Loose Laos
unübertroffen. Experten sprechen deshalb trotz geringer Bevölkerungsdichte von einem stark zunehmenden Bevölkerungsdruck. Hintergrund ist die geringe landwirtschaftliche Nutzfläche (weniger als 10 %), die sich auf die fruchtbaren Ebenen und Täler konzentriert und einer so rasch wachsenden Bevölkerung auf Dauer keine Lebensgrundlage bietet. Hinzu kommen Abwanderung und die Umsiedlung ganzer Dörfer aus den Gebirgsregionen. Die Regierung hat erstmalig 1999 eine Kampagne zur Geburtenkontrolle gestartet – bislang aber nur mit mäßigem Erfolg.
Dass Laos eines der ärmsten Länder der Welt ist, spiegelt sich auch in vielen sozialen Indikatoren wider: So sterben 7 von 100 Kindern unter fünf Jahren infolge von Unterernährung und schlechten hygienischen Bedingungen. In ländlichen Regionen haben nur 53 % der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser. Viele Laoten können weder lesen noch schreiben. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt derzeit bei 65 Jahren. 39 % der Laoten sind jünger als 15 Jahre (die Alterspyramide hat die Form einer Pickelhaube). Doch die Planer sind ehrgeizig: Bis zum Jahr 2020 soll das jährliche Pro-Kopf-Einkommen von derzeit US$740 auf US$1200–1500 gesteigert, die Analphabetenrate auf 10 % gesenkt und die durchschnittliche Lebenserwartung auf 70 Jahre erhöht werden.
Den besten Überblick über die Völker in Laos vermittelt die ethno-linguistische Einteilung. So trifft man hier auf die fünf großen Sprachfamilien des südostasiatischen Subkontinents. Allen gemein ist das tonale Sprachsystem.
Der überwiegende Teil der Bevölkerung gehört der Sprachfamilie der Tai an (auch Tai-Kadai genannt). Insgesamt machen sie 65,5 % der Bevölkerung aus, davon sind allein zwei Drittel Lao (oder Tai-Lao). Das andere Drittel der Tai-Sprachfamilie setzt sich aus rund 26 Ethnien zusammen, die bis auf wenige Ausnahmen in den Ebenen und Tälern des Nordens angesiedelt sind.
Knapp ein Viertel der Bevölkerung sind Angehörige der Mon-Khmer- Sprachfamilie. Zu diesem Hauptableger der austro-asiatischen Sprachfamilie werden die ältesten in Laos ansässigen Bewohner gezählt. Sie kamen im 6.–8. Jh. aus dem Gebiet des heutigen Kambodscha nach Südlaos und rückten bis zum 10. Jh. nach Zentral- und Nordlaos vor. Heute ist ihre größte Gruppe, die Khmu, im Norden angesiedelt, während etwa 45 verschiedene Mon-Khmer-Gruppen in ganz Zentral- und Südlaos verstreut leben.
Die jüngsten Bewohner des Landes sind in den nördlichen Gebirgsregionen beheimatet. Die Angehörigen der Miao-Yao -Sprachfamilie wanderten im 19. Jh. aus Südchina ein. Sie umfassen 6–10 % der Bevölkerung, wovon allein 80 % Hmong sind. Die in Myanmar, Thailand, Vietnam und Südchina weitverbreitete sino-tibetische Sprachfamilie ist mit ihren beiden Hauptgruppen in Laos vertreten: Die tibeto-birmanische Gruppe macht 3–4 % der Gesamtbevölkerung aus, und die sinitische Gruppe wird von den Ho als einziger Ethnie repräsentiert.
Alle Völker der Mon-Khmer, der Miao-Yao und der tibeto-birmanischen Sprachfamilie sind Animisten. Zwar haben einige Völker, darunter die Pounoy, den Theravada-Buddhismus der Tai-Lao angenommen, der Großteil ist aber nach wie vor animistischen Glaubens. Unter den Mon-Khmer im Süden gibt es ganz vereinzelt auch christliche Gruppen.
Die Tai
Lao
Die Lao bilden die größte Gruppe der Tai. Nach ihnen benannten die Franzosen im 19. Jh. das Land (nach
les Laos
, frz. Plural), und ihre Sprache, das Laotische, ist offizielle Landessprache.
Mit 2,5 Millionen Angehörigen stellen die Lao heute die wirtschaftlich und politisch dominierende Bevölkerungsgruppe. Ihre Kultur ist vom Theravada-Buddhismus geprägt, wobei bis heute brahmanische und animistische Einflüssespürbar sind. In den Jahren nach der kommunistischen Machtübernahme flohen 300 000 Lao nach Thailand und von dort in die USA, nach Frankreich, Kanada und Australien. Die in Thailand verbliebenen Flüchtlinge stießen zu den 17 Millionen Lao im Nordosten Thailands, dem Isan, einst Teil des großen laotischen Königreichs Lane Xang.
Die typische Kleidung der Frauen ist der handgewebte
pha sin
, ein knöchellanger Rock, der aus mehreren Stoffbahnen zusammengenäht wird. Die Basi-Zeremonie („Baaßi“ ausgesprochen) gehört zu den wichtigsten animistischen Relikten im Theravada-Buddhismus der Lao. Sie wird bei jeder wichtigen Gelegenheit im Leben eines Menschen zelebriert, Näheres s. S. 125 .
Die anderen Gruppen innerhalb der Tai-Sprachfamilie
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