Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
Vom Netzwerk:
Geschäftsmann, ein Kunsthändler oder so was. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedachte, dass seine gesamte Ware entweder geklaut oder gefälscht war. Vielleicht war es das Alter, dachte sich Donnie. Tommy musste jetzt Mitte fünfzig sein. Oder Cheryl steckte dahinter, und das Mädchen.
    Aber was auch immer ihn da reiten mochte   – Tommy hatte die diskrete Organisation, die sie alle im Geschäft hielt, noch gut im Griff. Auch wenn Donnie jetzt gelegentlich die Urteilskraft des Chefs etwas in Zweifel zog.
    Donnie und Dave waren sich einig, dass der Junior mittlerweile völlig abdrehte. Er hatte rein gar nichts von seinem Alten und steuerte das Unternehmen nicht in die
Richtung, die sein Vater sich wünschte. Wenn er überhaupt jemandem ähnelte, dann Tommys durchgeknalltem Bruder Patsy, der sich in Fuengirola verkrochen hatte und dort zu Tode soff. Jason musste irgendein irisches Zigeunergen abbekommen haben: Er klaute alles, was nicht niet- und nagelfest war, und er war ein passabler Geschäftsmann, solange der Deal mit Pornos, einer Prügelei und Stripperinnen zu tun hatte   – und dabei genug Stoff durch seinen Riechkolben ging, um ein Pferd zu betäuben. Auch wenn Donnie kein großer Fan von Jason Kelly war, wenigstens kapierte er, worauf es letztlich ankam.
    Und als wäre es nicht schon genug, Jason verstärkt ins Geschäft einzubinden, begrüßte der Boss jetzt auch noch den Kleinen, der mit Prinzessin Sophie abhing, mit offenen Armen. Bescheuert.
    Donnie hatte den Jungen ein-, zweimal gesehen, aber irgendwas an ihm schmeckte ihm nicht. Er schien ziemlich reif, gut gebaut, aber zu glatt. Wahrscheinlich gut aussehend, wenn man auf so was achtete. Aber wirklich kennen tat ihn niemand. Donnie hatte gelernt, dass dieses ganze Gewerbe darauf beruhte, genau zu wissen, mit wem man es zu tun hatte   – mit dem Bruder von jemandem, oder dem Sohn. Jemand mit Stammbaum und Stallgeruch. Einer aus der Sippe.
    Fremde von draußen reinzuholen hatte Donnies Erfahrung nach noch nie geklappt, und gelegentlich hatte er da wieder Ordnung schaffen müssen. Der hier kam aus dem Nichts und aus irgendwelchen Gründen, die nur ihm selbst bekannt waren, hatte Tommy einen Narren an ihm gefressen. Riskant, dachte Donnie. Aber Befehl war Befehl. Niemand stellte Tommy Kelly infrage.
    Donnie nahm einen kleinen Schniefer aus der winzigen Dose in seinem Handschuhfach und lenkte den Wagen die A20 hinunter.
     
    Dave begleitete mich nach vorne zur Haustür. Ein schnittiger, dunkelblauer Benz war draußen vorgefahren und ich erkannte ihn von damals, als ich zum ersten Mal gesehen hatte, wie Sophie vor der Schule abgesetzt worden war. Ganz vage erkannte ich auch den Furcht einflößenden Typen hinterm Steuer.
    »Eddie, Donnie«, sagte Dave, als der Grizzlybär aus dem Auto stieg. »Donnie, Eddie.«
    Donnie grunzte mir zu und nickte mit dem Kopf. »Wohin geht’s?«, fragte er Dave. Es klang nicht so, als wolle er irgendwohin.
    »Erith«, sagte Dave. »In deinem Wagen.« Sie stiegen vorn ein, ich hinten, und wir fuhren Richtung M25   – in einem Auto, das ich nicht verwanzt hatte.
    Sie wechselten kaum ein Wort, aber was es an Gespräch gab, drehte sich ums »Geschäft«.
    »Mr Kelly möchte, dass wir dir einen Teil des Unternehmens zeigen«, sagte Dave. »Wir haben mehrere Firmen um ganz London verteilt, und ein paar im Ausland. Die meisten haben ihre eigenen Manager. Donnie und ich haben ein Auge auf die im Südosten, und in den anderen Teilen Londons und international haben wir Kollegen.« Aus seinem Mund klang es, als wären sie Vertriebsleiter.
    Die riesigen Stützpfeiler von Dartford Crossing kamen in Sicht und wir fuhren ab von der M25 auf eine Ausfallstraße.Beim Anblick der Brücke schüttelte es mich immer, weil ich an Steve denken musste. Aber dann rief ich mir in Erinnerung, wieso ich überhaupt hier gelandet war, entschlossen, es für Steve durchzuziehen. Wir fuhren runter zum Fluss und mein schweißnasses Hemd klebte am Ledersitz. Ich war mir immer noch nicht sicher, was es mit diesem Ausflug auf sich hatte.
    Ein Schild an einem Kreisverkehr wies uns nach Erith und Long Reach. Die Gegend war grau und kahl, am Straßenrand hielten sich Flecken von störrischem, vertrocknetem Gras, wo Autowracks, Zigeunerponys und Müll verteilt waren. Wir bogen in ein Industriegebiet und parkten vor einem Gebäude ganz hinten. Der Zaun rundherum war mit Stacheldraht besetzt.
    Draußen zeigte ein Schild an, wem das Firmengelände

Weitere Kostenlose Bücher