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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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    Danny ließ sich Zeit mit dem Kaffee. Dann glitt er aus ihrer Nische und humpelte zu dem Münzfernsprecher an der Wand neben der Herrentoilette. Sie beobachteten, wie er wählte.
    »Er mag mich nicht«, sagte Hawes.
    »Nein, er mag dich«, sagte Carella.
    »Ich sag dir, er mag mich nicht.«
    »Als ich angeschossen wurde, hat er mich im Krankenhaus besucht«, sagte Carella.
    »Vielleicht sollte ich mich auch mal anschießen lassen, was?«
    »Paß auf, was du sagst.«
    Sie nippten an ihrem Kaffee. Zwei Mitarbeiter der Stadtwerke kamen herein und setzten sich an die Bar. Ihre orangenen Schneepflüge standen draußen am Straßenrand.
    Die Nacht war sternenlos. Draußen war alles schwarz, bis auf die orangenen Pflüge. Danny hatte jemanden erreicht. Er beugte sich dicht über die Sprechmuschel, redete, nickte, gestikulierte sogar. Nach etwa fünf Minuten humpelte er zu dem Tisch zurück.
    »Das wird Sie was kosten«, sagte er.
    »Wieviel?« fragte Hawes.
    »Zwei Scheine für mich, drei für den Burschen, mit dem Sie sprechen werden.«
    »Und wer ist das?«
    »Er hatte am Freitag abend einen Hahnenkampf in Riverhead. Es sollte auch einer in Bethtown stattfinden, aber der wurde abgesagt, ‘ne große asiatische Gemeinde dort, das ist nicht nur ’ne rein spanische Sache.«
    »Wo in Riverhead?« fragte Hawes.
    »Den Kies, bitte«, sagte Danny und rieb den Daumen am Zeigefinger.
    Hawes sah Carella an. Carella nickte. Hawes holte sein Portemonnaie aus der Tasche und zog zwei Hundert-Dollar-Scheine heraus. Danny nahm das Geld.
    »Gratias«, sagte er. »Ich bringe Sie hin und stelle Sie Luis vor. Eigentlich überrascht mich, daß Sie nicht schon längst davon wissen.«
    »Wieso?« fragte Carella.
    »In dem Schuppen fand am Freitag abend eine Razzia statt. Nur deshalb ist er bereit, mit Ihnen zu sprechen.«
     
    Ramon Moreno war der Türsteher, der am Sonntag morgen, als der große Blonde den Umschlag abgegeben hatte, Dienst gehabt hatte. Sie hatten ihn im Club Durango angerufen, unten im Quarter, und er packte gerade seine Sachen zusammen und wollte nach Hause gehen, als sie um Viertel nach zwei dort eintrafen. Ramon war Musiker. Er arbeitete tagsüber im Hotel, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, doch seine Liebe war das Tenorsaxophon, und er spielte bei jedem Gig, den er kriegen konnte. Er erklärte Priscilla - von der er wußte, daß sie ebenfalls Musikerin war -, daß er jetzt am dritten Abend hintereinander im Durango spielte und hoffte, es würde eine Daueranstellung daraus werden. Es war ein mexikanischer Club, und sie spielten das übliche alte Zeug wie »El Jarabe de la Botella« und »La Chachalaca« und den schmalzigen Evergreen »Cielito Lindo«, doch gelegentlich waren die Gäste ganz hip, und dann konnten sie richtigen Jazz mit lateinamerikanischem Einschlag spielen. Wenn er nicht im Durango auftrat, spielte er auf Hochzeiten, Jubiläen, Geburtstagsfeiern…
    »Der fünfzehnte Geburtstag eines Mädchens ist in der spanischen Kultur sehr wichtig…«
    … und was er sonst so bekam. Vor ein paar Wochen hatte er sogar auf einer Bar-Mizva gespielt.
    Das alles ist ja verdammt interessant, dachte Georgie.
    Er war auf seltsame Art und Weise zum Tenorsaxophon gekommen, erzählte Ramon. Früher hatte er Altsaxophon gespielt, ein Instrument, das wegen seiner Größe eigentlich besser zu ihm paßte, schließlich war er ja nur einen Meter und fünfundsechzig groß. Damals hatte er in einer Band mit vier Saxophonisten gespielt, und einer der Jungs, der Tenorsaxophon spielte, war ziemlich groß, so um die einsneunzig, was ja durchaus angemessen war, da das Tenorsaxophon ein ziemlich großes Instrument ist, nicht so groß wie ein Baritonsaxophon, aber doch wie ein ganz ordentliches Horn. Und eines Tages hatten sie während einer Probe einfach mal so zum Spaß die Instrumente getauscht und dabei herausgefunden, daß sie besser für das des jeweils anderen geschaffen waren. Der kleine, Ramon, blies das Tenorsaxophon, das fast größer war als er selbst, und der größere, Julius, spielte das kleine Altsaxophon, das in seinen Händen fast wie ein Spielzeuginstrument aussah.
    »Wegen gestern morgen«, kam Priscilla zur Sache.
    »Ja«, sagte Ramon. Er klang ein wenig beleidigt. »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Ein großer Blonder, der einen dunkelblauen Mantel und einen roten Schal trug. Ging gegen elf Uhr rein, ein paar Minuten später wieder raus. Haben

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