Loose Laos
werden häufig den Bergvölkern zugeordnet. Zu den größten gehören die Lue, Phouan, Tai Deng (Rote Tai), Tai Khao (Weiße Tai) und Tai Dam (Schwarze Tai). Die Tai-Bergvölker leben über ein sehr weiträumiges Gebiet verstreut, das vom südchinesischen Yunnan über Thailand und Laos bis nach Vietnam reicht. In Laos haben viele von ihnen den Buddhismus als erste Religion angenommen, daneben praktizieren sie weiterhin ihren ursprünglich animistischen Glauben. Charakteristisch für all diese Gruppen sind die Pfahlbauweise der Häuser, die zentrale Stellung von Klebreis in der Ernährung und verschiedene Variationen des berüchtigten
lau lao
.
Lue
Vergleichbar mit dem großen wirtschaftlichen und kulturellen Einfluss, den die Lao auf ihre Nachbarn im Tiefland ausüben, nehmen auch einzelne Tai-Völker unter den Bergvölkern eine Vorbildfunktion ein. Diese Rolle kommt den rund 120 000 Lue in ihrem Siedlungsgebiet zu: Es erstreckt sich von der Provinz Phongsaly über den äußersten Nordwesten bis zur Provinz Xaignabouri. Ihr wirtschaftlicher Einfluss ist so groß, dass ihre Sprache zur allgemeinen Verkehrssprache im Nordwesten des Landes geworden ist. Benachbarte Bergvölker haben den terrassierten Bewässerungsanbau der Lue, die stabile Bauweise der hoch aufragenden Stelzenhäuser (mit Strahlenmuster im Giebel), das Religionsgemisch aus Theravada-Buddhismus und Geisterglaube und sogar die für sie typischen Webmuster übernommen.
Tai Deng und Tai Dam
Die Tai Deng leben in der Provinz Houaphan und dort überwiegend östlich von Xam Neua. Durch die Nähe zu Vietnam ist ihre Sprache stark vom Vietnamesischen beeinflusst. Die Tai Deng gelten als die besten Seidenweber des Landes. Ihren kunstvollen filigran-geometrischen Webmustern und auch den figürlichen Darstellungen in ihren Webarbeiten scheinen keine Grenzen gesetzt. Sie produzieren und färben Seide. Der Buddhismus hat sich in ihren Siedlungsgebieten nicht durchsetzen können, es gibt nur wenige Tempel mit einer Hand voll Mönchen. Wichtiger sind die mannigfaltigen Rituale rund um ihren Geisterglauben
(phi)
.
Das Volk der Tai Dam zählt etwa 50 000 Angehörige. Ihr Verbreitungsgebiet zieht sich von der Provinz Luang Namtha über die Provinzen Houaphan und Xieng Khouang bis zur Provinz Vientiane. Auch sie weben und produzieren Seide. Charakteristischer sind jedoch ihre schwarzen, mit leuchtend rot-gelber Stickerei verzierten Kopftücher .
Dam
bedeutet „schwarz“, und die Tai-Dam-Frauen kleiden sich dunkelblau bis schwarz und tragen einen dicken Haarknoten auf der Höhe des Scheitels oder ein locker umgelegtes Kopftuch, dessen verzierte Bordüren im Nacken breit herabfallen. Die traditionellen Kleidungsstücke werden allerdings seltener, und als Kopftuch werden bisweilen bunte Billighandtücher genommen.
Die Mon-Khmer
Die ältesten Bewohner von Laos sind die Völker der Mon-Khmer-Sprachfamilie. Sie wanderten zwischen dem 6. und 10. Jh. nach Laos ein und siedelten in den fruchtbaren Niederungen des Mekong. Häufig wird behauptet, dass die später eingewanderten Tai-Völker die Mon-Khmer von den Tälern in höhere Gebirgslagen abgedrängt hätten. Da die Mon-Khmer-Völker jedoch traditionell Brandrodungsanbau betreiben und ihr animistischer Glaube sich sehr stark auf die Berge und Wälder bezieht, ist auch denkbar, dass sie schon immer in den Wäldern der höher gelegenen Regionen gelebt haben. Sie sind im gesamten Süden verbreitet, besonders auf dem Bolaven-Plateau in der Provinz Champasak und dem Gebirge entlang der Grenze zu Vietnam. Ihre größte Gruppe, die Khmu , ist in den Nordprovinzen Luang Prabang, Luang Namtha, Houaphan und Oudomxai zu Hause.
Die inoffizielle Dreiteilung
Touristen schätzen die ethnische Vielfalt in Laos als seltene Palette individueller Traditionen und Lebensweisen. Aus Sicht des Staates ist es genau diese heterogene Bevölkerungsstruktur, die die Verständigung erschwert und der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung im Weg steht. Schon in den 50er-Jahren, der Frühphase der laotischen
nation-building
, wurde daher eine besondere Klassifizierung der Bevölkerung vorgenommen: Je nach Höhenlage ihrer Siedlungsgebiete wurden die ethnischen Gruppen in drei Oberkategorien eingeteilt, wenn auch grob entlang ethno-linguistischer Grenzen. Die Vorsilbe „Lao“ (auch bei nicht-laotischen Gruppen) sollte das Konzept eines Staatsvolkes untermauern.
Zwar wurde diese Einteilung später zugunsten der offiziellen Zahl von 49 ethnischen
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