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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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lächelte ich rasch.
    Damit hatte er mir wohl eine reichlich geschönte Version davon geliefert, was eigentlich ablief. Was es mit der »Ware« auf sich hatte, war mir nicht klar, aber um Hemden und Strickwaren handelte es sich vermutlich nicht.
    »Du kannst sofort anfangen«, erklärte er mir. Ein Panikschwall schwappte über mich. »Wenn dir nicht gefällt, was du siehst, können wir uns noch mal unterhalten.« Er drängte mich zusehends in die Ecke. »Cheryl mag dich«, sagte er. »Sie sagt, ich kann dir trauen, und das genügt mir.«
    Ich wollte gerade protestieren, als er seine Schreibtischschublade aufzog. Er nahm mein Handy heraus und schob es mir über den Tisch zu.
    »Das hast du neulich vergessen.« Er fixierte mich mit einem langen, kalten, grauen Blick. Denselben Ausdruck hatte ich schon in Sophies Augen gesehen. »Pass nächstes Mal besser auf«, sagte er.
    Und ich wusste, mir blieb keine Wahl.

Vierzig
    Solche Montage waren für Donnie wirklich das Letzte. Er hatte so einen Schädel. Als er gestern Abend vom Pub heimgekommen war, hatte er noch eine halbe Flasche Whisky geleert, was ihn nach den sechs oder sieben großen Bier zwar mit der nötigen Bettschwere versehen, ihm aber gleichzeitig diesen Whiskykater beschert hatte. Der machte ihn immer aggressiv. Noch aggressiver.
    Unterwegs hatte er von einer Handvoll Clubs und einigen Händlern ein paar Riesen eingesammelt. Zum Teil war es Schutzgeld, zum Teil Warenzahlungen. Alle waren brav damit rausgerückt   – ein bisschen enttäuschend, weil ihm gerade sehr danach war, irgendwem eine reinzuhauen. Dann kam Daves Anruf, und sein Drang, jemanden zu vermöbeln, wurde noch größer.
    »Don, schaff dich zurück in die Zentrale«, hatte Dave gesagt. »Der große Boss will dem Kleinen zeigen, was Sache ist. Die Basics.«
    Donnie kochte innerlich und schimpfte die ganze Südumfahrung vor sich hin. Wo sollte das alles nur hinführen, fragte er sich.
    Donnie hatte den allergrößten Respekt vor Tommy Kelly. Seit über zehn Jahren hatte er sich aus den schmuddeligeren Seiten des Gewerbes völlig raushalten können. Durch die diversen Geschäftszweige seiner Firma hatte er genug Vermögen angehäuft, um sich jetzt einfach zurücklehnen und alles von seinem Schreibtisch aus kontrollieren zu können. Er musste sich die Hände nicht schmutzig machen   – dafür bezahlte er andere. Seine genialste Masche, da waren sich Donnie und Dave einig, war es gewesen, den Namen Kelly an andere Firmen zu konzessionieren. Wollte eine kleine Gang einen größeren Coup durchziehen, als sie eigentlich stemmen konnte   – etwa einen bewaffneten Raubüberfall als Einmalaktion oder einen Betrug, der schnell über die Bühne gehen musste   –, Tommy stellte ihnen ein paar knallharte Burschen oder die notwendige administrative Verstärkung zur Verfügung. Dann konnten sie sagen, dass sie für die Kelly-Gruppe arbeiteten, und so die ganze Unterwelt das Fürchten lehren.
    »Special K«, nannten sie es. Ein echtes Markenprodukt des Verbrechens.
    Alles, was die kleinen Firmen dafür tun mussten, war bezahlen: Tommy nahm entweder eine Fünfzehn-Prozent-Kommission ihrer Beute oder ein Minimum von 250   000   Pfund für die Verwendung des Familiennamens. Im Grunde wie wenn ein multinationales Unternehmen in Start-up-Unternehmen investierte. Genial.
    Und wenn sie nicht bezahlten, war Donnie zur Stelle.
    Tommy persönlich musste nicht unangenehm werden, denn dafür hatte er seine Angestellten. Donnie, Dave Slaughter und ihre Kollegen: Typen wie Johnny Reggae und Stav
Georgiou, Engin Kurtoglu und Paul Dolan. Harte Männer, Vollstrecker. Von Anfang an hatte sich Tommy um Bündnisse mit den jamaikanischen Banden von Brixton und mit den Griechen- und Türkengangs in Nordlondon bemüht. Sogar bei der IRA hatte er einen Fuß in der Tür. Wenn er sich mit denen unterhielt, hängte er selbst immer die irische Labertasche raus, als ob er dazugehörte. Den Harp Club in New Cross hatte er nur gekauft, um mit den Paddys in Verbindung zu bleiben.
    Tommy hatte ihnen gezeigt, dass der Weg zum geschäftlichen Erfolg in Zusammenarbeit bestand. Er hatte sie ermuntert, die tödlichen Rivalitäten der Vergangenheit zu begraben und mit Solidaritätssinn und Teamgeist nach vorn zu blicken. Nicht die anderen, das Gesetz war ihr gemeinsamer Gegner.
    Aber im letzten Jahr hatte Donnie eine Veränderung am Boss bemerkt. Als ob er versuchte, sauber zu werden, redlicher rüberzukommen, wie ein seriöser

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