Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
Vom Netzwerk:
schon da, als ich ankam.
    Ich hatte ein weißes Button-Down-Hemd mit Jeans und einer dunkelblauen Jacke angezogen, mit weißen Chucks, um nicht zu overdressed oder zu gewollt zu wirken. Die Sonne schien und ich trug meine schwarze Wayfarer. Ich fand mich ziemlich schick. Für Sophie wollte ich gut aussehen.
    Ich hatte sie schon ein paar Wochen nicht getroffen und fast vergessen, wie schön sie war. Groß, blond. Jeansjacke, schmale Jeans und Stiefel.
    »Ich hab dich vermisst«, sagte sie und küsste mich.
    »Ich dich auch«, erwiderte ich. Ich küsste sie wieder und kletterte in den Mini. Sophie glitt in den Fahrersitz und ich roch ihr vertrautes Parfum. All meine warmen Gefühle für sie waren auf einmal wieder da. Ich lehnte mich zu ihr rüber und wir küssten uns noch einmal, bis sie sich entzog.
    »Lieber schnell nach Hause. Gnade uns Gott, wenn wir zu seinem Roastbeef zu spät kommen.« Sie kurvte aus dem kleinen Bahnhof und sauste die einspurige Landstraße entlang. Ich guckte zu ihr hinüber. Sie kaute an ihrer Lippe.
    »Hör zu, ich dachte, ich warn dich besser vor   …«, sagte sie. »Mein Bruder ist auch da.«
    »Okay.«
    »Es ist nur   … er ist manchmal etwas unbeholfen, wenn Leute dabei sind, die er nicht kennt.«
    »Kein Problem«, sagte ich. »Unbeholfen« kam nicht vor auf der Liste der Dinge, die man Jason Kelly nachsagte. Nach allem, was ich gehört hatte, war er einfach nur eine unglaubliche Drecksau.
    Mein erster Eindruck sollte mir recht geben.
    Cheryl stürzte sich gleich mit einer Umarmung auf mich, erklärte mir, ich sei zu dünn, ganz nach Mutterart. Der Boss war noch im Arbeitszimmer, während das Essen bereits im Ofen schmorte. Jason Kelly thronte am riesigen Küchentisch, trank ein Bier, blätterte in seinem Revolverblatt herum und hob noch nicht mal den Kopf, als ich reinkam. Unverschämt.Sogar Starsky und Hutch hatten mehr Aufmerksamkeit für mich übrig.
    »Jason«, sagte Sophie, »das ist Eddie.«
    Jetzt blickte er auf. Vom Typ her dunkel, mit olivfarbener Haut und schwarzem Haar, und er trug einen Ohrring. Neunzehn, vielleicht zwanzig. Verkatert sah er aus und aufgeschwemmt, etwas verschwitzt, mit dunklen Ringen unter den Augen. Den Blickkontakt hielt er nur kurz. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und streckte meine Hand aus.
    »Alles klar?«, sagte er ausdruckslos und schüttelte sie. Seine Hand war groß und feucht und sein Händedruck alles andere als fest. Hinterher roch ich sein aufdringliches Aftershave an meiner Hand.
    Als Tommy Kelly die Küche betrat, kam etwas Leben in Jason. Er nahm Haltung an. Tommy kam auf mich zu und klopfte mir auf den Rücken.
    »Hallo, Sohn«, sagte er. »Schön, dass du kommen konntest.«
    »Danke, dass Sie mich eingeladen haben«, antwortete ich.
    »Kein übles Aroma, was?« Er öffnete den Ofen für einen Kontrollblick. Es roch wirklich köstlich. »Drei Rippen   – völlig bio, von einem Bauernhof die Straße runter. War mit der Kuh auf Du und Du. Die haben mich noch nie enttäuscht.«
    Das glaubte ich ihm gern.
    »Sollen wir erst mal was trinken, Cheryl?« Er öffnete den großen Edelstahlkühlschrank. Aus dem Weinfach ragten Korken in Goldfolie.
    Bis zum Mittagessen hatten wir zwei Flaschen Champagner geleert und die Stimmung war gut. Jason lachte über alles, was Tommy sagte, verstummte aber in dem Augenblick,in dem ich den Mund aufmachte. Tommy bereitete die Soße zu, während ich die heißen Schüsseln auftrug. Jason blieb regungslos sitzen und behielt mich im Auge.
    Tommy war sehr stolz auf seine Yorkshire-Puddings, die beeindruckend aufgegangen waren. Ich hatte ihm geholfen, den Teig mit dem Rührbesen zu schlagen. »Zwei Eier und ein Schuss Bier«, lautete sein Geheimtipp.
    »Tolle Yorkshires«, schmeichelte Sophie. »Die muss Eddie ja windelweich geschlagen haben.«
    »Eddie hat’s raus«, sagte Tommy und zwinkerte mir zu.
    Jason schniefte und stach mit der Gabel in seinen hinein, sodass etwas Luft entwich, bevor er ihn auf dem Teller zersäbelte.
    Wir schlangen das Rind nur so hinunter, völlig ausgehungert nach dem ganzen Schampus. Jason kippte noch reichlich Wein hinterher und Tommy füllte mein Glas wieder auf.
    Nach dem Essen verzog sich Tommy in sein Arbeitszimmer. Jason und ich folgten ihm. Er kappte das Ende einer Zigarre und zündete sie an. Jason rauchte auch eine und machte beim Paffen schmatzende Geräusche. Er rauchte viel zu hastig und füllte das Zimmer mit dicken Schwaden.
    Wahrscheinlich war es ziemlich schwer,

Weitere Kostenlose Bücher