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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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klar?«
    Mir schien, zu Tommy Kelly zu gehen und ihm zu sagen, dass ich keine Lust drauf hätte, war jetzt keine Option mehr. Ich war drinnen in der Firma, weil sie mir das Geheimnis verraten hatten.
    Ich war drinnen und die Tür ins Freie fest verriegelt.
     
    Ein paar Kilometer entfernt setzten sie mich ab, bei Bluewater, dem großen Einkaufszentrum an der Autobahn. Dort war ich anscheinend mit Tommy zum verspäteten Mittagessen verabredet. Mir schwirrte der Kopf von all den neuen Informationen, als ich das Restaurant betrat. Es gehörte zu einer edel aufgemachten Italo-Kette: groß und luftig, mit glänzenden Stahltresen und Tischen. Alle Kellner sahen gut aus und waren sehr aufmerksam und ein nettes italienisches Mädchen führte mich zum Tisch. Tommy Kelly saß mit dem Rücken zu einem Fenster, das auf die Terrasse hinausging.
    Zu meiner Überraschung saß Sophie neben ihm. Beide sahen fantastisch aus. Ein gut betuchter, urlaubsgebräunter Vater, der seine hinreißende blonde Tochter zum Mittagessen ausführt. Beide in hellen Kaschmirtönen, beide mit umwerfendem Lächeln. Sophie stand auf und küsste mich auf die Wange, bevor ich mich zu ihnen setzte. Die Leute an den umliegenden Tischen starrten.
    »Wie bist du zurechtgekommen, Eddie?«, erkundigte sich Tommy.
    »Gut.« Mehr fiel mir einfach nicht ein.
    »Dad sagt, dass du ein bisschen für ihn arbeiten wirst«, sagte Sophie. »Ist das nicht toll?«
    »Ja.« Ich quälte mir ein Lächeln ab, innerlich völlig betäubt.
    »Wonach steht dir der Sinn?«, fragte Tommy und reichte mir die Karte. Mir stand der Sinn nach gar nichts. Mir war immer noch ziemlich schlecht von der aufwendigen morgendlichen Aufnahmeprozedur in die Firma Kelly. Ich wählte eine Minestrone und Sophie und ihr Vater bestellten beide den Oktopussalat. Tommy bot mir ein Glas Rotwein an, aber ich legte schützend die Hand über mein Glas und bat um Mineralwasser.
    Als Sophie sich die Hände waschen ging, ergriff Tommy die Gelegenheit, ein paar Worte zu wechseln.
    »Alles klar?«, fragte er. »Das Wesen des Gewerbes erfasst?« Ich nickte. »Wir werden dich in der Sparte nicht allzu oft einsetzen, aber du musst Bescheid wissen. Du kannst für mich arbeiten, indem du Bilder am Computer recherchierst und die ganzen Sachen machst, die ich nicht kann.« Er sah Sophie zurückkommen und legte einen Finger an die Lippen. »Kein Wort zu Ihrer Ladyschaft.«
    »Klar.«
    »Schlechte Nachrichten heute Morgen«, sagte Tommy und wechselte das Thema, als Sophie sich niederließ. »Jasons Gegner ist raus aus dem Charity-Boxkampf.«
    »Ach.« Mir schien, dass Sophie das ziemlich egal war, aber vor ihrem Alten ließ sie sich das nicht anmerken.
    »Hat sich beim Training den Daumen gebrochen.«
    »Wann soll’s denn stattfinden?«, erkundigte ich mich.
    »Nächsten Monat. Das wird schwer, in so kurzer Zeit Ersatz aufzutreiben.«
    »Ist er gut?« Keine Ahnung, wieso ich das fragte. Vielleicht, um einfach etwas zu sagen.
    »Jason hat eine sehr schnelle Rechte«, erklärte Tommy. »An seiner Defensive muss er noch arbeiten, aber er schlägt gut zu. Elegant ist er nicht gerade, dafür lässt er sich aber nicht unterkriegen. Wenn er nicht so sehr in seinen Freizeitaktivitäten aufginge, könnte er richtig gut sein.«
    Ich nickte beeindruckt.
    »Samstagmorgen nimmt er in Brands Hatch beim Indy-Superbike-Rennen teil, wenn ihr kommen möchtet?«, fragte Tommy.
    »Natürlich kommen wir«, antwortete Sophie für mich. Ich hörte zum ersten Mal davon, aber es sah so aus, als wäre ich dabei.
     
    Tommy verabschiedete sich nach dem Essen und wir verbrachten den Rest des Nachmittags mit Shopping. Sophie schien gut gelaunt, als wäre jetzt, wo ihr Vater mich rekrutiert hatte, alles wieder in Ordnung zwischen uns. Um ehrlich zu sein,
war
es auch in Ordnung zwischen uns. Ich stand immer noch auf sie, und sie schien auch ziemlich scharf auf mich zu sein, so wie sie sich an mich lehnte, mir die Hand drückte und mich immer wieder küsste, während wir Aufzug fuhren.
    »Ich hab dir ja gesagt, dass es klappen würde, oder?«, sagte sie. Ich konnte mich nicht daran erinnern, je irgendwasdieser Art von ihr gehört zu haben, aber dieser Job war eindeutig auch auf ihrem Mist gewachsen.
    Offensichtlich hatte sie ihre Pläne mit mir. Sie schien nur keinen Schimmer davon zu haben, in was für eine Scheiße sie mich da hineinritt.

Zweiundvierzig
    »Ich sag’s ganz ehrlich. Wir haben dich verloren.« Ian Baylis’ Stimme am anderen Ende der

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