Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.
verstopft, Amee.«
»Das haben wir.« Sie zögerte. »Würdest du dich mit einem ständigen Leibwächter ruhiger fühlen?«
»Ich habe schon einen.« Clarity streichelte Scrap, der es sich unter ihrem Seitenzopf bequem gemacht hatte.
Vandervort stieß wieder einen leisen Seufzer aus und wandte sich an Flix. »Hat Clarity Ihnen erzählt, was wir hier tun?«
»Sie arbeiten mit formbaren lokalen Lebensformen, um kommerziell ausbeutbare Ableger zu produzieren.«
Sie nickte. »Rein genetisch betrachtet, ist Long Tunnel für uns eine Goldmine, deren Schächte für uns bereits gegraben wurden. So lange sind wir nämlich noch gar nicht hier. Wir haben eben erst mit der Klassifizierung begonnen, aber noch nicht mit der Auswahl, der Zucht und der Konstruktion. Dennoch haben wir schon einige erfolgreiche Produkte vorzuweisen.«
»Clarity erwähnte Ihr Verdidionvlies.«
»Das ist bisher unser großer Erfolg, aber nicht der einzige.« Sie griff hinter sich und öffnete eine Schublade in einem Stahlschrank. Süße Düfte erfüllten den Raum, als sie etwas herauszog und auf den Schreibtisch stellte.
Das flache Tablett aus metallischem blauglänzenden Glas war mit Geleewürfeln gefüllt: rote, gelbe und violette. Sie vibrierten nicht, als sie den Teller über den Schreibtisch schob.
»Greifen Sie zu und kosten Sie!« Flinx betrachtete das Gelee unentschlossen. »Oh, greifen Sie zu, mein Lieber!« Vandervort entschied sich für einen violetten Würfel, schob ihn sich in den Mund und kaute genußvoll darauf.
»Nun mach schon, Flinx!« Clarity nahm sich einen rosafarbenen Würfel.
Kaum in der Lage, sitzenzubleiben und seiner Furcht und Unsicherheit nachzugeben, während die beiden Frauen genüßlich aßen, entschied Flinx sich für einen hellgrünen Würfel und steckte ihn vorsichtig in den Mund. In der Erwartung eines Limonen- oder Stachelbeergeschmacks wurde er geradezu aufgeschreckt durch die Aromaexplosion, die seine Geschmackspapillen überfiel. Die Dichte des Würfels war ebenfalls verblüffend. Er war fester als Gelatine und in seiner Konsistenz eher mit Gummi zu vergleichen. Doch sobald er zerkleinert wurde, löste er sich schnell im Mund auf. Die vielfältigen Geschmackseindrücke blieben noch deutlich und lange zurück, nachdem er den letzten Bissen geschluckt hatte.
Er nahm sich einen zweiten grünen Würfel, dann einen violetten. Die Geschmackswoge war genauso unterschiedlich und aufregend beim dritten Mal, wie er sie bei den ersten beiden Malen erlebt hatte. Ihm kam in den Sinn, während er den vierten Würfel zerkaute, daß er vielleicht ein überaus wertvolles Produkt verspeiste, obgleich Vandervort das Tablett nicht weggestellt hatte. Im Gegenteil, sie schien sich an seiner Begeisterung zu erfreuen.
»Ein bemerkenswertes Zeug, nicht wahr, junger Mann? Wenn die Leute ihre Kauflust auf elektronische Spielereien und arbeitserleichternde Geräte und Kunst befriedigt haben, dann bleibt ihnen nicht mehr viel zu wünschen außer etwas Eßbarem. Eine neue Geschmacksempfindung ist da mehr wert als die leistungsstärkste neue Computeranlage. Nun, für Geist oder Bauch entwickelte Unterhaltung und Zerstreuung ist immer noch wertvoller als alles, was die Geningenieure erfinden können.«
»Was ist das?« fragte Flinx und leckte sich die Finger ab.
»Fast genauso nahrhaft wie wohlschmeckend.« Clarity zeigte wieder ihr stolzerfülltes Lächeln. »Es schmeckt, als sei es mit allen möglichen Zuckerarten versetzt, aber es ist eine Einbildung. In Wirklichkeit handelt es sich um solides Protein.«
Vandervort hatte offensichtlich Freude daran, es für ihn zu identifizieren. »Es ist eine pseudoplasmodische Masse.«
Flinx hörte auf, sich die Finger abzulecken. Vandervorts Lächeln vertiefte sich. »Ein Schleimbrocken, junger Mann.«
Die Geschmackseindrücke verblaßten nun rapide. »Ich verstehe Sie nicht ganz.«
»Ein Pseudoplasmodium ist ein Amöbenzustand. Fremde Lebensform, Schleimbrocken. Wenn man sie zusammenfügt, dann verhalten sie sich wie eine Einheit, aber wenn man sie auseinandernimmt, sie im Wasser herumrührt oder sie sonstwie erregt, dann zerbrechen sie in einzelne Trauben, die durchaus fähig sind, am Leben zu bleiben.« Sie wies auf das halbleere Tablett. »Wir wissen noch nicht, wie wir das Zeug nennen sollen. Ich habe mit Werbung und Publicity nichts zu tun.«
»Ich denke, sie werden sie Aromawürfel oder so ähnlich nennen«, sagte Clarity.
»Ja, Liebes. ›Aromawürfel aus den Geschmacksminen von
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