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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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als Tommy Kellys Sohn groß zu werden. Aber es war auch nicht zu leugnen, dass Jason ein komplettes Arschloch war.
    »Ich hab Eddie ein Bild abgekauft«, begann Tommy. Sofort bekam ich das große Flattern. War das der Grund, weshalb er uns ins Allerheiligste zitiert hatte? Er wies mit der Zigarre in Richtung einer Staffelei. Mein Barney-Lipman-Schwitters war darauf ausgestellt. Neben den anderen Bildern im Raum wirkte er gar nicht mal so fehl am Platz.
    Jason Kelly warf einen Blick darauf und grunzte. Es war offensichtlich, dass er ein Kunstwerk nicht von einem Stück Seife unterscheiden konnte.
    »Wir wussten gar nicht, dass Mr Savage so ein Schlitzohr ist, was?«, lachte Tommy. Mir wurde immer unbehaglicher. Er schien eine Reaktion aus seinem Sohn herauskitzeln zu wollen. Und versuchte dabei gleichzeitig, mich bei irgendwas zu ertappen.
    »Danny   – der Typ, mit dem ich den Stand mache   – hat es aufgetrieben«, protestierte ich.
    »Was ist Danny für einer?«, fragte Tommy. Ich musste auf der Hut sein.
    »Ein alter Kumpel meines Vaters«, sagte ich in dem unterschwellig tragischen Tonfall, den ich immer aufsetzte, wenn es um meine toten Fantasieeltern ging. »Hat mich unter seine Fittiche genommen.«
    Tommy nickte. »Hab ihn noch nie gesehen. Und ich kenne die meisten da unten in Bermondsey.«
    »Hat bis vor Kurzem Portobello gemacht. Wohnt da in der Nähe«, bluffte ich. »Er hat jetzt in Bermondsey angefangen, damit ich’s nicht so weit hab.«
    Tommy schien meine Erklärung zu schlucken. Wieder musterte er das Bild. »Ich dachte, das könnte Lexi Baschmakows Ding sein«, sagte er. »Baschi hat’s gerne ein bisschen Dada. Vielleicht sag ich ihm gar nicht, dass es einen Haken hat.« Tommy grinste über seine eigene List.
    Jason zuckte die Achseln. »Für mich sieht’s einfach aus wie ein alter Busfahrschein, Pa.« Er sah sich das Bild genauer an. »Aber du weißt am besten, worauf die Russen stehen.«
    »Mein Sohn ist kein großer Verehrer der modernen Kunst, fürchte ich«, sagte Tommy.
    »Um ehrlich zu sein«, machte ich einen auf kumpelhaft, »hatte ich auch keine Ahnung, was es sein sollte, Jason.«
    Jason warf mir einen bierernsten Blick zu, der mich sofort zum Verstummen brachte.
    »Du bist mehr der handfeste Typ, nicht wahr, Jase?« Tommy fasste seinen Sohn ins Auge, der immer noch wild an seiner Zigarre sog. »Du solltest dich ein bisschen zurückhalten mit den fettigen Sachen und den Soßen, während du im Training bist.«
    Jason drückte die Zigarre im Aschenbecher aus.
    »Jason hat demnächst einen großen Kampf«, erklärte mir Tommy.
    »Ich wusste nicht, dass du Boxer bist«, sagte ich. Noch ein Anlauf zu einer Unterhaltung. Jason ballte instinktiv die Faust und fing sie mit der anderen Hand ab.
    »Bin ich nicht. Ich bin Geschäftsmann«, sagte er. »Ich mach nur ein bisschen Kampfsport   … Kickboxen, Jiu-Jitsu. Ist nur so ein Boxkampf für eine Wohltätigkeitssache.«
    »Nicht
nur
ein Wohltätigkeits-Boxkampf«, ergänzte Tommy. »Das ist ein Riesending, nächsten Monat, oben in Woodford. Eine Benefizveranstaltung für den Sohn eines Kollegen, der im Rollstuhl sitzt.«
    »Gute Sache«, sagte ich. Ich wollte lieber nicht nachfragen, wie der Kollegensohn denn im Rollstuhl gelandet war.
    »Vielleicht solltest du mitkommen«, schlug Tommy vor.
    »Gerne«, sagte ich.
    Mein Blick fiel auf Jason. Er wirkte nicht ganz so angetan.

Dreiunddreißig
    Als mir Sophie die Einladung zeigte, konnte ich es nicht fassen. Erst dachte ich, sie wäre für den Wohltätigkeits-Boxkampf, aber dann fiel mir auf, dass sie dafür zu edel war: eine steife, weiße Karte mit Goldrand.
     
    Die Herausgeber des Magazins
OK!
geben sich die Ehre, Sie zur Hochzeit von Miss Natalie Holmes und Mr Liam Baldwin einzuladen   …
     
    Natalie Holmes ging im Moment durch alle Gazetten: Sängerin, Model, Fernsehmoderatorin. Liam Baldwin war der Torjäger von Tottenham, der gerade für eine Millionenablöse nach Barcelona gewechselt hatte. Es war eine Hochzeit wie aus dem Promibilderbuch.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass du Liam Baldwin kennst«, sagte ich zu Sophie.
    »Tu ich eigentlich auch nicht.« Sie grinste über das ganze Gesicht: Offensichtlich amüsierte es sie, dass ich sie anglotzte wie vom Donner gerührt. Aber die einzige Berühmtheit, die ich jemals gesehen hatte, war ein Typ aus einerCastingshow, der bei Charing Cross ins Taxi gestiegen war. »Ich bin mit Natalie ins Internat gegangen. Unsere alten Herren machen

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