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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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1974.
    Wir boxten acht Sparringsrunden, dann ließ mich Gary am schweren Sack arbeiten, um Wucht und Schnelligkeit hinter meine Haken zu bringen, bevor wir schließlich zum Speedball und zum Ende kamen.
    Danach setzte er sich mit mir in den Cafeteriabereich und erstellte eine Liste, während ich einen Eiweißdrink herunterstürzte. Ich war komplett alle, aber in mir surrte es vor Energie. Gary notierte meinen Trainingsplan, der Laufen, Sparring und Gewichtheben enthielt. Er meinte, ich sei ziemlich gut. Dass ich in sechs Wochen bereit sein würde.
    Ich sagte, ich hätte nur vier.
    »Hat schon jemand mit dir über Leistungssteigerung gesprochen?«, fragte er mit leiser Stimme.
    Einen Moment lang schaltete ich nicht. »Du meinst Stero…« Er legte den Finger auf die Lippen und nickte. »Nein«, sagte ich.
    »Ist deine Entscheidung«, sagte er. »Ich werd dir nichts vormachen. Verbandsboxen ist normalerweise blitzsauber, sorgfältig überwacht. Aber hier steht genug von dem Zeug zur Verfügung. Der Laden hier finanziert sich damit und ich denke, du weißt auch, wo’s herkommt.«
    Ich begann, eins und eins zusammenzuzählen. »Nein, so was möchte ich nicht.«
    »Guter Mann«, sagte er. »Aber denk dran, das ist ein Benefizkampf. Für Gauner. Da sind die Regeln nicht ganzso streng. Das ist außerhalb aller Aufsichtsbehörden und dein Gegner wird wahrscheinlich damit vollgepumpt sein bis zum Anschlag.«
    »Danke für den Hinweis«, sagte ich.

Fünfundvierzig
    Am Abend meines achtzehnten Geburtstags führte Sophie mich aus. Wir wollten hoch ins West End und Sophie saß am Steuer. Die Stadt sah ganz unwirklich aus, als wir die Tower Bridge überquerten. Die Türme waren hell beleuchtet und die modernen Gebäude dahinter glühten im Neonlicht. Weiter flussabwärts gab es ein Feuerwerk und so leuchtete selbst der Nachthimmel rot auf. Zur Linken zeichnete sich der Tower ab, und es war, als führen wir direkt in ein Märchen hinein.
    Eines ohne Garantie auf ein Happy End.
    Wir tranken etwas in einer Kellerbar gleich nördlich von Covent Garden, voller superdünner Kunststudenten und Modeleute. Unter all den Kunstfuzzis fühlte ich mich etwas fehl am Platz. Alle trugen verrückte Frisuren, Vintage-Röhrenjeans und spitze Schuhe. Die Hälfte von ihnen hockte auf der Treppe und qualmte Selbstgedrehte. Sophie schien sich darum nicht zu scheren. Sie wurde ohnehin von jedem angestarrt.
    Sie überreichte mir ihr Geschenk. Es war eine klassische Omega-Armbanduhr, klotzig und aus Edelstahl. »SpeedmasterPro. Die erste Uhr auf dem Mond«, erklärte sie mir. »Dad hat gemeint, Neil Armstrong hatte eine an.« Sie hatte ein schwarzes Zifferblatt mit Druckknöpfen und Stahlarmband.
    Ich freute mich unheimlich darüber. Das war eine Wahnsinnsuhr, für die sie einiges hingeblättert haben musste. Sie bedeutete etwas. Sie schenkte mir das, weil sie mich mochte. Und sie war glücklich, dass ich so glücklich darüber war.
    Von der Bar zogen wir ein paar Ecken weiter zum The Ivy. Jemand musste für uns reserviert haben, sonst hätten die mich sicher niemals reingelassen. Der Service war unglaublich   – wir wurden behandelt wie Filmstars. Tatsächlich saß zwei Tische weiter eine amerikanische Schauspielerin der A-Liga , die hier im West End bei einem Theaterstück mitmachte. Sophie ermahnte mich, nicht hinzustarren, und ich versuchte es wirklich, aber sie sah einfach aus, als käme sie aus einer ganz anderen Welt. Und so war es wahrscheinlich auch.
    Ich aß einen Shepherd’s Pie, was lahm klingt, aber fantastisch war. Das Püree oben drauf war ganz knusprig gegrillt und die Fleischfüllung zerging einem auf der Zunge und schmeckte unglaublich gut. Sophie aß gegrillte Dover-Seezunge und uns wurde Champagner eingeschenkt. Ich brach meinen Schwur und griff zu. Schließlich war es mein achtzehnter Geburtstag. Sophie wollte danach noch unbedingt in einen Club, aber ich winkte ab. Ich war um halb sechs zum Joggen aufgestanden und morgen stand mir das Gleiche bevor. Gary hatte mir einmal Ausschlafen gestattet, aber nur bis halb sieben. Nicht wirklich üppig.
    Mit geschlossenem Verdeck fuhren wir über die WaterlooBridge zurück. Der Abend war kalt, aber trocken, und aus dieser Perspektive sah die Stadt immer noch beeindruckend aus: Das London-Eye-Riesenrad glänzte mit seinen Streben weiß wie ein Spinnennetz. Big Ben leuchtete gelb auf und schlug zwölf.
    Ich dankte Sophie für den großartigen Abend und fragte sie, ob sie bei mir übernachten

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