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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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dem Auto gestiegen waren, fasste sie mich um die Hüfte und küsste mich.
    Für unseren Ausflug hatte sie sich in eine Art Biker-Outfit geworfen, worüber ich lachen musste, wo sie doch nicht mal in die Nähe eines Motorrads kommen würde. Sie trug eine enge weiße Lederjacke, weiße Jeans und Bikerboots. Ihr Haar hatte sie streng zurückgebunden und ihre rote Sonnenbrille war ultracool. Ein paar Hostessen, die gerade nichts zu tun hatten und neben dem Eingang rauchten, starrten sie an. Die Rennkommissare und die Streckenposten starrten sie an. Eigentlich starrte jeder sie an, weil sie so heiß aussah. Ich war stolz, sie an meiner Seite zu haben. Das hellte meine Stimmung auf.
    Wir sahen uns ein paar Rennen vom Zaun aus an: wie die Typen mit 150   km/h über die Piste rasten, wie ihre Knie am Boden entlangschabten, wenn sie sich in die Kurve legten. Sophie zeigte mir Jasons Bike. Er fuhr wie eine gesengte Sau, überholte die anderen Motorräder in Schlangenlinien. Die Sonne schien und die Luft war erfüllt vom Geruch nach verbranntem Benzin und Gummi. Wir waren umringt von Pin-up-Girls in T-Shirts der Sponsoren, die Nummern hochhielten, und Typen mit zerklüfteten Gesichtern, die mit Flaggen wedelten und Reifen wechselten. Ich musste zugeben, die Atmosphäre war so cool, sexy und aufregend wie in einem Actionfilm.
    »Los, gehen wir was trinken«, sagte Sophie. Wir spazierten vom Ring hoch zu den Buden. Verstand sich von selbst, dass Tommy Kelly sein eigenes überdachtes Areal hatte, von dem aus er die Strecke überblicken konnte. Drinnen hatte man Ruhe vor dem Röhren der Bikes, dafür hallte es wider von lautem Gelächter und Stimmengewirr. Es gab eine Privatbar und ein Buffet. Mittendrin stand der Chef höchstpersönlich und nippte an einem Gin Tonic, umrahmt von Männern, die an seinen Lippen hingen. Es war Wochenende, also nirgends Anzüge, aber alle waren sie in diese sportlich-eleganten Freizeitklamotten gehüllt, die man auf dem Golfplatz sah: Hosen mit scharfen Bügelfalten, italienische Schuhe und ekelhafte Pullis in schreienden Farben. In der Luft hing ein schwerer Geruch nach Rasierwasser, der mich im Hals kratzte. Als Sophie eintrat, flogen alle Köpfe in ihre Richtung. Tommys Kumpane mit ihren gebrochenen Nasen und überkronten Gebissen lächelten sie liebreizend an, als wir zur Bar gingen. Ob sie mich auch anschautenoder nicht, konnte ich nicht sagen. Ich sah stur geradeaus. Sophie holte uns eine Cola und ich schnappte mir ein paar Wurstbrötchen vom Buffet. Ein verspätetes Frühstück.
    Tommy rief uns zu sich. »Sophie kennst du ja   …«, sagte er zu dem Mann, mit dem er sich gerade unterhielt. »Und das ist Eddie, von dem ich dir erzählt habe. Eddie wird mich bei den Bildern unterstützen.« Der Mann streckte seine Hand aus. Sein Gesicht war gebräunt, die Gesichtszüge scharf.
    »Saul Wynter.«
    »Saul ist mein Buchhalter«, erklärte Tommy. »Echtes Finanzgenie, hält meine Geschäftsbücher in Ordnung.«
    Der Mann lachte und schien sich eine Antwort gerade eben noch zu verkneifen. Ich zermarterte mir das Hirn, worüber ich mich mit dem Mann, der Tommy Kellys Bücher frisierte, wohl unterhalten konnte, ohne ins Fettnäpfchen zu treten. Da wurde ich von Jason erlöst, der frisch von der Rennstrecke kam. Im Raum erhob sich vereinzelt Applaus.
    »Gut gemacht, mein Sohn«, sagte Tommy. Jasons Gesicht war rußverschmiert und die Leute klopften ihm auf den Lederrücken, als er durch den Raum auf seinen Vater zusteuerte. Tommy legte ihm die Hand auf die Schulter, mit der er nicht den Gin hielt.
    »Hast du gewonnen?«, fragte Sophie.
    »Hast du nicht zugeschaut?« Jason sah erst seine Schwester an, dann mich.
    »Haben wir«, protestierte Sophie, »aber ich kapier nicht, wer wann gewinnt. Da gibt’s so viele Zahlen.«
    »Persönliche Bestzeit«, sagte Jason. Er ratterte ein paar Zahlen runter, die weder Sophie noch mir etwas sagten.
    »Glückwunsch«, sagte ich. Er ignorierte mich. Irgendwer reichte ihm ein kaltes Bier, während andere sich um ihn drängten. Nach allem, was ich gehört hatte, hielt sich Jasons Beliebtheit schwer in Grenzen, aber hier wanzte sich jeder an ihn ran, um nicht beim Vater in Ungnade zu fallen.
    »Was ist jetzt mit dem Kampf, Jase?«, fragte ein alter Schläger mit weißem Stoppelhaar und Kartoffelpüreenase.
    »Noch auf der Suche. Bisher keinen geeigneten Gegner aufgetan«, sagte Jason und reckte die Fäuste wie ein Preisboxer.
    »Keine einfache Sache«, stieg Tommy Kelly

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