder wach geworden. Geweckt worden, genauer gesagt.
    »Hat er Ihnen seinen Namen genannt?« fragte Priscilla.
    »Das haben Sie mich gestern morgen schon gefragt«, sagte Logan. »Nein, er hat seinen Namen nicht genannt.«
    »Was genau hat er gesagt?«
    »Ich solle dafür sorgen, daß der Umschlag zu Ihrer Suite gebracht wird.«
    »Hat er Suite gesagt?«
    »Ja.«
    »Nicht Zimmer?«
    »Er hat ganz bestimmt Suite gesagt.«
    »Also wußte er, daß ich dort eine Suite habe«, sagte Priscilla zu Georgie.
    Georgie nickte klug und nippte an seinem Scotch. Er mußte dafür sorgen, daß sie diesen großen blonden Burschen nicht fand, ganz gleich, wer er war, denn sonst würde er ihr sagen, daß der Umschlag sehr dick gewesen war, den er in das Schließfach gelegt hatte. Und dann käme es darauf an, wem Priscilla glauben würde, einem großen blonden Fremden oder zwei italienischstämmigen Typen, die aussahen, als wären sie gerade von dem Schiff aus Neapel gestiegen, wenn auch in Armani-Zwirn. Nach Georgies Erfahrung vertrauten blonde Schnecken eher blonden Männern als dunklen Spaghettifressern. Und bevor man sich dann versah, würde sie sie fragen, wieso der Umschlag jetzt so dünn war, und noch bevor man Giuseppe Umberto Mangiacavallo sagen konnte, würde sie ihnen tatsächlich vorwerfen, die verdammten fünfundneunzig Riesen gestohlen zu haben - und das alles nur, weil sie Italiener waren. Mann.
    »Sagen Sie mir, wie er aussah«, sagte Priscilla.
    »Ein großer Blonder.«
    »Wie groß?«
    »Knapp einsneunzig.«
    »Würden Sie sagen, hellblond oder dunkelblond?«
    »Eher so ein schmutziges Blond.«
    »Wie Robert Redford?«
    »Nicht so blond. Ich gehe jede Wette ein, daß Redford seine Haare färbt.«
    »Aber auf jeden Fall dunkelblond?«
    »Schmutzigblond, würde ich sagen. Eigentlich sah er aus wie Redford.«
    »Robert Redford hat den Umschlag gebracht?« fragte Tony erstaunt.
    »Nein, nein. Aber er sah Redford ähnlich. Bis auf den Akzent.«
    »Was für ein Akzent?«
    »Hab ich Ihnen doch gesagt. Irgendein starker Akzent.«
    »Russisch?«
    »Kann ich wirklich nicht sagen. Es gibt so viele Akzente in dieser Stadt.«
    »Was hat er angehabt?«
    »Einen dunkelblauen Mantel.«
    »Hut?«
    »Nein.«
    »Schal?«
    »Ja. Einen roten.«
    »Handschuhe?«
    »Nein.«
    »Welche Farbe hatten seine Schuhe?«
    »Konnte ich nicht sehen, ich stand ja hinter der Rezeption.«
    »Vollbart? Schnurrbart?«
    »Glattrasiert.«
    Priscilla wußte nicht, daß die Cops in der Nacht, in der ihre Großmutter ermordet worden war, praktisch dieselben Fragen gestellt hatten. Und sie wußte natürlich nicht, daß der Mann, der auf derselben Etage wie ihre Großmutter wohnte, ihnen genau diese Beschreibung gegeben hatte.
    »Ist Ihnen sonst noch was an ihm aufgefallen?« Sie klang immer mehr wie ein Cop. Vielleicht hatte sie ihren Beruf verfehlt. »Na ja … ich weiß, das hört sich ziemlich komisch an«, sagte Logan. »Ja?«
    »Er roch nach Fisch.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Als er mir den Umschlag über den Tresen reichte, stieg ein schwacher Geruch nach Fisch von seinen Fingern empor.«
    »Nach

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