Longieren leicht gemacht - Schmelzer, A: Longieren leicht gemacht
Stallkollegen ein bisschen komisch schauen, wenn Sie mit einem „exotischen" Kappzaum anrücken. Aber nur so lange, bis sie es Ihnen nachmachen ...
Anlongieren
Anlongieren
Rekapitulieren wir: Ihr Pferd lässt sich perfekt führen, bringt eine aufmerksame und kooperative Grundhaltung mit, Sie haben gelernt, sich sowohl über die Ausrüstungsgegenstände Longe und Longierpeitsche als auch durch Stimme und Körpersprache und ohne jede grobe Einwirkung verständlich zu machen und haben ein gemeinsames Potenzial an Signalen erarbeitet. Das eigentliche Anlongieren ist nun ein Kinderspiel, schwieriger wird es erst später, mit steigendem Ausbildungsniveau. Ziel der ersten Ausbildungsschritte ist es zunächst lediglich, Ihr Pferd im Schritt, später auch im Trab und Galopp, auf einer sauberen Zirkellinie zu halten und dabei Gangart und Geschwindigkeit zu kontrollieren.
Der richtige Ort für die ersten Versuche ist, so vorhanden, ein Round Pen oder ein Longierplatz. Die mit Fängen provisorisch verkleinerte Halle ist sicher nur zweite Wahl, ganz schlecht sind große Außenplätze ohne jede seitliche Begrenzung. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Pferd nicht übermäßig abgelenkt werden kann und Ausbruchversuche bei größeren Anfangsproblemen ausgeschlossen sind. Ihr Pferd wird für die ersten Longierversuche nur mit Halfter oder weichem Kappzaum und Longe ausgerüstet, Sie tragen die Longierpeitsche in einer behandschuhten Hand. Eher temperamentvolle Kandidaten lässt man vorher freilaufen, übt ein bisschen Freiheitsdressur oder sorgt auf andere Art und Weise dafür, dass sie etwas Dampf ablassen können.
Wie die ersten Schritte an der Longe nun konkret ablaufen, hängt vor allem davon ab, ob Ihnen ein Helfer zur Verfügung steht oder ob Sie von Anfang an den Weg über die „Arbeit zwischen zwei Händen" gewählt haben und deswegen vermutlich sogar ohne Hilfsperson auskommen.
Ein Round Pen dieser Bauweise eignet sich für fast jede Form der Bodenarbeit und für das Anreiten junger Pferde.
Eine stabile, gut sichtbare Einzäunung verleiht Sicherheit und hilft dem jungen Pferd, Anlehnung nach außen zu finden.
Mit Helfer
Mit Helfer
Falls Sie einen Helfer auftreiben können bitten Sie ihn, einen Führstrick am Halfter zu befestigen und das Pferd außen zu begleiten. Sie selbst stehen in der Zirkelmitte und halten Longe und Longierpeitsche.
Der Helfer hält das Pferd passiv am losen Führstrick und greift wirklich nur im Notfall ein. Grundgangart ist natürlich – auch mit Rücksicht auf die Hilfsperson – zunächst der Schritt. Sie üben Anhalten, Stillstehen und erneutes Antreten, wie Ihr Pferd es (hoffentlich) von den vorangegangenen Führübungen bereits aus dem Effeff kennt. Es muss zunächst begreifen lernen, dass Ihre veränderte Position nichts zu bedeuten hat. Also ist es ganz wichtig, dass sich bezüglich Ihrer Hilfengebung nichts ändert: Sie benutzen dieselben Worte, Gesten und anderen Hilfen, die das Pferd schon kennt. Vergessen Sie bitte nicht, Ihr Pferd immer wieder zu loben und nach schwereren Übungen (schwer für ein temperamentvolles Pferd kann es beispielsweise schon sein, auf Ihr Kommando anzuhalten!) einfach kurz stillstehen zu lassen, damit es sich geistig und körperlich erholen kann. Auch der Helfer darf das Pferd kraulen oder sanft klopfen, wenn ein Lob angebracht ist.
Bezüglich der Hilfengebung verfahren Sie wie bei der Freiheitsdressur und den Führübungen: Ihre Stimme gibt das Signal, reagiert das Pferd nicht, sprechen Sie es erneut an und verstärken die Stimmhilfe durch Körpersprache und den Einsatz der Longierpeitsche und Longe, um bei guter Reaktion das nächste Mal wieder nur die Stimme einzusetzen. Rahmen Sie Ihr Pferd von Anfang an mit dem bewussten Dreieck ein und sorgen Sie dafür, dass es die Zirkellinie nicht verlässt. Aus diesem Grund ist es zweckmäßig, für Handwechsel oder Manipulationen an der Ausrüstung das Pferd auf der Zirkellinie anhalten zu lassen, selbst dorthin zu gehen und nicht etwa das Pferd zu sich in die Mitte zu holen. So fällt es dem Pferd leichter, die Tabuzone Zirkelmitte zu akzeptieren. Erfahrene, sichere Longenführer können natürlich von dieser Praxis auch abweichen.
Der Helfer bremst das Pferd nur im Falle ganz fehlender Reaktion und hält es auf der Zirkellinie, bis es auf das Signal „Geh heraus" plus Touchieren an der Schulter sicher reagiert, das Sie spätestens jetzt in Ihr Repertoire aufnehmen sollten. Sie merken schnell, wenn
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