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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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bückte sich und versenkte es in seiner fleischigen Faust.
    »Keine Telefone, keine Fotos«, sagte er kopfschüttelnd. »Das hätten Sie abgeben müssen. Wer weiß, was Sie damit alles angestellt haben. Fotos gemacht? Die Zeitungen angerufen?«
    »Ich bin Diabetiker«, sagte ich. »Das hab ich für Notfälle.
    « Er wusste, dass ich log. »Ich muss das konfiszieren. Vielleicht vernichten.«
    Er würde nicht einknicken. Fotos hatte ich natürlichkeine gemacht, aber meine Anrufe bei Tony und Ian Baylis würden drauf sein, zusammen mit ihren Telefonnummern und der Hotline zu Sandy Napiers Abteilung. Mein Herz raste und ich begann, am ganzen Leib zu zittern.
    Auf einmal schlug der Gesichtsausdruck des Ordners radikal um.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte eine vertraute Stimme über meine Schulter hinweg. Sie war leise, fast hoch, aber die Drohung war unverkennbar.
    Ich drehte mich um und sah Tommy Kelly, wie er seine Hand nach dem Telefon ausstreckte. Der Ordner nickte und gab es ihm. Und dann, anstatt es mir zurückzugeben, ließ Tommy das Handy in seine Jackentasche gleiten.
    »Bisschen dämlich, was, Eddie?«, sagte er und zwinkerte mir zu.
    Damit war ich so gut wie tot.
     
    Donnie bekam den Anruf am frühen Abend. Zu Mittag hatte er im Pub ein paar gehoben und war dann beim Fußball weggedöst, als sein Handy plötzlich klingelte.
    Das Firmenhandy.
    Er leerte eine Tasse schwarzen Pulverkaffee, steckte sich eine Kippe an und kletterte in den Benz. Er fuhr raus aus der Wohnanlage, wo alle fünf Minuten ein Auto aufgebrochen wurde, wenn es noch mehr als fünfzig Eier wert war. Aber Donnie Mulvaneys Wagen hatte noch keiner angerührt.
    Als er sich auf der Autobahn einfädelte, gab er Gas. Unterwegs holte er noch Jason ab. Er parkte vor seiner Wohnung und rief ihn auf dem Handy an.
    »Phil Lazio hier«, sagte Donnie, als Jason endlich abhob. »Phil Lazio wartet draußen.«
    Schlaftrunken würdigte Jason Donnies Standardscherz und sagte, er brauche noch ein paar Minuten.
    Donnie blätterte in der Zeitung, während sich der faule Sack in der Abenddämmerung aus dem Bett quälte. Eine halbe Stunde musste er warten, während der kackte, duschte, sich rasierte und in Schale schmiss. Gucci-Anzug und -Schuhe. Goldene Rolex. Haargel.
    Jasons Aftershave waberte durchs Auto, als er einstieg und die Tür zuknallte.
    »Alles klar, Jase?«
    Jason nickte. »Bisschen hinüber«, sagte er. »Letzte Nacht war übel.« Er schloss die Augen und sank in den Sitz zurück.
    Donnie schnalzte innerlich missbilligend mit der Zunge. Als er neunzehn gewesen war, hatte er trainiert, um vier Uhr morgens Dauerlauf gemacht, bei jedem Wetter, auch wenn er am Abend davor den Lohn auf den Kopf gehauen und sich hatte volllaufen lassen.
    »Dir wird’s gleich besser gehen, wenn du erst mal was getrunken hast«, sagte Donnie. Er reichte dem Passagier seinen Flachmann und machte sich auf Richtung M25.

Sechsunddreißig
    »Alles okay mit dir?«, fragte mich Sophie. Ich war rausgeflüchtet, um etwas Luft zu schnappen und mir darüber klar zu werden, was ich jetzt anstellen sollte. Mein Herz hämmerte wie ein Dampfkolben und meine Beine waren zu Pudding geworden. »Du siehst beschissen aus, Baby«, sagte sie. Sogar im Zwielicht vor dem Zelt konnte sie erkennen, was für ein jämmerliches Bild ich abgab.
    »Ich glaub, ich hab etwas zu viel erwischt«, antwortete ich. »Bin’s nicht so gewöhnt.«
    »Schwachtrinker.« Sie lächelte und legte ihren Arm um mich, wodurch ich mich nur noch mehr in die Enge getrieben fühlte. Instinktiv entwand ich mich. Den Blick in ihren Augen sah ich aber schon.
    »Tut mir leid, Soph«, sagte ich. »Ich glaub, ich muss auf die Toilette. Bin gleich zurück.«
    Ich wandte mich zum Haupthaus um, aber Sophie schnappte sich meine Hand. »Eddie«, sagte sie. »Verschweigst du mir was?«
    Sie fixierte mich mit diesen blauen Augen, die normalerweise so warm und voller Lachen waren. Aber jetzt warensie kalt und hart, suchend. Ich versuchte, ihnen standzuhalten.
    »Ehrlich, Baby«, beharrte ich. »Mir ist einfach nur ein bisschen schlecht.« Ich hoffte, dass ich nicht so schuldbewusst dreinschaute, wie ich mich fühlte. »Gleich geht’s mir besser.«
    Sie ließ mich los und ich ging Richtung Haupthaus, spürte ihren Blick in meinem Rücken, wie sie meinen Abgang verfolgte.
    Als ich ihr erzählt hatte, dass mir schlecht war, war das keine Lüge gewesen. Es war eine Untertreibung. Ich war nicht wirklich betrunken, aber mein Magen

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