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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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dir.« Sie grinste. »Aus dir machen wir schon noch einen Gentleman.«
    Der Verkäufer klang so vornehm wie die Queen, tat aber, als seien
wir
die Hoheiten. Zehn Minuten später kam ich mit einem Paar hochglänzender, handgenähter schwarzer Loafer heraus, jeder von ihnen mit einem hölzernen Schuhspanner ausgestopft und in seinem eigenen Baumwollbeutel.
    »Dreihundert Pfund?«, ächzte ich. Ich hatte ja nicht geahnt, dass Schuhe so viel kosten konnten.
    »Man kriegt, was man zahlt«, sagte Sophie.
    »Aber ich kann mir das nicht leisten«, flehte ich. »Ich hab gerade mal genug für einen Anzug. Ich kann dich nicht für meine Schuhe zahlen lassen.«
    »Hab ich auch nicht«, sagte Sophie. »Das ging auf Dads Rechnung. Er hat gesagt, ich soll dich ausstaffieren. Er will, dass du nach was aussiehst.«
    Zwei handgeschneiderte Hemden und ein Paar Kaschmirsocken später saßen wir in einer Espressobar und tranken Milchkaffee. Ich versuchte immer noch, aus dieser Hochzeitsgeschichte rauszukommen, was mir wohl ins Gesicht geschrieben stand.
    »Die Maikäfer sind wieder da«, sagte Sophie in einer Singsangstimme.
    »Tut mir leid, Soph. Ich fühl mich nur irgendwie überfordert mit dieser Hochzeit und damit, teure Kleider gekauft zu kriegen und das alles. Ich glaube nicht, dass ich da hingehen sollte.«
    Sophie schaute entgeistert. »Was soll das heißen?«
    »Ich glaube, dass ich mich da total fehl am Platz fühlen würde«, bluffte ich. »Unter einem Haufen Promis und Leuten, die ich nicht kenne, in Klamotten, die mir nicht gehören.«
    »Sei kein Trottel, Eddie.« Sophie hatte ihren Keine-Scherze-Blick aufgesetzt. »Du bist mit mir da. Sie haben dich eingeladen.«
    Ich starrte auf den Schaum am Boden meines Bechers. Da zappelte ich jetzt am Haken.
    »Außerdem sind Mum und Dad richtig stolz, dass du eingeladen worden bist.« Sophies Ton wurde etwas weicher. »Sie haben es satt, mich überallhin alleine mitzuschleifen, als würde ich nie einen abkriegen   – nur weil jeder Typ Panik hat, mich auch nur anzusprechen. Du bist der Erste, der gewagt hat, zu mir nach Hause zu kommen. Dafür mögen sie dich.
Dad
mag dich.«
    Das klang wie das Angebot, das man nicht ablehnen konnte. Ich schaute zu Sophie hoch. Sie lächelte, aber sie wusste, dass sie meinen Hals in der Schlinge hatte.
    »Du willst doch nicht, dass er sich aufregt«, sagte sie. »Oder?«
    »Nein«, sagte ich. »Das will ich nicht.«
    »Also, dann sind wir uns ja einig.« Sophie stand auf und sammelte die Einkaufstüten ein. »Dann mal los, den Anzug kaufen.«
     
    Tony Morris war sehr schweigsam am anderen Ende der Leitung.
    »Ich geh hin«, erklärte ich ihm. »Ich komm da nicht mehr raus.«
    Stille.
    »Ich versprech dir, ich halt meine Visage unten, Tony. Du wolltest, dass ich nah an sie rankomme. Jetzt bin ich’s.«
    Tiefer Atemzug.
    »Die Sache ist einfach so, ich stecke jetzt so tief drin, dass es verdächtig wirkt, wenn ich nicht hingehe. Ich werd mich sicherer fühlen, wenn ich mit ihnen dort bin, als wenn ich ihnen jetzt absage. Um die Presse kann ich einen Bogen machen.«
    Endlich reagierte Tony und es klang resigniert. »Das will ich dir auch geraten haben. Oder du bist im Arsch. Dann sind wir alle im Arsch.«
    »Ich verspreche es«, sagte ich. »Du wirst es nicht bereuen.«
    »Wäre besser für dich. Noch was, Eddie   …«
    »Ja?«
    »Du bist ein sturer kleiner Mistkerl.«
    »Tut mir leid, Tony.«
    »Wie dein Bruder.«

Vierunddreißig
    Es war eines dieser verschlafenen englischen Postkartendörfer, das an so einem warmen Frühlingsnachmittag normalerweise ruhig und träge dagelegen hätte. Aber diesen Samstag war es, als ob der Zirkus in der Stadt wäre. Ein paar alte Frauen, die gerade zum Gassigehen oder Rosenschneiden draußen waren, blickten missbilligend auf die lange Kolonne von Limousinen, die sich ihre Dorfstraße entlangschlängelte. Auf dem Bordstein vor dem Pub parkten Geländewagen, und neugierige Zecher, die vor der Tür ihre Zigarette rauchten, reckten die Hälse, ob sich hinter den getönten Fenstern nicht jemand Berühmtes verbarg.
    Ich kletterte aus dem Kelly’schen Bentley, Tommys Alltagsauto, und hielt Sophie die Tür auf. Vor den paar Paparazzi, die sich hier in der Hoffnung auf einen heimlichen Schnappschuss auf die Lauer gelegt hatten, drehte ich den Kopf weg. Zu meinem Glück hatte
OK!
nicht vor, anderen ein Stück vom Kuchen zu überlassen. In dem Moment, in dem wir dem Auto entstiegen, trat auch schon ein vom Magazin

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